Penny Lobbach

Ist Einkaufen mit dem Handy wirklich schneller? (plus Video)

Die RNZ testete das neue Bezahlsystem des Discounters Penny: "Scan & Go" kann sich zwar lohnen, hat aber auch seine Tücken.

27.10.2021 UPDATE: 28.10.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 19 Sekunden
Was geht schneller und unkomplizierter: einkaufen wie immer oder mit „Scan & Go“? Foto: Bernhard Kreutzer

Von Christoph Moll und Sophia Stoye

Lobbach. Was der Discounter "Penny" derzeit bei immer mehr Märkten in der Region einführt, ist nichts anderes als eine Revolution beim Einkaufen. Kunden können in bisher rund 100 Märkten im Südwesten Deutschlands ihre ausgewählten Waren mit einer App per Smartphone selbst einscannen und diese am Ende an einer separaten Kasse ohne Personal bezahlen.

Mit dem Bezahlsystem "Scan & Go" soll das lästige und zeitraubende Ein- und Ausräumen des Einkaufswagens der Vergangenheit angehören. Alles einfacher, alles schneller – verspricht jedenfalls Penny. Doch stimmt das auch? Dauert ein "analoger" Einkauf wirklich länger?

Hintergrund

> Das Bezahlsystem "Scan & Go" führt der Discounter Penny aktuell in immer mehr seiner Märkte ein – auch in der hiesigen Region und in kleineren Märkten in ländlichen Gebieten. Neben Lobbach sind auch die Märkte in Dielheim, Aglasterhausen, Plankstadt und Weinheim

[+] Lesen Sie mehr

> Das Bezahlsystem "Scan & Go" führt der Discounter Penny aktuell in immer mehr seiner Märkte ein – auch in der hiesigen Region und in kleineren Märkten in ländlichen Gebieten. Neben Lobbach sind auch die Märkte in Dielheim, Aglasterhausen, Plankstadt und Weinheim umgerüstet worden. In Wiesloch ist die Einführung noch dieses Jahr geplant.

Mit dem System will Penny nach eigenen Angaben den Einkauf für Kunden angenehmer gestalten. Das neue System muss aber nicht genutzt werden, auch der klassische Einkauf ist weiter möglich. Kunden, die zwar ihre Waren selbst scannen, aber nicht mit EC-Karte bezahlen wollen, können an der klassischen Kasse bezahlen, ohne den Einkaufswagen auszuräumen. In einigen Märkten gibt es auch Kassen zum Selbstscannen, wie man sie bereits vom Einrichtungshaus Ikea oder von Baumärkten kennt.

Bei "Scan & Go" handelt es sich um einen Test, für den Filialen ausgewählt werden. "Wir überprüfen regelmäßig das gesamte Filialnetz und versuchen – in Abhängigkeit der jeweiligen Standort- und individuellen Rahmenbedingungen – eine Modernisierung der Märkte umzusetzen", so eine Penny-Sprecherin.

Wenn die technischen und räumlichen Voraussetzungen vorhanden seien, würden Filialen mit "Scan & Go" ausgestattet. Die Frage, wie ein Missbrauch des Bezahlsystems verhindert werden soll, ließ Penny unbeantwortet. (cm)

[-] Weniger anzeigen

Die RNZ-Redaktionsmitglieder Sophia Stoye und Christoph Moll haben im gerade erst auf das neue System umgestellten Penny-Markt im zwischen Heidelberg und Sinsheim gelegenen 2400-Seelen-Dorf Lobbach den Test gemacht.

> Die Einkaufsliste: Damit "analoger" und "digitaler" Einkauf vergleichbar sind, wurde zunächst eine Liste mit einigen Produkten des täglichen Bedarfs erstellt. Darunter: Brot, Käse, Bananen, Clementinen, Äpfel, Kaffee, Maultaschen und Gummibärchen. Ein Einkauf für etwa 15 Euro, wie er wohl täglich in ähnlicher Form vielfach vorkommt.

Auch interessant
Heidelberg: Bezahldienst Unzer glaubt an den Supermarkt ohne Kassen
Selbstzahler-Märkte: Verdi sieht moderne Supermärkte kritisch
Waldwimmersbach: RNZ-Leser kritisieren "Jobkiller" Selbstzahler-Penny-Markt
"Selbstzahler-Penny": Waldwimmersbach testet die Revolution beim Einkaufen
Lobbach: Mit der Penny-Eröffnung geht ein Wunsch in Erfüllung

