Sinsheim/Berlin

23-jährige Sterbebegleiterin ausgezeichnet

Wenn junge Menschen am letzten Weg ein Segen sind - Saskia Hummel geehrt - Denn es gibt Wichtigeres im Leben

09.05.2019 UPDATE: 10.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Die 23-jährige Medizinstudentin Saskia Hummel ist die jüngste Ehrenamtliche im Verein Kraichgau-Hospiz. Anerkennung wurde ihr nun in Berlin zuteil. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim-Ehrstädt/Berlin. "Wenn ich weiß, dass es ihm jetzt besser geht, fühle auch ich mich wohler." Egal, wie groß der Stress vorher war. So beschreibt es Medizinstudentin Saskia Hummel. Sie hilft dort, wo scheinbar kaum noch Hoffnung auf Besserung besteht. Als Hospizhelferin mache sie in ihrem Ehrenamt immer wieder die Erfahrung: "Es gibt Wichtigeres im Leben, als die Dinge, die wir tagtäglich für derart wichtig erachten."

"Letzte Wege begleiten", das relativiere vieles, sagt auch Gertrud Schreiter, Vorsitzende des Vereins Kraichgau-Hospiz. Dass Saskia Hummel seit einem Jahr das Team der rund 20 Ehrenamtlichen unterstützt, hat eine Besonderheit: Denn die Ehrstädterin ist mit ihren 23 Jahren bisher die Jüngste im Kreis derer, die den qualifizierenden Kurs beim Sinsheimer Hospizverein in Kooperation mit dem Hospizverein Elsenztal durchlaufen haben.

Unter dem Motto "Letzte Wege begleiten. Mehr als ein Ehrenamt" hat nun die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey 95 Ehrenamtliche aus der Hospizarbeit und Palliativversorgung, alle jünger als 30 Jahre, in die Bundeshauptstadt Berlin eingeladen, um sie für ihr Engagement auszuzeichnen und mit ihnen über die Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen zu sprechen. Darunter auch Saskia Hummel. "Wir sind sehr stolz darauf, dass sie die Einladung nach Berlin erhalten hat", freut sich auch Gertrud Schreiter.

"Wir machen heute einen Schritt, das Ehrenamt junger Menschen besser anzuerkennen. Wer sich engagiert, soll auch im weiteren Leben davon profitieren können", gelobt die Ministerin: "Deshalb unterstützen wir diejenigen, die sich um die Schwerstkranken und Sterbenden kümmern, ihnen Halt geben, für diejenigen da sind, die gerade einen geliebten Menschen verlieren, ihre Zeit und Energie für dieses gesellschaftlich bedeutsame Ehrenamt einbringen."

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Urkunden mit dem Siegel der Familienministerin, der Bundesärztekammer, der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin sowie dem Deutschen Hospiz- und Palliativverband sollen Ehrenamtlichen wie Saskia Hummel die Möglichkeit geben, ihr Engagement und ihre Kompetenzen in der Sterbehilfe künftig bei Bewerbungen für Ausbildung, Studienplatz oder Job nachzuweisen.

Zu hoffen sei, dass sich weitere junge Menschen von dieser Aufgabe angesprochen fühlen, unterstreicht Gertrud Schreiter. Saskia Hummel habe einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, den Hospizgedanken auch in ihre Altersgruppe hineinzutragen und damit Ängste im Zusammenhang mit diesem Thema abzubauen.

Saskia Hummel erfuhr in Berlin reichlich Anerkennung, auch von Professor Winfried Hardinghaus, dem Vorsitzenden des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes: "Hospizarbeit ist auch in Zukunft ohne Ehrenamt nicht möglich. Diese Auszeichnung der jungen Menschen ist ein starkes Signal auf dem Weg hin zu einem neuen, bunteren, vielfältigeren und flexibleren Ehrenamt", sagt Hardinghaus; ein Wandel, der "dringend voran gebracht" werden müsse.

Hummel zählt zu einer Altersgruppe, in der der Tod kaum ein Thema ist. Zudem weiß sie als Studentin: "Mediziner mögen das Sterben nicht." Trotzdem verdränge sie das Ende des Lebens auch als junger Mensch beileibe nicht: "Ich akzeptiere den Tod halt." Dennoch räumt sie ein: "In meinem Alter hat man normalerweise nichts mit dem Tod zu tun, außer, wenn Oma oder Opa sterben."

Ort des Geschehens

Welche Motivation treibt einen jungen Menschen an, sich in der Hospizarbeit zu engagieren? Während viele ihrer Altersgenossen, die in Berlin ausgezeichnet wurden, von "wilden Beweggründen" wie Krankheit, Unfall oder Suizid im nahen Bekannten- und Familienkreis zur Arbeit mit Sterbenden gekommen wären, sei die Triebfeder für Saskia Hummel "relativ unspektakulär" gewesen: "Ich mache das einfach, weil ich das will, weil ich den Leuten helfen will und weil diese Arbeit ein direkter Weg dazu ist." Und weil die 23-Jährige schon vor Abschluss ihres Medizinstudiums für schwerkranke Menschen da sein wolle.

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