Impfen in der Praxis hat auch Nachteile, sagt Hausärztin Arnika Korth
Vielen Praxen fehlen die Kapazitäten für Impfungen im Akkord. Zudem sind auch "Verwerfungen" bei der Priorisierung durch Mediziner zu befürchten.

Sandhausen. (luw) "Wir stehen schon lange bereit", sagt Hausärztin Dr. Arnika Korth mit Blick auf die Impfung gegen Covid-19. Doch an den Plänen, bundesweit möglichst alle Hausarzt-Praxen in die Impfkampagne mit einzubeziehen, erkennt sie auch Schwächen: insbesondere aufgrund der personellen und räumlichen Voraussetzungen. Auch die Idee, dass die Allgemeinmediziner selbst entscheiden sollten, wer wann geimpft wird, sieht sie kritisch.
Bereits in der Freitagausgabe der RNZ hatte Ulrich Weigeldt als Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands gefordert, das Impfen "endlich in die Praxen" zu verlagern. "Wir sollten natürlich impfen", sagt dazu Korth, die seit 2014 eine Praxis in Sandhausen betreibt. Doch viele Hausärzte seien nicht darauf ausgelegt, unter Corona-Bedingungen zahlreiche Patienten in kurzer Zeit zu impfen.
"In meinem Wartezimmer haben mit jeweils 1,50 Meter Abstand vier Personen Platz", sagt sie auch angesichts der 15-minütigen Nachbeobachtung in Folge einer Impfung. So habe es bereits Gespräche unter Hausärzten gegeben, um möglicherweise ein von ihnen geleitetes Impfzentrum im Stadion des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen einzurichten. Das könnte demnach die Vorteile einer großen Fläche einerseits und der vertrauten Beziehung zwischen Ärzten und Patienten andererseits verbinden. "Ich werde jeden Tag gefragt, wann ich endlich impfe", berichtet die 57-Jährige.
Während Hausärzteverbands-Chef Weigeldt auf die in Praxen bereits übliche Grippe-Impfung verweist, erinnert Korth an die "nicht so einfache" Impfung mit Biontech. Auch dazu sieht sie ihre Praxis fähig, aber aufgrund der zu wahrenden Kühlkette und einer hier besonders erforderlichen Sorgfalt sei dies "nicht eins zu eins vergleichbar mit der Grippe-Impfung". Auch die Idee, als Hausärztin selbst Priorisierungen vornehmen zu müssen, hält sie für schwierig. Das könne mit hinten angestellten Patienten zu "Verwerfungen" führen, sagt sie.
Korth kritisiert zudem die bürokratischen und sich häufig ändernden Vorgaben, die sie mit ihrer Corona-Schwerpunkt-Praxis auch beim Testen zu spüren bekomme. Beim Thema Impfen würde sie sich etwa wünschen, dass die für jeden Einzelnen nötige Aufklärung zentral geregelt würde. "Man könnte zum Beispiel täglich im Fernsehen einen Aufklärungsfilm darüber zeigen." Das würde den Hausärzten viel Arbeit ersparen, meint sie.