Sinsheim

Wie soll Theater unter Corona-Bedingungen funktionieren?

Die Theaterkiste will mit Auswahl der Stücke krisensicher sein. Zu etwaigen Corona-Auflagen gibt es viele Fragen und kaum Antworten. "Nordwind" kämpft noch mit Gegenwind.

24.08.2021 UPDATE: 25.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Im Nu ist Januar. Und bis dahin muss bei der Theaterkiste noch einiges geklärt werden: Vorerst beschäftigen such Uschi Barth, Andreas Schüle, Cornelia Schüle und Walter Lederer (von links) mit dem Bühnenbau. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim. Was machen Schauspieler, wenn sie eine Rolle spielen müssen, für die sie nicht gemacht sind? Wenn sie Kontrolleure mimen müssen, die die "3G"-Regeln überprüfen müssen? Solche Fragen stellt sich Uschi Barth, Vorsitzende der Sinsheimer Theaterkiste, die mitten in der Vorbereitung fürs neue Stück steckt. Es soll im Januar aufgeführt werden. Der Einlass müsste nach den derzeitigen staatlichen Corona-Auflagen anhand der Regel erfolgen, dass nur geimpfte, getestete oder genesene Personen Zutritt haben sollen. Aber wie das vonstattengehen soll? Die leidenschaftliche Theaterspielerin ist überfragt. Und wie kann der Theatersaal – bestens bewährt in Jahrzehnten von Spielzeiten in der Erkältungszeit im Winter – möglichst ansteckungsfrei gehalten werden, wenn rund 60 Gäste im Publikum sitzen?

Mit dem Aufbau der Kulissen sind die Mitglieder des Amateurtheaters deutlich geübter – und genau darum kümmern sie sich jetzt gerade. In die Gestaltung des Bühnenbildes stecken sie viel kreative Leidenschaft. "Gut gegen Nordwind" heißt das Zwei-Personen-Stück nach dem Roman von Daniel Glattauer. Schon bei der Auswahl habe man darauf geachtet, dass die Handlung mit wenigen Akteuren auskommt, berichtet Barth von den Vorbereitungen einer Spielzeit, die den Namen auch verdienen soll. "Wir wollten von vorn herein die Voraussetzungen erfüllen, um möglichst auch spielen zu können, wenn Abstandsregeln, Kontakt- und Einlassbeschränkungen gelten sollten." Außerdem werden derzeit die Stücke "Honig im Kopf" und "Extrawurst" geprobt, jeweils mit sechs Spielern.

Probleme macht die Frage, wie eine Premiere voller Ge- und Verbote ganz praktisch gehandhabt werden kann. "Das beginnt schon beim Einlass, und wir fragen uns wirklich: Können wir das leisten?" Die Vorsitzende und die Vereinsmitglieder haben Bedenken, wenn sie daran denken, all die Bescheinigungen überprüfen zu müssen, vom QR-Code zum Testzertifikat als gedruckte Datei. Barth schiebt die Hürde noch weit von sich: "Damit müssen wir uns konkret beschäftigen, wenn es Richtung Aufführung geht."

Erfahrungen mit der Einlassregelung per Handy-App hat die Theaterkiste bereits, da sie ihren Vorverkauf auch über die Internet-Plattform "Ticketino" regelt und die Eintrittskarten mithilfe von Smartphones überprüft. Das stimmt Barth zuversichtlich: "So ähnlich kann das dann wohl auch bei der Überprüfung der Nachweise für Geimpfte, Getestete oder Genesene sein. Wir hoffen mal, dass wir das dann hinkriegen."

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Die rund 30 Mitglieder der Theaterkiste müssen Multitalente sein, die nicht nur auf der Bühne stehen, sondern auch Kulissen bauen und die Öffentlichkeitsarbeit sowie die gesamte Organisation samt Einlassregelung erledigen müssen.

Eine weitere Schwierigkeit, der sich die Theaterleute stellen müssen, ist das Thema Raumbelüftung. Denn die Spielzeit beginnt im Januar, also mitten in der kalten Jahreszeit und möglicherweise unter dem Einfluss steigender positiver Corona-Tests.

Doch wie kann durchlüftet werden, ohne dass die Gäste frieren müssen? "Es ist beim Umbau der Carl Orff-Schule leider versäumt worden, für eine ordentliche Belüftung des Theatersaals zu sorgen", bedauert Barth und weiß, dass die hohen Kosten für eine bauliche Umsetzung eine Rolle gespielt hätten, dennoch meint sie: "Mir hätten ja auch schon Ventilatoren am Fenster gereicht."

Die Fensterfront im knapp 200 Quadratmeter großen Theatersaal sei zwar durchaus groß genug, um für ausreichenden Luftaustausch auch bei voll besetztem Saal zu sorgen. Doch reagierten die Zuschauer bei geöffnetem Fenster oft sehr empfindlich, gibt die Vereinsvorsitzende zu bedenken: "Die gute Belüftung des Raumes war schon immer ein Problem."

Von all den offenen Fragen lassen sich die Laiendarsteller nicht vom geliebten Hobby abhalten. Sie proben, basteln am Bühnenbild, bleiben zuversichtlich und stemmen sich derzeit mit dem Einstudieren der Dialoge etwa von "Gut gegen Nordwind" gegen möglichen, Regularien-bedingten Gegenwind.

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