Neubau der Pfohlhofbrücke dauert mehr als ein Jahr
Nachts wird es laut, tagsüber kompliziert. Die Bahn übernimmt einen Großteil der Kosten.

Von Tim Kegel
Sinsheim-Steinsfurt. Der Ort wird zweigeteilt. Unter Umständen mehr als ein Jahr lang. Es wird laut. Und das vor allem nachts. Ein Haus, das dem Vorhaben im Weg steht, wird abgerissen.
Doch die Sanierung der Pfohlhofbrücke über den Bahngleisen ist notwendig und soll bald beginnen. Eigentlich handelt es sich um einen Neubau. Hinterher, merken Sachverständige an, sei das Bauwerk im Altort "ICE-tauglich".
Und das Vorhaben muss, wie Infrastrukturamtsleiter Bernd Kippenhan dem Gemeinderat schilderte, in akribisch durchgetakteten Zeitfenstern hochgezogen werden. So verlange es die Deutsche Bahn. Doch weil das Staatsunternehmen selbst nicht unbedingt für akribisches Durchtakten steht, sollte sich die Stadt Sinsheim "rechtzeitig um einen Schienenersatzverkehr kümmern", wie Grünen-Rat Alex Riederer vorschlug.
Zwar erwartet Kippenhan aufgrund der genauen Vorplanung mit vielen Wochenend- und Nachtbaustellen "überhaupt keine Beeinträchtigungen" für den Zugverkehr. Allerdings machte SPD-Rat Jens Jochen Roth – immer gut informiert in Sachen Nahverkehr – noch während der Sitzung klar, dass die Bahn bereits "mit einer zweiwöchigen Sperrung" des Streckenabschnitts rechne. Nun wird das geprüft.
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Der Bau selbst ist aufwendig. Die Brücke ist rund 100 Jahre alt, nach heutigen Vorschriften zu niedrig und zu schmal, weshalb neue Fundamente auf Pfählen im Erdreich gegründet und Träger und Stützen darauf aufgebaut werden müssen.
Beim Abbruch der alten Konstruktion wird die Decke herausgeschnitten und mit einer Krankonstruktion weggehoben. Einige Male muss das Hebewerk umgesetzt werden. Weil sich gleich vier Straßen an der Brücke begegnen, müssen diese ans neue Bauwerk angeglichen werden. So sieht das Projekt, das die Stadt "bis weit ins Jahr 2025" beschäftigen wird, im Schnelldurchlauf aus.
Dass es Unwägbarkeiten und Risiken gibt, ist sicher. Die Pfohlhofbrücke ist marode, kleinere Teile der Decke drohen, ins Gleisbett zu stürzen, weshalb das Bauwerk mit einem Fangnetz bewehrt ist, das regelmäßig ausgetauscht werden muss.
Dies alles passiert, während Züge rollen. Der innerörtliche Verkehr muss während der Bauzeit ein Netz an Umleitungen nutzen, westlich der Brücke liegen ein größeres Wohngebiet und die örtliche Schule.
Das Projekt kostet voraussichtlich rund 5,2 Millionen Euro, wobei die Stadt Sinsheim in Vorleistung gehen, letztendlich aber wohl nur rund 1,2 bis 1,5 Millionen Euro selbst bezahlen muss. Den Rest übernimmt die Bahn, die das Geld laut Kippenhan "sukzessive zurückbezahlt".
Vor Jahren, als die Sanierung erstmals vorgestellt wurde, gingen Schätzungen noch von einem bis zu zweistelligen Millionenbetrag aus. Die Wahl "eines anderen Verfahrens" komme nun günstiger. Die Zahlen seien laut dem Amtsleiter allerdings "dynamisch".
Dass das Projekt in Steinsfurt für Missstimmung sorgen wird, ist so gut wie sicher: Kippenhan rechnet mit einer "starken Beeinträchtigung für Steinsfurt" mit Lärm und Verkehrsproblemen. Er geht davon aus, dass sich "die Bevölkerung sehr stark beschweren wird" und will deshalb im Rahmen einer Bürgerveranstaltung zum Thema informieren.
Ortsvorsteher Rüdiger Pyck drängte darauf, dass das "zeitnah passiert", denn die Abbrucharbeiten sollen bereits in diesem August beginnen.
Reibungslos vonstattengegangen seien die Verhandlungen mit den Bewohnern des Hauses, das dem Bau weichen soll. Ihnen dankte Oberbürgermeister Jörg Albrecht im Rahmen der Sitzung ausdrücklich.
Die lange Bauzeit von fast einem Jahr kam Grünen-Rätin Anja Wirtherle merkwürdig vor, zumal es längere Pausen gebe, in denen wenig passiere. "Sie können", sagte Kippenhan, "monatlich nur zwischen 200.000 und 300.000 Euro verbauen".