Die Berliner Mauer steht wieder - aber in Neckargemünd

Originalstück der Berliner Mauer im Menzerpark wurde nach Vandalismusattacke saniert - Einst gegen eine Kiste "Westbier" getauscht

24.11.2014 UPDATE: 24.11.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden
Enthüllten das Mauerstück, das nun wieder im Menzerpark steht: Jürgen Rehberger, Peter Liesegang (v.l.) und Oskar Schuster (r.). Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn

Neckargemünd. Wer in diesen Tagen im Menzerpark spazieren geht, stößt wieder auf ein Stück deutscher Geschichte: Seit dem vergangenen Freitag steht nämlich wieder das Originalstück der Berliner Mauer an seinem alten Platz und lädt zum Verweilen sowie Nachdenken ein. Das Mauerstück wurde im September vergangenen Jahres von Vandalen aus der Verankerung gerissen und ist dabei zerbrochen. Die Stadt hatte es daraufhin sanieren lassen und jetzt wurde es in einer feierlichen Runde passend zum 25. Jahrestag des Mauerfalls wieder aufgestellt.

"Das Mauerstück soll daran erinnern, dass wir nach 25 Jahren zusammengewachsen sind", sagte Bürgermeisterstellvertreter Jürgen Rehberger bei der Wiederaufstellung des Mauerstücks im Menzerpark. Doch von vorne: Einem simplen Tausch ist es zu verdanken, dass die Stadt am Neckar das Stück von der West-Berliner Seite der Mauer im Menzerpark stehen hat: Das Mauerstück wurde nämlich gegen einen Kasten Bier aus dem Westen getauscht. Der Abiturjahrgang 1990 des heutigen Max-Born-Gymnasiums - damals noch "Gymnasium Neckargemünd" - sei seinerzeit auf die Idee gekommen, ein Stück der Berliner Mauer als "Abiturdenkmal" auf das Schulgelände zu stellen, erzählte der ehemalige Abiturient Peter Liesegang.

Ein Schüler hatte damals einen Kumpel, der in West-Berlin wohnte und das Ganze für die Abiturienten ins Rollen brachte. Gegen einen Kasten "West-Bier" bekam er das Mauerstück von DDR-Grenzbausoldaten ausgehändigt. Die Abiturienten holten das 650 Kilo schwere Mauerstück aus Berlin selbst ab und brachten es nach Neckargemünd. Außerdem malten sie es noch bunt an.

Nachdem das "Abiturdenkmal" auf dem Schulgelände wieder abgebaut wurde, boten die beiden Abiturienten Peter Liesegang und Marian Schleidt der Stadt das Mauerstück sozusagen als Dauerleihgabe an. Der damalige Bürgermeister Oskar Schuster war Feuer und Flamme und sofort von der Idee begeistert. Die Stadt stellte das Mauerstück also im Menzerpark auf.

Das Mauerstück erinnert übrigens nicht nur an die Deutsche Einheit, sondern auch an das Ende des Kalten Krieges. Mit dem Fall der Berliner Mauer sei auch der Kalte Krieg in Europa überwunden worden, sagte der ehemalige Leiter des Bundesnachrichtendienstes Dr. Günther Wieck. Er war zu der kleinen Feier extra nach Neckargemünd gekommen und hatte zuvor im Max-Born-Gymnasium einen Vortrag gehalten (siehe Artikel unten).

Damit das historische Werk bei Wind und Wetter stehenbleibt, wurde eine Betonplatte mit zwei U-Profilen gegossen. Die Mauerfragmente wurden auf die Platte geklebt. Das gesamte "Kunstwerk" wiegt nun etwa zwei Tonnen und wird wohl nicht so schnell wieder kaputtgehen. Außerdem wird noch eine Platte mit einer Inschrift das historische Stück zieren, die noch angebracht werden soll.

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