Viel Gas gehabt und verkauft
Die Stadtwerke steigerten 2021 Absatz und Gewinn deutlich.

Von Armin Guzy
Eppingen. Die Stadtwerke Eppingen GmbH & Co. KG hat im vergangenen Jahr erneut mehr Strom und Gas verkauft und ihren Bilanzgewinn von 385.000 auf fast 620.000 Euro deutlich gesteigert. An die Stadt Eppingen, die über ihre Energie- und Verkehrsbetriebe (EVE) 51 Prozent der Anteile hält, sollen nun fast 240.000 Euro ausgeschüttet werden. Der Gemeinderat ermächtigte in seiner jüngsten Sitzung Oberbürgermeister Klaus Holaschke, in diesem Sinne bei der anstehenden Gesellschafterversammlung abzustimmen. Die weiteren Anteile an den Stadtwerken werden zu 28 Prozent von der Erdgas Südwest GmbH und zu 21 Prozent von der Kommunale Beteiligungen GmbH der EnBW gehalten.
Die Zustimmung erfolgte einstimmig und ohne Aussprache. Dabei wäre eine Einschätzung der weiteren Entwicklung und der Chancen und Risiken nicht nur in schriftlicher Form durchaus interessant gewesen. Schließlich beziehen seit der Gründung 2014 eine stetig größer werdende Zahl an Kunden ihren Strom und ihr Gas von Stadtwerken – vor allem in Eppingen und dem Umland – und das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, "eine partnerschaftliche und nachhaltige Energieversorgung in Eppingen zu gestalten" und mit allen Eppinger Bürgern "in einen offenen Dialog" zu treten. In der Sitzung blieb es jedoch weitgehend bei einem Lob für die ungewöhnlich hohe Eigenkapitalquote von 42,6 Prozent (Vorjahr: 44,7 Prozent), das Georg Heitlinger (FBW) dem Unternehmen aussprach.
Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Joachim Seigel hält sich in seinem schriftlichen Bericht mit Prognosen zurück. Er stellt fest, dass die Stadtwerke keine direkten Vertragsbeziehungen zu russischen Unternehmen haben und sieht "derzeit keine bestandsgefährdenden oder sonstigen Risiken mit wesentlichem Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage". Gleichwohl sei die "weitere Entwicklung der Ukraine-Krise momentan im Detail nicht abzusehen", und aus der konjunkturellen Entwicklung der Weltwirtschaft "können sich auch Auswirkungen auf das Geschäft der Stadtwerke Eppingen ergeben". Seriös einschätzen lasse sich dies jedoch nicht, schreibt Seigel. Ende 2021, also noch vor dem Ukraine-Krieg, haben die Stadtwerke ein Risikomanagement-System eingeführt. Mittelfristig sieht Seigel Chancen, weitere Neukunden zu gewinnen oder auch frühere Kunden zurückzugewinnen.
Im vergangenen Jahr haben die Stadtwerke die Erlöse vor allem beim Gasverkauf kräftig gesteigert: von zwei Millionen Euro im Vorjahr auf mehr als 2,7 Millionen im Berichtsjahr. Mit nun 3,8 Millionen Euro, einem Plaus von rund 500.000 Euro, war der Zuwachs beim Stromverkauf im Jahr 2021 ebenfalls deutlich. Sämtliches Gas und der meiste Strom werden von den Stadtwerken ein- und dann weiterverkauft. Allerdings tragen eigene Fotovoltaikanlagen, beispielsweise auf Hallendächern, dazu bei, dass die Stadtwerke zunehmend selbst Strom erzeugen – im vergangene Jahr erhielten sie dafür 200.000 Euro Einspeisevergütung, und die neue Freiflächenfotovoltaikanlage in Rohrbach ist in der 2021er-Bilanz nur teilweise berücksichtigt.
Aus der Bilanz geht auch hervor, dass ein großer Teil des Zuwachses auf Industriekunden zurückzuführen ist, vor allem beim Gasverkauf. Wie nachhaltig dieser Zuwachs angesichts der Energiekrise ist, ist kaum abzuschätzen. Dass Privathaushalte sparen wollen oder müssen, ist die eine Seite, deren Ausweichmöglichkeiten sind jedoch oft begrenzt. Finden hingegen energiehungrige Unternehmen eine kurzfristig umsetzbare Alternative zum Gas, wird sich dies unter Umständen schnell auch in der Stadtwerke-Bilanz niederschlagen, denn viele Unternehmen sind derzeit gerne bereit zu investieren, wenn sie sich damit ein stückweit von der Entwicklung abkoppeln können.
Eine weitere Unbekannte für künftige Bilanzen ist das Klima-Desaster. Seigel weist in seinem Bericht ausdrücklich darauf hin, dass die nicht vorhersagbare Entwicklung der Temperaturen "den Erdgasabsatz entscheidend beeinflussen wird".
Das Unternehmen hatte Ende 2021 fast 8,2 Millionen Euro Schulden (2020: 7,1 Millionen) und verbuchte mit 5,8 Millionen einen ebenfalls um rund eine Million Euro höheren Materialaufwand. Im laufenden Jahr sollen 1,6 Millionen Euro investiert werden, davon 570.000 Euro ins Gas-, der Rest ins Stromnetz.
"Die Stadtwerke sind insgesamt gut aufgestellt für die Herausforderungen der kommenden Jahre", merkt Seigel am Ende seines Berichts an.