Brückensanierung könnte zweistelligen Millionenbetrag kosten
Stadt kann dies laut OB Albrecht nicht allein stemmen - Trennung Steinsfurts soll vermieden werden

Die Überführung der Bahnlinie am Pfohlhof verbindet zwei Bereiche von Steinsfurt. Doch die Brücke ist marode, ein Netz schützt bereits seit einiger Zeit die Züge vor herabfallenden Betonbrocken. Foto: Günter Lang
Von Hans-Ingo Appenzeller
Sinsheim-Steinsfurt. Immer wiederkehrende, lange Staus auf der Ortsdurchfahrt, viele Bauwillige bei wenigen Bauplätzen: An Herausforderungen mangelt es Sinsheims größtem Stadtteil nicht. Die letzten Wochen des gerade beendeten Jahres 2018 brachten eine neue, unerwartete Hiobsbotschaft: Die Überführung der Bahnlinie am Pfohlhof sei einsturzgefährdet und müsse für den Verkehr gesperrt werden. Schlaflose Stunden, so erklärten Oberbürgermeister Jörg Albrecht und Ortsvorsteher Rüdiger Pyck beim Neujahrsempfang am Sonntagabend, hätte ihnen diese Kunde und das sich auftuende Finanzierungsszenario bereits bereitet. Da hörten die etwas mehr als 100 Gäste im Saal der Verwaltungsstelle besonders aufmerksam zu.
Die schlaflosen Stunden für den OB sind diesbezüglich offenbar überwunden, die Sorgenfalten auf der Stirn bleiben aber, und sie sind tief. Denn die Kosten, welche die Behebung der plötzlich aufgetretenen Schäden an der genau 150 Jahre alten Brücke ausmachen, können nach wie vor nicht genau eingeschätzt werden. "Es handelt sich hier nicht nur um einige Millionen. Wir müssen uns wohl auf einen zweistelligen Millionenbetrag gefasst machen", erklärte Albrecht. Doch das könnte, so der OB, die Stadt beim besten Willen nicht stemmen. Er denkt an Hilfe von übergeordneter Stelle und dankte speziell dem Landtagsabgeordneten Dr. Albrecht Schütte für dessen spontane Bereitschaft, diesbezüglich beim Regierungspräsidium in Karlsruhe aktiv zu werden.

Mehrere Steinsfurter, darunter häufige Blutspender, wurden im Rahmen des Neujahrsempfangs geehrt. Foto: Günter Lang
Das neue Jahr wird wohl Konkretes liefern. Jedenfalls wollen weder Albrecht noch Pyck, eine "Teilung des Ortes". "Jetzt gilt es einen gangbaren und finanzierbaren Weg zu finden, um die Brücke für die Zukunft zu sichern", sagte der Ortsvorsteher.
Er hatte an diesem Abend aber auch Erfreuliches zu berichten: Beispielsweise den weiteren Erwerb von Grundstücken im Ortskern: "Nach langen Verhandlungen ist es unserem Oberbürgermeister gelungen, einen sehr großen Teil zwischen der Lerchenneststraße und der Steinsfurter Straße für die Stadt zu erwerben. Das ist ein großer Segen für unsere Ortsentwicklung." Nun könne in diesem zentralen Bereich des Ortskerns die Planung anlaufen. Die Dorfentwicklung sei, so erklärte Albrecht, so gut gelaufen, dass die Stadt einen Antrag auf Erhöhung des Landeszuschusses stellte. Zugleich erneuerte der Oberbürgermeister seinen Aufruf an Privatpersonen, sich die Chance durch die laufende Sanierung nicht nehmen zu lassen.
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"Wir haben eine funktionierende Gemeinde", freute sich Rüdiger Pyck. Er dachte an die Sanierung der Schule mit dem Bau der Sporthalle - hier steht in diesem Jahr der nächste Schritt an, die Außenanlage - oder an die Anlage des Synagogenplatzes mit den Erinnerungen an die Steinsfurter NS-Opfer. Er musste aber ergänzen, dass beispielsweise das Fehlen innerörtliche Parkmöglichkeiten oder der Autobahnanschluss "Fluch und Segen" sei. Darüber hinaus konnte seit über 20 Jahren aus "verschiedenen Gründen kein Baugebiet mehr realisiert werden" viele bauwillige junge Leute wanderten deshalb ab. "Große Herausforderungen sind hier noch zu bewältigen", lautete deshalb Pycks Schluss. Oberbürgermeister Jörg Albrecht wünschte "ein herzliches Glück auf für Steinsfurt".
Bei den Ehrungen dankte der Ortsvorsteher Ilka Ozolins, welche sich seit Jahrzehnten um den Blumenschmuck rund um den Reißbrunnen kümmert. Besondere Worte des Dankes galt der sich neu gegründeten freiwilligen Arbeitsgruppe, die kleinere Reparaturen und Projekte bearbeitet. Lob erhielt diese "Ersthelfergruppe" auch vom Oberbürgermeister.
DRK-Ortsgruppenvorsitzender Robert Bayer ehrte elf freiwillige Blutspender, die häufig zum Aderlass gegangen sind: für 50-maliges Spenden Birgit Bender, Ulrike Mex und Andreas Mischok, für 25-maliges Spenden Kai Neuschutz und Jürgen Richter. Beim anschließenden Umtrunk und der kleinen Stärkung, gespendet von der Brauerei Jupiter und der Metzgerei Pyck, gab es dann genügend Gelegenheit zum Gedankenaustausch sowie um die eine oder andere zuvor gehörte Thematik zu vertiefen. Das Querflötenduo Nicole und Janina vom Musikverein zeichnete zuvor für die musikalische Umrahmung verantwortlich.