Eschelbach nahm Abschied von "Gio"
Hunderte kamen zur Beisetzung von Ritter-Wirt Giovanni Ardita.

Von Alexander Becker
Sinsheim-Eschelbach. Praktisch das ganze Dorf war auf den Beinen, um am Freitagnachmittag dem plötzlich verstorbenen Wirt des Gasthauses "Ritter", Giovanni Ardita, die letzte Ehre zu erweisen. Hunderte Menschen hatten sich zwischen evangelischer Kirche und Aussegnungshalle versammelt; die örtliche Feuerwehr lenkte den Zustrom. "Gio", wie er genannt wurde, war im Dorfleben und im Vereinsgeschehen überaus präsent, galt bei vielen als "Kultfigur". Er starb im Alter von nur 50 Jahren.

72 Familienmitglieder und enge Angehörige konnten aufgrund der Corona-Verordnung am Gottesdienst teilnehmen. Die Trauerfeier wurde von Dekan Thomas Hafner von der katholischen Seelsorgeeinheit Sinsheim-Angelbachtal gehalten. Hafner kannte den Verstorbenen, schätzte dessen herzliches Wesen und seine Freigiebigkeit. Der Dekan erzählte von einer Schneewanderung nach Angelbachtal, bei der das Seil eines geliehenen Schlittens gerissen war. Um Hilfe gebeten, gab "Gio" ihm seinen Gürtel als Ersatz. Das Angebot, diesen bald wieder zurückzugeben, habe Ardita mit den Worten "Das brauchst Du nicht, ich schenke ihn Dir. Du kannst ihn behalten" dankend abgelehnt.
"Man konnte alles von ihm haben. Er war für jeden da. Er war überall angesehen und beliebt", brachte Hafner auf den Punkt, wie viele in der Ortschaft über "Gio" dachten.
Als "Lebenswerk" hauchte der gelernte Bäcker – nachdem er seinen ursprünglichen Beruf nicht mehr auf Dauer hatte ausüben können – im Jahr 2005 dem "Ritter" neues Leben ein und machte die Dorfkneipe zum Treffpunkt Eschelbachs schlechthin. Arditas Familie und viele Freunde unterstützten ihn dabei nach Kräften, aber auch alle örtlichen Institutionen, bei denen er Mitglied war. Standen Vereinsfeste an, schloss Ardita den "Ritter" und half bei Bedarf mit seinen eigenen Vorräten aus. "Ohne Gio wird nichts mehr sein wie es bisher war", spielte der Dekan auf das Lieblingslied des Verstorbenen an – "Things will never be the same" von der Band "Roxette".

Ähnliches kam in den Worten von Weggefährten zum Ausdruck. "Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft waren von Kindesbeinen an immer seine Stärken", betonte einer der vier "Eschelbacher Bäckerbuwe", eine Gruppe, zu der auch "Gio" gehörte. Ardita, der früher begeisterter Fußballer war und außerdem passives Mitglied im Tischtennisclub, führt außerdem mit 160 binnen zehn Jahren erzielten Treffern die ewige Torschützenliste des TSV Waldangelloch an.
Eine Abordnung der "Eschelbacher Kerweborscht" geleitete den Sarg des Verstorbenen zum Grab. Dort erwiesen ihm auch der Musikverein "Trachtenkapelle" sowie der Männergesangverein "Harmonie" die letzte Ehre. Zu Ende ging die Trauerfeier auf dem Rathausplatz. Dort gedachten Freunde und Verwandte ein letztes Mal Giovanni "Gio" Ardita mit einem gebackenen Herz aus Hefeteig.



