Sandhausen: Gemeinderat bewilligt 600.000 Euro für "Wahrzeichen"
Die Gelder sollen in den Erhalt des alten Rathauses und der ehemaligen Synagoge gesteckt werden.

Neue Teppiche, Lampen und Fenster: Die ehemalige Synagoge in Sandhausen soll wieder auf Vordermann gebracht werden - genau wie das alte Rathaus (links daneben), das heute das Heimatmuseum beherbergt. Foto: Fink
Von Roland Fink
Sandhausen. Die Dorfschänke, das alte Feuerwehrhaus, das alte Rathaus oder die ehemalige Synagoge - der Erhalt verschiedener wichtiger kommunaler Liegenschaften steht auf dem Aufgabenzettel der Sandhäuser Lokalpolitik. Einen ersten Schritt haben die Gemeinderäte nun getan. Einstimmig genehmigten sie für dieses und das nächste Jahr rund 600 000 Euro, die in die Synagoge und das Rathaus gesteckt werden sollen. Letzteres beherbergt heute das Heimatmuseum.
Darüber hinaus steht eine Bebauung des freien Platzes an der Ecke Hauptstraße/Heidelberger Straße neben der Synagoge im Raum. "Hier bietet sich mittelfristig Kapazität für eine Erweiterung", sagte Bürgermeister Georg Kletti in der jüngsten Ratssitzung.
Was in der Synagoge selbst gemacht werden soll, erklärte Ortsbaumeister Michael Schirok. 350 000 Euro wolle man ihm zufolge in das Gebäude investieren. Dieses wird heute für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt. Geplant ist eine barrierefreie Toilette; Teppichboden und Lampen sollen erneuert werden, genauso alle Fenster - gemäß der Richtlinien des Denkmalschutzes. "Die Alten müssen so erhalten bleiben, was heißt, dass wir innen neue Fenster anbringen müssen", so Schirok. Auch Teile des Dachs müssen repariert und dabei einige Holzteile ausgetauscht werden. Ob es am Ende dabei bleibt, ist jedoch nicht ganz klar. "Ob Steinmetzarbeiten dazukommen, sehen wir erst, wenn wir den Verputz abgenommen haben", sagte Schirok.
Vorgesehen ist dafür aber, den Nebenraum zu integrieren. Dort soll eine Spülküche und ein Kühlschrank eingerichtet werden. Zudem stehen ein Blitzschutz und Regenfallrohre auf dem Plan. Was mit den anderen Nebenräumen passiert, muss noch mit den derzeitigen Nutzern geklärt werden.
Es ist wie es ist: An dem Gebäude nagt der Zahn der Zeit - auch am Sandstein. An vielen Stellen ist dieser von Efeu überwuchert. Viel Handarbeit wartet also auf den städtischen Bauhof und die Handwerker - und dabei müssen sie äußerst sensibel vorgehen. Tiefer als eine Spatentiefe darf im Außenbereich nicht gearbeitet werden - um die Totenruhe am ehemaligen Friedhof rund um die Synagoge herum nicht zu stören.
Die Freifläche daneben, etwa 450 Quadratmeter, ist im Bebauungsplan "Ortskern III" noch als Grünfläche ausgewiesen. "Ein Baufenster von 250 Quadratmeter, zweigeschossig mit Keller und Dach bei 3,70 Metern Raumhöhe ist da schon möglich", sagte Schirok. Pro Geschoss könnten 200 Quadratmeter Nutzfläche entstehen, "das ist mehr als der größte Saal der Dorfschänke" betont der Ortsbaumeister. Wird hier bereits über einen Vereinshausersatz für die Dorfschänke nachgedacht?
Die Kritiker im Gemeinderat hielten sich zurück. Sowohl Uwe Herzog (CDU) sah das Gremium in der Verantwortung, Heimatmuseum und Synagoge zu erhalten, als auch Frieder Flory (SPD), der die Integration von Heimatmuseum und Synagoge zu einem Ensemble befürwortete. "Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das gesamte Vereinshäuserkonzept", sagte Flory, der sich für eine Umsetzung auf dem Gelände der ehemaligen Dorfschänke einsetzt. Für die FDP stellte Volker Liebetrau fest, dass diese Wahrzeichen von Sandhausen unbedingt erhalten werden sollten.
Die Idee, beide Gebäude mit einem Glasdach zu verbinden, hatte der Denkmalschutz allerdings abgelehnt. Die Synagoge sei eine der wenigen in Deutschland, die es schon vor der Reichspogromnacht im Jahre 1938 gegeben habe, sagte Bürgermeister Kletti. Dass hier nun ein neues Kulturzentrum mit entsprechender Infrastruktur in Sachen Beschallung und Lichttechnik entstehen soll, freute Ralf Lauterbach von der AL. "Vielleicht finden sich auch Förderer und Spender für diese wichtige Aufgabe", sagte er.