Flüchtlinge in Sinsheim: Kreis plant eine weitere Notunterkunft

Der Kreis wird in Sinsheim voraussichtlich Ende Januar 2016 eine "große Notunterkunft" für Flüchtlinge in Betrieb nehmen

24.11.2015 UPDATE: 25.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

In dieser ehemaligen Gewerbehalle in Sinsheim will der Kreis ab Ende Januar 2016 Flüchtlinge unterbringen. Foto: Kegel

Von Stefan Hagen

Sinsheim/Rhein-Neckar. Es sind nur ein paar dürre Zeilen in einer Pressemitteilung, aber die haben es in sich: Es habe sich ganz kurzfristig die Möglichkeit ergeben, teilt der Rhein-Neckar-Kreis mit, in Sinsheim eine große Notunterkunft für Flüchtlinge in einer ehemaligen Gewerbehalle in Betrieb zu nehmen. Als Zeitpunkt wird Ende Januar 2016 genannt. Nicht erwähnt wird, wie viele Menschen dort untergebracht werden können.

Auch eine Nachfrage beim Kreis bringt keine Klarheit. Die Belegung des Objektes sei abhängig von den wöchentlichen Zuweisungszahlen, sagt Kreissprecherin Silke Hartmann. "Da diese schwanken, kann eine konkrete Belegungszahl nicht genannt werden." Bislang hatte der Kreis stets eine Maximalzahl für neue Unterkünfte genannt. In Sinsheim darf also gerätselt werden.

Denn auch Oberbürgermeister Jörg Albrecht kann keine Auskunft geben. "Ich weiß es definitiv nicht", seufzt der Stadtchef. Er sei von dieser schnellen Entwicklung überrascht worden. Man habe lediglich gewusst, dass der Kreis seit Wochen an verschiedenen Objekten interessiert sei und das Verhandlungen im Gange seien. Klar sei aber, dass Sinsheim vor großen Herausforderungen stehe. "Und dies bereitet mir schlaflose Nächte", gibt Albrecht einen Einblick in sein Seelenleben.

Aktuell gibt es in der Kraichgaumetropole 604 Plätze für Asylbewerber und Flüchtlinge, die vom Rhein-Neckar-Kreis für die Erstunterbringung genutzt werden. Die Plätze verteilen sich auf die Gemeinschaftsunterkünfte im Fohlenweideweg (424 Plätze) und in der Steinsbergstraße (ehemalige Bodenseewasserversorgung, 120 Plätze) sowie auf Wohnungen (60 Plätze).

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Derzeit werden die Gebäude des Landwirtschaftsamtes und des ehemaligen Vermessungsamtes innen umgebaut. Hier sollen ab Mitte bis Ende Dezember für drei Jahre 200 Personen unterkommen. Hinzu kommt nun noch eine unbestimmte Zahl an Menschen in der neuen Unterkunft.

In der Pressemitteilung des Kreises spricht Ordnungsamtsleiter Stefan Becker von einer "Notlösung". "Bei rund 300 ankommenden Personen pro Woche, die wir dann in unsere Unterkünfte verteilen müssen, brauchen wir für eine Art Erstaufnahme eine solche Einrichtung", schreibt Becker. Selbst wenn alle neuen Bundesgesetze greifen würden, werde es auf unterer Ebene in absehbarer Zeit keine Entlastung geben, "da aus den Landeserstaufnahmestellen die Menschen mit Verzögerung in die vorläufige Unterbringung der Kreise kommen", erläutert der Leiter des Kreisordnungsamtes. Die für ein Jahr angemietete Gewerbehalle solle praktisch als Puffer fungieren, um den Asylbewerbern und Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten zu können, bis sie dann in perspektivisch fertiggestellte Gemeinschaftsunterkünfte umziehen könnten.

Die Unterbringung soll für die künftigen Bewohner also jeweils eine kurzfristige Ausnahmebelegung sein, schreibt Becker weiter. Deshalb lasse sich jetzt auch noch nicht konkret sagen, wie viele Personen dort im Durchschnitt untergebracht würden. Dies hänge von der jeweiligen Zugangssituation und davon ab, inwieweit das Landratsamt andere Unterkunftsplätze rechtzeitig zur Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen fertigstellen könne.

Wichtig ist für Oberbürgermeister Albrecht, dass die Bevölkerung umfassend über die Flüchtlingssituation und die Betreuung vor Ort in Kenntnis gesetzt wird. Dieser Bitte kommt der Kreis nach und bietet am Montag, 30. November, 20 Uhr, in der Sporthalle der Carl-Orff-Schule, Werderstraße 8, 74889 Sinsheim, eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema an.

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