"Lockerungen können Inzidenzen weiter nach oben treiben"
Dr. Johannes Berentelg zu einem Wegfall von Corona-Beschränkungen und einer niedrigeren Impfquote bei ukrainischen Flüchtlingen.

Sinsheim. (cbe) Hohe Corona-Infektionszahlen, milde Verläufe, angedachte Lockerungen und häufig ungeimpfte Flüchtlinge aus der Ukraine: Zu diesen Themen befragte die RNZ Dr. Johannes Berentelg, Ärztlicher Direktor des Sinsheimer Krankenhauses.
Die Infektionszahlen steigen wieder deutlich an. Wie viele Covid-Patienten werden momentan im Sinsheimer Krankenhaus behandelt?
In der GRN-Klinik Sinsheim werden aktuell sechs Covid-Patienten auf der Isolierstation sowie ein Covid-Patient (beatmet) auf der Intensivstation behandelt.
Gab es im Sinsheimer Krankenhaus in den zurückliegenden vier Wochen Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19?
In den vergangenen vier Wochen ist ein Patient mit einer schweren Vorerkrankung im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
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Viele Bürger haben den Eindruck, dass Covid-19 mittlerweile zwar ansteckender ist, die Verläufe aber in der Mehrheit weniger schwer sind. Teilen Sie diese Ansicht?
Derzeit sind die Infektionszahlen sehr hoch. Aber die derzeitige Corona-Variante sowie die Impfung führen bei vielen zu milderen Krankheitsverläufen. In den vergangenen Wochen haben wir eine hohe Belegung auf der Isolierstation, dafür aber deutlich weniger Covid-Patienten auf der Intensivstation verzeichnet.
Zum 20. März sollen einige Corona-Beschränkungen wegfallen, darunter die Maskenpflicht in einigen Bereichen. Wie schätzen Sie diesen Schritt ein?
Großzügige Lockerungen können die Inzidenzen weiter nach oben treiben, was sich sicher auch auf die Belegungen in den Krankenhäusern auswirken kann und wird. Hier bleibt zu hoffen, dass Corona-Impfungen uns weiterhin vor schlimmeren Verläufen schützen. Sollte die Zahl der im Krankenhaus behandelten Patienten mit Covid-Infektion steigen – entscheidend ist dabei nicht nur die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Patienten, sondern auch diejenigen, die auf den Isolierstationen behandelt werden – sollten getroffene Entscheidungen situationsangemessen wieder revidiert werden.
Viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind offenbar nicht geimpft. Könnte dies bei der weiteren Entwicklung der Pandemie eine Rolle spielen?
Während der Flucht und in Aufnahmelagern befinden sich die Menschen oft auf engem Raum. Daher sind Ansteckungen, gerade bei Ungeimpften, kaum zu vermeiden. Deshalb ist es umso wichtiger, den Flüchtlingen in Deutschland ein Impfangebot zu machen, um sich und andere zu schützen.



