Rätsel um den Bargener "Moschtkrug"

Gralshüter vermissen ihren edlen Humpen

Moskrug der Bargener "Eintracht" scheint endgültig abgetaucht

13.06.2017 UPDATE: 14.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 29 Sekunden

Am Boden des Krugs war ein GPS-Sender angebracht. Ob er jetzt noch etwas nützt?

Von Günther Keller

Helmstadt-Bargen. Treibt er inzwischen im Rhein? Oder hängt er in einer Neckarschleuse fest? Vielleicht liegt das edle Trinkgefäß aber auch im Schlamm der Elsenz. Seit der Bargener Männergesangverein seines "Moschtkrugs" verlustig ging, schießen im Helmstadter Ortsteil die Spekulationen ins Kraut, wo denn der Humpen abgeblieben sein könnte. Seit Tagen kommt kein Signal mehr von dem am Henkelbecher angebrachten GPS-Gerät. "Es ist zum Verzweifeln", sagt MGV-Vize Alfred Arndt. Die Hoffnung auf eine Rückkehr des Kultgegenstands hat man aber noch nicht ganz aufgegeben.

Das Lied "Lustig ihr Brüder" gehört zum festen Repertoire der Sangesbrüder. "Potztausend Schlapperment, wie schmeckt mir’s Bier so gut! Vivat, soll leben, der einschenken tut!". Mit dem Einschenken klappt es nicht mehr wie gewohnt, seit der Krug mit einem stolzen Fassungsvermögen von drei Litern weg ist. Das Steingut war zuletzt bei einer Wanderung der feierfreudigen Sängerschar in Wollenberg zum Einsatz gekommen. Als man sich auf dem Rückweg eine Pause am Wollenbach gönnte, kullerte der Krug in einem Moment der Unachtsamkeit ins Gewässer. Hilflos mussten die Rastenden zusehen, wie ihr Krug den Bach hinabtrieb. Einige Bergungsversuche missglückten. Bisweilen wurde der Abgang gar schon als böses Omen gewertet, es werde auch mit dem Männergesangverein den Bach runtergehen.

Liegt nun ein Schatten auf der Amtszeit des Vorsitzenden Steffen Emmerich, der erst vor eineinhalb Jahren die Vereinsführung übernommen hat? "Nein", wehrt sein Stellvertreter Arndt ab. Immerhin hatte der MGV-Präses den Krug einst selbst spendiert und mit dem Sinnspruch "Home ist where our Mostkrug is" ("Daheim ist, wo mein Mostkrug ist") verzieren lassen. Versichert war das Behältnis allerdings offenbar nicht. Bei den Sängern war das Gefäß neben den Notenblättern schnell zum wichtigsten Utensil der Vereinsarbeit geworden. Bei Konzerten tat der Krug ebenso seinen Dienst wie bei Schlachtfest oder Ausflügen. Aber während die "Eintracht" über einen Notenwart verfügt, gibt es keinen amtlichen Krugwart, der als Gralshüter fungierte. Das könnte als Nachlässigkeit gewertet werden: Als die Bargener im April bei einem Auftritt in Kirchardt ihre musikalische Visitenkarte abgaben, blieb der Krug zurück. "Vergessen" sagen die einen; "Absichtlich zurückgelassen", damit ihn der gastgebende Verein (gefüllt) beim anstehenden MGV-Schlachtfest wieder mitbringe, sagen die anderen. Die wahren Hintergründe sind ungeklärt, aber tatsächlich marschierten die Kirchardter tatsächlich drei Wochen später mit dem Krug inklusive Rotweinfüllung auf dem Ingelheimer Hof ein.

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