Haare schneiden für die Erdbebenopfer
Yasemin Gürsoy hatte ihren Friseursalon am Sonntag geöffnet, um alle Einnahmen an die türkische Zivilschutzgesellschaft zu spenden.

Waibstadt. (bju) Die Tragödie in der Türkei und Syrien hat in der Region große Hilfsbereitschaft hervorgerufen. Auch Yasemin Gürsoy hatte in der vergangenen Woche zu Sachspenden für einen Hilfstransport aufgerufen und wurde förmlich überrannt. Im Laden und im Flur ihres Friseursalons "Fame" hatten sich in den vergangenen Tagen hunderte Kartons gestapelt, die jetzt bereits auf dem Weg in das Katastrophengebiet sind. Doch nicht nur als Annahmestelle für Sachspenden diente Gürsoys Friseursalon: am Sonntag hieß es zusätzlich "Haare schneiden für den guten Zweck".
"Heute bleibt die Kasse zu, und die Einnahmen für das Haareschneiden gehen direkt an die türkische Zivilschutzorganisation AFAD, um den Erdbebenopfern vor Ort direkt zu helfen", erzählt Gürsoy, nachdem bereits die ersten Kunden mit einem doppelten Lächeln aus dem Friseursalon gegangen sind. Und es wird nur "geschnitten", denn man möchte gerne viele Kunden an diesem außergewöhnlichen Öffnungstag bedienen.
"Unsere beiden Jungs mussten sowieso ihre Haare schneiden. Da ist heute dann doch ein idealer Tag, um gleichzeitig etwas Gutes zu tun", sagt eine Mutter. Auch Kundin Leonie lässt sich von Gürsoy die Haare schneiden. "Ich musste sowieso zum Friseur und habe die Gelegenheit dazu am heutigen Tag genutzt." Ein junger Mann aus der Nachbarschaft des Friseursalons hatte kurzfristig von der Aktion erfahren. "Das ist eine tolle Sache", lautet sein Fazit. Auch Gürsoy ist mit dem Start zufrieden. "Wir haben zusätzlich eine Spendenbox aufgestellt, und so mancher kommt auch nur kurz herein und wirft etwas hinein. Ganz ohne neue Frisur." Besonders dankbar ist die 38-Jährige über das Engagement ihrer Kolleginnen und Freundinnen. "Nicht alle arbeiten in meinem Salon, aber jede hatte sofort zugesagt, uns zu unterstützen."
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So waren am späten Nachmittag insgesamt sechs Friseurinnen im Einsatz. "Ein weiteres großes Dankeschön möchte ich Bürgermeister Joachim Locher und der Stadt aussprechen, die uns ohne viel Aufwand die Öffnung des Friseursalons an diesem Sonntag genehmigt haben", freut sich Gürsoy über den Zusammenhalt in Waibstadt. Die vergangenen Tage haben ihr selbst und ihren zahlreichen Helferinnen und Helfern viel Kraft gekostet, "aber mein Herz hat mir gesagt, ich muss etwas tun. Diese Bilder aus dem Erdbebengebiet sind einfach grausam." Sie sei spät in der Nacht aber immer "positiv erschöpft" gewesen. Nun hofft sie, dass auch ein entsprechender Betrag an diesem Sonntag für die Hilfe vor Ort erzielt wurde. "Jeder einzelne Euro zählt", sagt sie.