Sinsheim

DRK-Kleiderladen "Jacke wie Hose" ist jetzt ein alter Hut

DRK-Kleiderladen und Kontaktwerkstatt sind jetzt Geschichte - Keine signifikanten Zuschussgeber mehr

26.07.2020 UPDATE: 27.07.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Der DRK-Kleiderladen im Quellbergweg bei seiner Eröffnung im September 2016. Das Projekt ist beendet, damit ist auch die Kontaktwerkstatt geschlossen. Archivfoto: Christiane Barth

Sinsheim. (cba) Der DRK-Kleiderladen "Jacke wie Hose" hat seine Pforten seit Beginn der Corona-Krise geschlossen. Und er wird auch nicht mehr öffnen. Dies teilte der Präsident des DRK-Kreisverbandes Rhein-Neckar/Heidelberg, Jürgen Wiesbeck, den Ehrenamtlichen nun in einem Schreiben mit.

Eröffnet wurde der Laden, mit dem gleichsam auch ein Netzwerk für Menschen unterschiedlichster Nationalitäten aufgebaut werden sollte, 2016 mitten in der Flüchtlingskrise und galt seither als Kontaktwerkstatt, vorwiegend für Menschen mit Migrationshintergrund. Dass dabei auch Second-Hand-Kleidung für wenig Geld die Besitzer wechselte, war eher zweitrangig. Vorrangiges Ziel war, Menschen aus fremden Ländern nach der Erstversorgung auch längerfristig bei der Integration zu unterstützen und ihnen darüber hinaus eine kulturelle Plattform zu bieten. Das Projekt war auf drei Jahre angelegt gewesen und wurde von der Dietmar Hopp-Stiftung sowie der "Aktion Mensch" gesponsert.

Elke Laber-Steiner, eine treue Besucherin, die sich dem Kleiderladen sehr verbunden fühlte, bedauert das Aus. "Da zerbricht menschlich einiges", lautet ihre Meinung. Der Laden sei eine wichtige Anlaufstelle gewesen, habe Asylbewerbern sowie Einheimischen mit wenig finanziellen Mitteln "ein Stück Heimat" und nicht zuletzt Bildung gegeben. Der willkommene Treffpunkt interkulturellen Austauschs, das Forum zum Netzwerken sowie die willkommenen Feste und Feiern fehlten nun.

Im Brief des DRK-Kreisverbandes heißt es: "Der Projektzeitraum für die Kontaktwerkstatt und den Kleiderladen ,,Jacke wie Hose‘ endet planmäßig zum Spätjahr dieses Jahres." Die Entscheidung sei nicht von wirtschaftlichen Erwägungen wegen Corona getragen gewesen, betont Jürgen Wiesbeck. Doch gebe es nun "keine signifikanten Zuschussgeber mehr". Es sei aber zu bedenken: Hinter diesem Projekt stehe ein "erheblicher Aufwand".

Das Projekt, das aus der Flüchtlingskrise heraus geboren wurde, sei eben wegen des "besonderen Themas entstanden," welches nun nicht mehr aktuell sei, meint Wiesbeck. Diese "Bedürftigkeit" von 2016 sei nun, da die Flüchtlingszahlen deutlich zurückgegangen seien, nicht mehr gegeben. "Der Aufwand ist geblieben – für immer weniger Bedarf", betont Wiesbeck. Ins Gewicht fiele außerdem, dass nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Hauptamtliche sowie Ein-Euro-Jobber beschäftigt gewesen seien. Auch die Mietkosten seien zu beachten.

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Aus "Infektionsschutzgründen" ruhten seit Beginn der Krise auch zahlreiche weitere Aktivitäten des DRK. Für Sinsheim im Speziellen sei eine schrittweise Öffnung des Ladens, der geführt werden müsse wie ein Einzelhandelsgeschäft, unter dem Diktat der Corona-Auflagen nicht vor Ende August möglich gewesen, erläutert Wiesbeck. Der Aufwand aber, nun Umbaumaßnahmen wegen eines einzigen Monats zu finanzieren, lohne sich schlichtweg nicht. "Wir können es nicht vertreten, wegen vier Wochen den Laden wieder aufzumachen," sagt Wiesbeck. Nach gewissenhafter Prüfung aller Bedingungen sei man schließlich zum Schluss gekommen, dass eine Fortführung des Projektes nicht möglich ist. Der Zuspruch sei zu gering im Verhältnis zum Kostenaufwand.

Selbstverständlich habe man bei Sponsoren nachgefragt, doch auch da sei der Zuspruch "sehr verhalten" gewesen. Und Wiesbeck macht abermals deutlich: "Das Projekt war nur auf drei Jahre angelegt gewesen, wir schließen also planmäßig."

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