Der Eppelheimer Stephan Zobeley ist ein Wanderer der Welten

Der Gitarrist spielt seit 24 Jahren in der Grönemeyer-Band - Mit "Der 4te Mann" bringt er nun sein eigenes Album raus

12.11.2014 UPDATE: 12.11.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 59 Sekunden
Stolz auf seinen '4ten Mann': Stephan Zobeley beim Besuch der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg. Foto: PD
Von Peter Wiest

Eppelheim. Es ist lange her, dass er auf einer Bühne stand - zu lange. Und deshalb freut sich Stephan Zobeley, dass es im Mai endlich wieder losgeht: Dann beginnt die neue Herbert Grönemeyer-Tour, und der aus Eppelheim stammende Gitarrist darf endlich mal wieder Live-Atmosphäre schnuppern. Seit 24 Jahren ist er jetzt schon ein Eckpfeiler der Grönemeyer-Band, die sich mit Norbert Hamm (Bass), Armin Rühl (Schlagzeug) und Norbert Kritzer (Keyboards) fast komplett aus Musikern der Rhein-Neckar-Region rekrutiert. Letztere sind der Heimat über die Jahre treu geblieben - im Gegensatz zu Zobeley, der 2007 nach Neuseeland und damit ans andere Ende der Welt gezogen ist.

In diesen Tagen ist er allerdings wieder mal zurück gekehrt in die alte Heimat. Nein, nicht in erster Linie wegen der Grönemeyer-Tour und eines bevorstehenden Fernsehauftritts bei Markus Lanz. "Klar, das gehört auch dazu. Aber zum Proben treffen wir uns meist erst eine Woche vor dem ersten Auftritt; das reicht. Schließlich kennen wir uns lang genug", sagt er. Dieses Mal ist der Gitarrist auch in eigener Sache gekommen: Mit einem Album im Gepäck, das ihm lange auf der Seele lag und jetzt auf den Markt kommt. "Der 4te Mann" heißt es - und ist in musikalischer Hinsicht, man kann es nicht anders sagen, schlicht sensationell. Es beinhaltet all das, "was ich viele Jahre lang mit mir herumgetragen habe", so Zobeley - und was dann in grade mal zwei Wochen in seinem Studio in Eppelheim endlich heraus durfte: Die schiere Lust am Spielen und Improvisieren; allerdings in einer vollkommen perfektionierten Form.

"Zurück zu den Wurzeln sozusagen", sei er damit gegangen, schildert Stephan Zobeley. Und das nach einem anscheinend ganz simplen Rezept. "Ich habe einfach die klassische Drei-Mann-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug genommen. Dann haben wir uns zu den einzelnen Stücken jeweils einen vierten Mann (daher auch der Titel) gesucht, ein Thema vorgegeben - und drauf los gespielt".

Heraus gekommen ist ein echtes musikalisches Schatzkästchen. Es ist faszinierend, wie sich die Musiker bei diesem "4ten Mann" von Stück zu Stück hineinsteigern in die Themen; wie sie diese ausloten und auswalzen im positiven Sinn; wie ihnen immer dann noch etwas Neues einfällt, wenn man grade glaubt, alles nur Denkbare nun wirklich gehört zu haben. Besonders grandios dabei ist Zobeleys Gitarrenspiel: Über die Jahre zwar reifer geworden, aber bei aller technischen Perfektion immer noch wunderbar roh, an den richtigen Stellen ungeschliffen und keineswegs abgeklärt. Außergewöhnlich sind aber auch alle anderen Musiker wie etwa Bassist Wolfy Ziegler oder Schlagzeuger Boris Angst; allesamt regionale Größen, die hörbar jede Menge Spaß an diesem Projekt hatten.

Mit 52 Jahren und diesem "4ten Mann" hat Stephan Zobeley anscheinend den Zenit seines musikalischen Könnens erreicht. Dabei blickt der Eppelheimer zurück auf eine lange Karriere, die ihn aus der hiesigen Region in die erste Liga der deutschen Rock-Musik katapultierte: Mit Stationen beispielsweise bei der Freddy Wonder Combo in den 80-er Jahren; ab 1988 dann mit "Zebra", von dort zum Begleitmusiker der Soul-Legende Chaka Khan; zwischendurch immer wieder mal als Studiomusiker unter anderem bei Edo Zanki, Uwe Ochsenknecht oder Anne Haigis. 1989 kam dann das Angebot Herbert Grönemeyers, in seiner Band zu spielen - was Zobeley, wie er schmunzelnd erzählt, zu dessen Erstaunen erst mal ablehnte. Ein halbes Jahr später hatte er es sich dann doch anders überlegt und rief seinerseits bei Grönemeyer an. Der nahm ihn immer noch gerne - fast so, als hätte er auf ihn gewartet.

Die Auswanderung nach Neuseeland 2007 war nicht ganz zwei Jahrzehnte später dann auch eine der Folgen des Ruhms, den er mit der Grönemeyer-Band einfuhr, erzählt Zobely heute: "Bis dahin war das alles so groß geworden, dass ich dachte, ich muss einfach mal weg; ich muss mal wohin, wo ich wieder in Ruhe einen Kaffee trinken kann, ohne überall angesprochen zu werden". Was als Versuch startete, ist längst zur zweiten Heimat geworden: Heute genießt der Musiker das Leben in der Stadt Christchurch und wohnt "wunderschön gelegen auf einem Hügel mit Blick auf die Bay".

Seither ist Zobeley nicht nur musikalisch, sondern auch geografisch ein Wanderer zwischen den Welten - der immer gerne zurück kommt in die alte Heimat, und zwar nicht nur, wenn Herbert Grönemeyer mal wieder ruft. Nachdem er mit dem "4ten Mann" jetzt seinen eigenen musikalischen Traum auf CD verewigt hat, soll das Ganze in der hiesigen Region auch live zu hören sein, nennt Zobeleys seinen nächsten Plan: Nach der Grönemeyer-Tour und vielleicht schon im Herbst kommenden Jahres will er versuchen, mit einer eigenen Band auf eine kleine Club-Tour zu gehen und dabei das "4te Mann"-Konzept mit Gastmusiker umzusetzen.

Info: Stephan Zobeley "Der 4te Mann", 19 Euro. Im Handel und unter www.der4temann.com. Herbert Grönemeyer und Band am 25. Mai in der Mannheimer SAP Arena; Karten bei allen RNZ-Geschäftsstellen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.