Zirkus versorgt sich selbst mit Multitalenten
Direkter Manuel Weisheit hat etliche seiner 13 Kinder in der Manege um sich - Zirkus als Teil des europäischen Kulturerbes?

Eine Liebesgeschichte unter der Zirkuskuppel stellten Kevin Weisheit und Jaqueline Quaiser vor.
Von Alexander Becker
Sinsheim. Der Circus Manuel Weisheit hat seine Zelte in der Elsenzstadt aufgeschlagen - nicht zum ersten Mal. "2013 waren wir schier hier", blickte Tim Thomsen, der Öffentlichkeitsarbeiter des in Neustadt an der Weinstraße ansässigen Familienunternehmens zurück. Damals, so erinnerte sich Thomsen, gastierte man auf dem Festplatz am Schwimmbadweg. Aktuell befinden sich die Artisten, Clowns und Dompteure der bis 1824 zurückreichenden Zirkusdynastie auf einem privaten Grundstück in der Carl-Benz-Straße, wo man am Donnerstagabend die Premierenvorstellung.
Den Auftakt bildete Dompteur Sascha Prehn mit vier sibirischen Tigern, die von den Zuschauern nicht nur bestaunt, sondern in der Pause gegen Mitte der Vorstellung auch selbst gefüttert werden konnten. Die Tiger-Nummer hatte schon im Vorfeld zu Protesten von Tierschützern wegen vermeintlich nicht artgerechter Haltung der Großkatzen. Zirkusdirektor Manuel Weisheit nahm eine Demonstration zeitgleich zur Vorstellung gelassen. "Die Tiere leben in der neunten Generation hier bei uns, und wir tun alles, damit es ihnen so gut wie möglich geht", verwies er auch auf die regelmäßigen behördlichen Kontrollen.
Die Zirkusbesucher bekamen von diesen Kontroversen bei der Tierschau und in der Manege nichts mit. Diverse Würgeschlangen, mit denen sich Interessierte während der Pause in der Manege fotografieren lassen konnten, wirkten jedenfalls gesund.
Ebenfalls topfit präsentierten sich die zweibeinigen Künstler, die allesamt der weitverzweigten Zirkusfamilie Weisheit angehören, während diverser abwechslungsreicher Nummern. Kevin und David Weisheit zeigten Handstandakrobatik, Jasmin Quaiser eine rasant Hula-Hoop-Show, Dominik und Jessy Weisheit präsentierten sich als Jongleure und Kaskadeure, Mary-Ann und Josephine traten als gelenkige Kautschukartistinnen auf, Kevin Weisheit und Jaqueline Quaiser erzählten spielerisch eine Liebesgeschichte unter der Zirkuskuppel und Clown Dave unterhielt das Publikum mit allerhand lustigen Einlagen. Ergänzt wurde das Programm "Pinky Slinky", der Minipony-Rasselbande sowie der Pferdenummer "Mini und Maxi".
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"Wir sind ein reiner Familienzirkus", beteuerte Manuel Weisheit, selbst Vater von 13 Kindern, die das Rückgrat des Unternehmens bilden, in dem jeder nicht nur ein Multitalent ist, sondern das auch sein muss. Jeder Zirkus - egal ob groß oder klein - müsse sich heute enorm anstrengen, um die Menschen für einen Besuch am Rande der Manege zu begeistern. Dem Programmheft des Zirkus ist zu entnehmen, dass das EU-Parlament bereits 2005 alle Mitgliedsstaaten einstimmig dazu aufgefordert habe, die Anerkennung des Zirkus als Teil der europäischen Kultur voranzutreiben, doch sei dahingehend zumindest auf deutscher Ebene bislang noch nichts Nennenswertes geschehen, bedauert Weisheit. So wurde im September vergangenen Jahres der "Verband deutscher Circusunternehmen" gegründet, um beispielsweise den Fortbestand der Zirkuskultur für nachfolgende Generationen zu sichern.
Info: Weitere Vorstellungen sind heute um 15 und 19 Uhr sowie morgen um 15 Uhr. Eintrittskarten sind am Kassenwagen erhältlich oder können unter Telefon 0174 / 4989286 reserviert werden.



