Waibstadt

US-Veteran fährt mit dem Sprinter an die ukrainische Grenze

Eric Jenkins hat eine Hilfsaktion für die Ukraine organisiert. Vereine beteiligen sich auch. Wohnraum wird gesucht.

28.02.2022 UPDATE: 01.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Am Freitag fährt Eric Jenkins mit mindestens einem Sprinter nach Polen und dann weiter an die polnisch-ukrainische Grenze. Die Hilfsgüter, die er mitnimmt, werden bis dahin im Freizeitheim gelagert. Foto: Anjoulih Pawelka

Von Anjoulih Pawelka

Waibstadt. Gefühlt die halbe Stadt ist an diesem Montag damit beschäftigt, sich um Hilfe für ukrainische Bürgerinnen und Bürger zu kümmern. Es soll eine Hilfsaktion gestartet und Güter sollen an die polnisch-ukrainische Grenze transportiert werden.

Auf die Idee ist Eric Jenkins gekommen. "Die ganze Situation hat mich schockiert", erzählt der 33-Jährige und fügt hinzu, dass es ihn wütend mache, wenn Frauen und Kinder auf der Flucht sind. Also will er helfen. So entstand die Idee, mit einem vollgepackten Sprinter an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren. Er hat mit seinen polnischen Freunden gesprochen, die wüssten, wo Hilfe gebraucht wird. Ihm war wichtig, dass die Güter an den richtigen Ort gelangen und nicht dasselbe passiert wie im Ahrtal. Dort hat Jenkins vergangenes Jahr drei Tage verbracht und mitbekommen, dass die Hilfsgüter teilweise gar nicht gebraucht wurden oder am falschen Ort gewesen sind. Jenkins, der bei der US-Army gedient hat, in Afghanistan war und Veteran ist, macht das alles in seiner Freizeit.

Hintergrund

Folgende Dinge werden gebraucht: Taschenlampen, Batterien für Taschenlampen, Windeln, Babycreme, Erste-Hilfe-Kästen/Verbandsmaterial und Pflaster, Schlafsäcke und Decken sowie haltbare Lebensmittel und Tiernahrung. Jenkins sagt aber auch, dass man keine Dinge aus

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Folgende Dinge werden gebraucht: Taschenlampen, Batterien für Taschenlampen, Windeln, Babycreme, Erste-Hilfe-Kästen/Verbandsmaterial und Pflaster, Schlafsäcke und Decken sowie haltbare Lebensmittel und Tiernahrung. Jenkins sagt aber auch, dass man keine Dinge aus Kellerentrümpelungen oder Kleidung gebrauchen kann. "Die brauchen was zu essen und müssen warm sein." Die Sachspenden können am Mittwoch, 2. März, zwischen 17 und 20 Uhr im Freizeitheim in Waibstadt abgegeben werden. Außerdem ist es möglich, Geld für die Spritkosten zu spenden. Dies läuft über das Konto des Turnvereins, IBAN: DE39663500360017378127. Wer Wohnraum zur Verfügung stellen möchte kann sich unter Telefon 0151 / 17195475 melden. (jou)

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Um die Aktion publik zu machen, ist Jenkins auf Micheal Lutz von der Abteilung Kultur und Nachhaltigkeit des Turnvereins zugekommen. Es sei schnell klar gewesen, dass man die Aktion unterstützt, erklärt Lutz. So hat die Sache ihren Lauf genommen und entwickelt sich beinahe stündlich weiter. "Das ist alles gut durchorganisiert", sagt Lutz und fügt hinzu, dass alle etwas tun möchten. Derzeit werden die unterschiedlichen Hilfsaktionen koordiniert. Das verschmelze jetzt miteinander, sagt Lutz. Daher gibt es auch ein Treffen der einzelnen Helfergruppen.

Die Güter werden im Freizeitheim gesammelt und sortiert. Dafür hat Lutz schon Leute akquiriert. Um die zehn haben zugesagt, er rechnet allerdings mit mehr, denn in seinem Aufruf ist die Rede davon, einfach so zu kommen. "Das gibt eine riesen Aktion." Davon geht auch Jenkins aus. Er rechnet mittlerweile damit, dass sie mehr als einen Sprinter benötigen. Doch auch da ist man dabei, das zu organisieren, inklusive Fahrer. Jenkins und sein Team möchten am Freitagnachmittag losfahren. Dann geht es erst einmal zu seinen Freunden nach Polen, um dort zu übernachten. Die Männer sind zu zweit, damit sie sich beim Fahren abwechseln können. Am nächsten Tag geht es dann weiter. Wo genau sie hinfahren, wird recht spontan entschieden. Da verlässt sich Jenkins auf die Aussagen seiner polnischen Freunde, die dort den Überblick haben.

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Wenn sie die Hilfsgüter abgegeben haben, möchte sie am liebsten Ukrainer mit nach Waibstadt nehmen. Das macht Jenkins aber nur, wenn er ganz genau weiß, dass es für die bis zu vier Personen eine Unterkunft gibt, wo sie bleiben können. Deshalb sucht er nun nach Freiwilligen, die Menschen aus der Ukraine aufnehmen möchten. Die Stadt hat dafür keine Kapazitäten, erklärt Bürgermeister Joachim Locher. Alle kommunalen Wohnungen sind belegt, lediglich die Container sind noch frei. Doch das möchte er niemandem zumuten. Außerdem habe der Gemeindetag ihm eine Info zukommen lassen, dass das Land und der Landkreis die Verteilung der Geflüchteten grundsätzlich koordiniert. Geflüchtete aufzunehmen, gehe nur über Privatunterkünfte. "Da können wir nicht einsteigen", sagt Locher.

Dafür hilft die Stadt mit anderen Dingen. So hat Locher zum Beispiel organisiert, dass "Naturella" einige Kartons Saft spendet. Er sei den ganzen Morgen mit nichts anderem beschäftigt gewesen, als die Dinge für die Hilfsaktion zu organisieren. So holt der Bauhof zum Beispiel auch Kartons bei einer Firma ab.

Überhaupt scheint es, als ob derzeit besonders viele Kartons gesammelt werden. Auch Maria Daub-Verhoeven, Vorsitzende des Vereins Waibstadter Initiative für Flüchtlinge, hat schon welche organisiert. Der Verein hat einige Erfahrung mit Sammelaktionen durch die Ankunft der Geflüchteten aus dem Jahr 2014 und die Möbelgarage, die damals ins Leben gerufen wurde. Die Initiative betreut vor allem Menschen vor Ort und macht sich schon Gedanken, wie man helfen kann, wenn die Leute in Waibstadt ankommen. "Im Moment muss man abwarten, was auf uns zukommt", sagt Daub-Verhoeven. Bis dahin sei die Hilfsaktion von Jenkins eine gute Möglichkeit, aktiv zu werden.

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