Das Rentamt ist ein Kulturgut
Auf allen Seiten großes Interesse an Belebung - Sein Umbau erfordert enge Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt

Von Michael Fritz
Sulzfeld. Bauzäune mit Sichtschutz verwehren Zugang und Einblick in den Innenbereich des Rentamts in Sulzfeld. Und das Interesse in der Sulzfelder Bevölkerung daran, was mit dem historischen Ensemble in der Ortsmitte geschieht, ist groß. Seit zehn Jahren steht das Gebäude leer.
Fest steht, es finden seit Wochen Grabungen statt. Allerdings nicht mit schwerem Gerät, sondern eher behutsam mit Schäufelchen und Pinsel. Der Grund sind archäologische Prospektionsgrabungen des Landesdenkmalamts, also die Erkundung und Erfassung des Areals. Bevor der Aushub für die geplante Tiefgarage erfolgen kann, müssen die Untersuchungen abgeschlossen sein, fordern die Denkmalschützer. Bisher wurden mehr als 120 Funde, alle zwischen drei und 15 Zentimeter groß, akribisch aufgelistet, beschrieben, datiert und fotografiert. Die gefundene Keramik umspannt einen zeitlichen Rahmen vom 11. bis zum 14. Jahrhundert. Außerdem wurden Knochen, Glas und Holzkohle ausgegraben. Die Dokumentation umfasst aber auch neuzeitliche Gegenstände wie eine Zahnpastatube oder eine gelbe "Quietsch-Ente". Im 70-seitigen Prospektionsbericht ist auch ein Netz aus vier Kanälen beschrieben, die in einen neun Meter tiefen Brunnen führen.
Hintergrund
Als Rentamt wurde früher eine Einrichtung zur Einnahme und Verwaltung grundherrschaftlicher Einkünfte bezeichnet. Historisch belegt ist eine Tiefburg, die um 600 Gaugraf Wolfram von Bretten erbaute. 1220 vermachte Conrad I., Ritter von Sulzfeld, die Tiefburg
Als Rentamt wurde früher eine Einrichtung zur Einnahme und Verwaltung grundherrschaftlicher Einkünfte bezeichnet. Historisch belegt ist eine Tiefburg, die um 600 Gaugraf Wolfram von Bretten erbaute. 1220 vermachte Conrad I., Ritter von Sulzfeld, die Tiefburg einschließlich des mittlerweile dazugehörigen Hofguts an den Speyerer Domstift. 1609 wurde das Mittlere Schloss erbaut, dessen Renaissanceportal heute noch erhalten ist. Engelhardt Göler war zu jener Zeit Obervogt in Pforzheim, weshalb es auch "Pforzheimer Schloss" genannt wurde. Ab 1810 bewohnte Franz Göler von Ravensburg das Gebäude. Nun wurde es "Franz’sches Schloss" genannt. (fz)
Für die Investoren, das Ehepaar Conny und Roland Szilvas aus Eppingen, ist das Ganze indes nicht so spaßig. Denn zum einen müssen sie die gesamten archäologischen Grabungen bezahlen, zum anderen verzögern diese den Baubeginn. "Wenn man ein Denkmal umbaut, muss man natürlich mit Mehrkosten und Zeitverzug rechnen", betont Architekt Manuel Müller, der mit dem behutsamen Umbau beauftragt ist. "Wir haben für beides Puffer eingeplant und noch liegen wir im Plan."
Parallel werden die Umbaupläne vorangetrieben, der Bauantrag soll in den kommenden Wochen eingereicht werden. Mit der Gemeinde stehe man in einem engen Kontakt. Bürgermeisterin Sarina Pfründer bestätigt, dass die Gemeinde das Vorhaben grundsätzlich unterstützt. "Es ist gut, dass sich im Rentamt etwas tut, das ist wichtig für die Entwicklung von Sulzfeld. Mit Zeitplänen bin ich aus Erfahrung sehr vorsichtig, gerade weil es sich um ein Denkmal handelt." Um die Bebauung zu regeln und Einfluss auf die Nutzungen zu nehmen, plant die Verwaltung, einen Bebauungsplan über das Gebiet zu legen.
Auch interessant
An den vorgesehenen Nutzungen besteht auch vonseiten der Bevölkerung großes Interesse. "Es sind Gespräche mit verschiedenen Leistungserbringern und dem Landratsamt Karlsruhe im Gange", berichtet Conny Szilvas. "Unter anderem sind ambulant betreutes Wohnen für junge Erwachsene sowie eine betreute Demenz-WG in Planung. Daneben sollen Einzelappartements mit pädagogischer und/oder pflegerischer Unterstützung entstehen." Die Diakonie Südlicher Kraichgau pflegt mit den Bauherren engen Kontakt und hat ihre Planungen im Januar bei einer Onlineveranstaltung zur Ortsentwicklung von Sulzfeld präsentiert (wir haben berichtet). Außerdem wird Conny Szilvas ihre eigene Praxis für Physiotherapie in Gemeinschaft mit der Logopädin Viktoria Hauch im Rentamt einrichten.
Für die barrierefreien Wohnungen in unterschiedlichen Größen haben sich bereits vor Baubeginn einige Interessenten gemeldet. "Das ehemalige Schloss an der Ecke zur Gartenstraße ist denkmalschutzrechtlich besonders wertvoll. Deshalb wird dessen Umbau erst in einem zweiten Bauabschnitt in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt angegangen", erklärt Architekt Müller.