Parkhausfassade hinter Gittern
"Kein Juwel, sondern notwendiges Übel": Streckmetallgittern sollen der gestalterische Mittelweg sein

Die vier Varianten für die Gestaltung der Parkhausfassade zur Wilhelmstraße hin. Von roh (re. oben) über halbverkleidet (re. unten) bis hin zur stark gegliederten Lösung mit Lamellen reichten die Vorschläge. Am Ende votierte die Mehrheit im Gemeinderat für die Streckmetall-Variante (li. oben). Visualisierung: Stadt/Repro:RNZ
Eppingen. (guz) Die Fassade des geplanten Parkhauses in der Wilhelmstraße bleibt nicht "nackt", sondern wird mit unempfindlichen Streckmetallgittern in dezenter Farbe und Fensterelementen gestaltet. Unter vier Varianten favorisierte der Gemeinderat am Dienstag mit 16 zu sechs Stimmen bei einer Enthaltung diese Lösung. Im Gesamtauftrag für den Parkhausbau (2,5 Millionen Euro netto) sind bereits 125.000 Euro für die Fassade enthalten. Durch die jetzige Variantenwahl kommen weitere 43.000 Euro hinzu.
Damit ist die absolute Sparlösung, gegen die sich Verwaltung und Planer klar ausgesprochen hatten, vom Tisch - ebenso die Luxusvariante mit einer verdrehbaren Lamellenverkleidung (200.000 Euro) und die nächst günstigere Variante mit einer halbhohen Verkleidung für 75.000 Euro. "Ein solches Gebäude braucht eine Fassade", hatte Architekt Thomas Frey vor der Beschlussfassung nochmals die Position der Verwaltung verbal zementiert.
Dass nicht alle Stadträte dieser Auffassung sind, wurde in der Diskussion vor der Abstimmung erneut deutlich. "Das muss kein Juwel der Stadt sein, sondern ist ein notwendiges Übel", ließ Peter Wieser (Grüne) seine Sympathie für die völlig unverkleidete Variante erkennen, mit der die Stadt sogar die 125.000 im Bauauftrag bereits für die Fassade eingerechneten Euro gespart hätte. Seine beiden Fraktionskolleginnen hätten hingegen aus städtebaulichen Gründen die Halb-Variante bevorzugt.
Als "rausgeschmissenes Geld" bezeichnete Hartmut Kächele (SPD) die Streckmetall-Lösung. Er wollte partout keine Fassadenverkleidung - das sei eine Modeerscheinung - und verließ nach der Abstimmung unter Protest die Sitzung, weil das Gremium kurz zuvor die Erhöhung der Kindergartengebühren beschlossen hatte, beim Parkhaus aber nach Kächeles Auffassung nicht sparen wollte. "Dafür hätten wir drei Fassaden bauen können", kritisierte er vor seinem Abgang noch die (öffentlich nicht genannten) Kosten für die Computeranimationen mit den vier Varianten, die das Büro Obermeyer erstellt hatte.
Eher als Geschmacks- und Gestaltungsfrage denn als echtes Streitthema sah hingegen die Mehrheit im Gemeinderat die Variantenauswahl. Nicht nur Kächeles Fraktionskollege Michael Mairhofer ("wir brauchen eine Raumkante in der Straße"), auch Jörg Haueisen (FBW) und Carmen Probst (CDU) wollten das Parkhaus aus Kostengründen unverkleidet lassen. "Ohne Fassade können wir nicht leben", fasste Probst die Meinung ihrer Fraktion zusammen.
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Die jetzt beschlossene Verkleidung der südlichen Sichtseite mit halbtransparenten Streckmetallelementen in gedeckten Braun-, Bronze- und Silbertönen lässt nach Auffassung der Planer ausreichend Tageslicht in das Parkhaus. Verstärkt wird die Lichtverteilung durch weiß gestrichene Decken und mehrere Fensteröffnungen - die größte ist gegenüber der Gasse "Tüx" geplant, soll die Fassade stark gliedern und dadurch ein zu wuchtiges Erscheinungsbild des langen Baukörpers verhindern. Um das Sicherheitsgefühl und somit die Akzeptanz bei den Benutzern der vorgesehen 200 Stellplätze zu erhöhen, werden die dunkleren Bereiche möglicherweise zusätzlich mit permanentem LED-Licht ausgeleuchtet. Als Stromquelle käme die Fotovoltaikanlage in Betracht, deren Wirtschaftlichkeit derzeit noch geprüft wird.
Für Nostalgiker, die der abgerissenen Süßmosterei nachtrauern, wird es voraussichtlich ein Trostpflästerchen geben: Der Sockel des Parkhauses soll mit Stahlkörben gebaut werden, die dann mit Sandsteinen des abgerissenen Gebäudes aufgefüllt werden könnten.
Im aktuellen Haushalt der Stadt sind insgesamt fast 3,9 Millionen Euro für das Projekt Parkhaus eingeplant. Derzeit geht die Verwaltung davon aus, dass das Vorhaben am Ende mit 3,6 Millionen Euro abgerechnet werden kann.