> Der "analoge" Einkauf: Ganz altmodisch mit der Einkaufsliste in der Hand geht es erst mal zur Obst- und Gemüseabteilung. Die losen Clementinen können einfach in den Einkaufswagen gelegt werden, gewogen werden sie erst später an der Kasse. Am Brot-, Kaffee- und Süßigkeitenregal geht alles sehr schnell, wie eigentlich auch bei den restlichen Regalen. Der Markt ist zwar gut besucht, Gedrängel und Verzögerungen gibt es — bis jetzt — aber erst mal nicht. Weniger als zweieinhalb Minuten dauert es, bis alles im Einkaufswagen liegt und nur noch eine Hürde bevorsteht: die Kasse. Die lange Warteschlange dämpft die Euphorie, die App ausgetrickst zu haben und doch schneller gewesen zu sein. Mindestens fünf Personen sind zuerst dran. Die Uhr tickt weiter, aber das Kassenband bleibt still. Dann wird eine neue Kasse geöffnet und die Masse verteilt sich. Eine andere Kundin war schneller und darf ihren Einkauf zuerst bezahlen — genug Zeit, um die Lebensmittel in Ruhe aus dem Einkaufswagen zu räumen. Aber offenbar hat sie Probleme mit dem Kartenzahlgerät, weitere Sekunden verstreichen. Dann geht es wieder voran: Das Problem der Frau klärt sich schnell, beim Bezahlen des Testeinkaufs geht alles wieder flott.

Penny führt "Scan & Go" in immer mehr Märkten ein. Um den Einkauf zu starten, muss ein QR-Code gescannt werden. Foto: Kreutzer

> Der "digitale" Einkauf: Wer mit dem Smartphone die Waren selbst scannen möchte, muss zunächst die "Scan & Go"-App von Penny herunterladen. Für den Test ist dies bereits im Vorfeld geschehen, da dies nicht vor jedem Einkauf notwendig ist. Überraschend: Es müssen keine persönlichen Daten eingegeben werden. Um den Einkauf zu starten, muss mit dem Smartphone ein QR-Code am Eingang der Filiale eingescannt werden. Das funktioniert im Test erst im zweiten Versuch, da zunächst ein anderer QR-Code in der Nähe erfasst wird. Danach weiß die App aber, wo sie ist und zeigt an: "Penny Lobbach". Nun kann das Einkaufen beginnen. Der Barcode jedes Produkts, das im Einkaufswagen oder gleich in einer Tasche landet, muss gescannt werden. Und das geht überraschend schnell und unkompliziert: Die Barcodes werden flott erkannt und es ertönt jedes Mal ein lauter Piepton – wie an der Kasse. Kompliziert wird es bei losem Obst und Gemüse. Dieses muss zunächst auf eine Waage gelegt werden. An einem Display muss die Sorte ausgewählt werden. Anschließend wird ein Barcode ausgedruckt, der eingescannt werden muss. Das klappt im Test nicht sofort, da der Bon etwas zerknittert ist.

Die Waren werden beim Einkauf per Handy-App erfasst. Foto: Bernhard Kreutzer

Nicht ganz problemlos ist auch das Erfassen von Backwaren, die einzeln aus einem Regal herausgenommen werden können: Die Barcodes am Regal sind sehr klein und werden – je nach Lichtverhältnissen – nicht erkannt. Natürlich dauert das Erfassen der Produkte länger als die Ware einfach aus dem Regal zu nehmen und in den Wagen zu legen. Dafür geht es an der Kasse ratzfatz. Denn für die "Selbstscanner" steht eine eigene Kasse ohne Personal zur Verfügung. Nach dem Beenden des Einkaufs in der App wird auf dem Handydisplay ein QR-Code generiert, der an der Kasse eingescannt werden muss. Nun kann per EC- oder Kreditkarte bezahlt werden. Das funktioniert im Test reibungslos. Auf dem Kassenzettel befindet sich ein Barcode, mit dem sich die Schranke zum Verlassen des Marktes öffnen lässt. Ganz digital ist der Test-Einkauf dann aber doch nicht. Denn es empfiehlt sich ein analoger Einkaufszettel, da sonst ständig auf dem Smartphone zwischen digitalem Einkaufszettel und der Penny-App hin und her gewechselt werden muss.

Am Ende zahlen "Scan & Go"-Kunden digital an einer separaten Kasse, die ohne Personal auskommt. Foto: Bernhard Kreutzer

> Das Ergebnis: Penny hat tatsächlich Wort gehalten. Während der "analoge" Einkauf fünf Minuten und 35 Sekunden dauerte, war die "digitale" Variante etwa 30 Sekunden schneller. Dafür gab es mehrere entscheidende Faktoren: Vor allem die lange Warteschlange an der Kasse bremste den ansonsten zügigen "analogen" Einkauf aus. Das Einscannen der Produkte dauerte insgesamt nicht so lange. Wäre an der Kasse weniger los gewesen, dann hätte die "analoge" Variante gesiegt.

> Das Fazit: Für geübte Smartphone-Besitzer ist der "digitale" Einkauf ein Kinderspiel. Es gibt zwar einige Tücken, die aber mit etwas Übung schnell beseitigt sind. Vor allem, wenn im Markt viel los ist, kann der Zeitgewinn beträchtlich sein. Und vor allem bei großen Einkäufen dürfte die "digitale" Variante noch schneller sein, da das Ausräumen des Einkaufswagens an der Kasse sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Und auch quengeligen Kindern dürfte das Einscannen der Produkte Spaß machen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.