Das neue Kirchardter Rathaus kommt ins Schulgebäude
Gemeinderat entschied sich mehrheitlich für die "vernünftigste Lösung" - 4,7 von 7,5 Millionen Euro Kosten bleiben an Gemeinde hängen

Im Erweiterungsbau der Birkenbachschule soll das Rathaus sein neues Zuhause finden. Foto: Schmiedl
Kirchardt. (isi) Nach fast eineinhalb Stunden war der Grundsatzbeschluss gefasst: Das Rathaus der Zukunft findet in frei werdenden Räumen des Schulhauses sein neues Zuhause. Der Gemeinderat freute sich über das ungewohnte Interesse an seiner Sitzung, die Sitzplätze reichten zunächst nicht aus, so groß war der Andrang der Bürger. Schnell wurden noch Stühle aus benachbarten Büros in den Sitzungssaal geholt.
Wie berichtet wird die Birkenbachschule von 2019 an eine reine Grundschule sein, die Werkrealschule in Kirchardt wird mangels neuer Schüler eingestellt. Dadurch werden Räumlichkeiten im Erweiterungsbau I und II auf dem Schulareal frei. Diese werden zu Büros und Versammlungsräumen für eine Rathausnutzung umgebaut. Die Außenanlagen und Parkplätze von Schule und Rathaus sollen neu gestaltet werden, das seitherige Rathaus wird nach dem Umzug abgerissen. Darüber hinaus findet im zweiten Untergeschoss des Schulerweiterungsbaus eine Außengruppe des benachbarten Kindergartens Goethestraße ein neues Domizil. Der Kindergarten wird saniert. Das ehemalige Gasthaus "Hirsch" wird ebenfalls saniert und im Erdgeschoss soll ein Café eingerichtet werden. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde der Beschluss so gefasst.
Laut Untersuchung sind rund 7,5 Millionen Euro nötig, um die beschlossenen Maßnahmen zu realisieren, davon muss die Gemeinde 4,7 Millionen Euro selbst aufbringen. Alle nötigen Flächen liegen im Sanierungsgebiet Ortskern II. Die Verwaltung wird einen Antrag auf Aufstockung der Fördermittel beim Land stellen. "Eine Zusage haben wir nicht, aber wir sind optimistisch, dass der Kostenrahmen erhöht wird", so Bürgermeister Gerd Kreiter.
Zuvor hatte der Rathauschef alle vier möglichen Varianten in der Sitzung vorgestellt, die Vor- und Nachteile benannt und schließlich den Antrag der Verwaltung formuliert. Seit 1989 hat sich der Gemeinderat immer mal wieder mit dem Thema beschäftigt, in fünf Klausurtagungen intensiv darüber beraten, zwei davon in der Amtszeit von Gerd Kreiter, der seit Mai Bürgermeister ist.
"Für den Dorfplatz haben wir damit immer noch keine Lösung, aber den Platz könnten wir hinter der evangelischen Kirche abseits der Straße anlegen", so der Rathauschef. Zudem sei klar, dass auch der Bauhof umgesiedelt werden müsse, der momentan im Seitenbau des Rathauses untergebracht ist. Argumente, die gegen die anderen Standortvarianten sprachen, waren unter anderem, dass die Flächen an der Heilbronner Straße, Ecke Hauptstraße, für einen Dorfplatz zu stark befahren seien und die Parkplätze nicht direkt am Rathaus wären, sondern auf der anderen Straßenseite. Auch beim "Hirsch" gibt zu wenig Fläche für Parkplätze.
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Für CDU-Gemeinderätin Elke Betz ist die "gefühlte Ortsmitte im Ort". Deshalb findet sie es besser gefunden, wenn auch das Rathaus im Ort wäre. Denn sie befürchtet, dass "wenig folgen wird, wenn wir nicht in der Ortsmitte sanieren". Auch Markus Trunzer von den Freien Wählern gab zu bedenken: "Wir vertun eine Chance, in der Ortsmitte ein architektonisches Highlight zu setzen." Er wolle nicht für Fahrzeuge planen, sondern für Menschen.
Die meisten Ratsmitglieder waren mit der gefundenen Lösung jedoch sehr zufrieden. "Wir haben eine nachhaltige Variante gefunden und können Leerstände vermeiden", so Jürgen Czemmel (CDU). Sein SPD-Kollege Gerd Wolf sagte: "Wir haben nicht die beste, aber die vernünftigste Lösung gefunden." Dem hielt sein Ratskollege Dr. Joachim Hartmann entgegen: "Wir treffen hier keine Entscheidung zweiter Wahl, es ist die beste Lösung."
Mit dem Beschluss beginnt nun erst die Arbeit. Für die Sanierung des "Hirsch" muss ein Planer und möglichst auch gleich ein Nutzer gefunden werden. Wenn alles klappt, könnte der Umbau in etwa einem Jahr beginnen, so Kreiter. Auch für die Sanierung des Kindergartens in der Goethestraße wird nun ein Planer gesucht. Um die Schulräume in Büros zu verwandeln, ist der Zeitplan großzügiger gesteckt.
Info: Am Donnerstag, 27. Oktober, 19 Uhr, findet eine Bürgerversammlung in der Aula der Birkenbachschule statt, auf der Agenda steht auch das Thema Rathausneubau.



