Sinsheim

Cathleen Wagner gab Konzert im Kuhstall (plus Video)

Klatschen oder Muhen: Hauptsache Applaus. Die Location war Corona geschuldet.

17.11.2021 UPDATE: 18.11.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Vor 18 Milchkühen präsentierte Cathleen Wagner ihre Version von Elvis Presleys „Can’t help falling in Love“. Screenshot: Christiane Barth/RNZ-Repro

Sinsheim. (cba) Applaus kann auch von Kühen kommen. Sie klatschen natürlich nicht, muhen aber deutlich. Und das findet die Künstlerin, die schon reichlich stehende Ovationen vor menschlichem Publikum geerntet hat, gar nicht schlecht. Cathleen Wagner war Kandidatin bei "Voice Kids", räumte beim Nachwuchs-Wettbewerb "Jugend musiziert" schon zahlreiche Auszeichnungen ab, ist seit 2020 Unicef-Botschafterin und gab jetzt auch ein Konzert in einem Stall im österreichischen Filzmoos.

Wagner beeindruckte in Sinsheim zuletzt beim Orchesterkonzert der Städtischen Musikschule als Solistin am Cello, Beifallsstürme inklusive. Bei der Sat 1-Casting-Show "The Voice of Germany Kids" wurde sie 2020 von Heribert Klein, Mitglied des Deutschen Komitees für Unicef, entdeckt. Die Klavier- und Cellospielerin, die seit fünf Jahren auch singt und eigene Lieder schreibt, trägt mit ihrer Musik seither auch dazu bei, dass Gelder für Kinder in wirtschaftlich benachteiligten Ländern oder Kriegsgebieten wie Indien, Syrien oder Afghanistan eingetrieben werden. "Ich interessiere mich schon lange dafür, Kindern in diesen Ländern zu helfen", erklärt Wagner. "Ich mache das, was ich liebe, für benachteiligte Kinder."

Und in Filzmoos kauten nun 18 Milchkühe genüsslich zur Musik von Elvis Presleys "Can’t help falling in Love" wider, denn die Corona-Regeln galten nur für Menschen, aber nicht fürs Vieh, sodass die Benefizwochen, die seit vielen Jahren immer in diesem kleinen Bergdorf im Salzburger Land stattfinden, viel Kreativität erforderten. Unter anderem das kleine, intime Konzert der Sinsheimer Nachwuchsmusikerin auf einem landwirtschaftlichen Hof vor Corona-konformem Publikum.

Doch das war nicht das einzige Konzert, das die 17-Jährige in ihrer neuen Funktion als Unicef-Botschafterin gab. Im September wirkte sie bei "richtigen" Benefiz-Galas in Österreich vor Corona-bedingt nur rund 100 Gästen mit, wieder vor menschlichem Publikum also. Am 27. November ist außerdem eine Weihnachtsgala in Düsseldorf geplant, bei der sie mit zahlreichen internationalen Musikern wie Kristina Love, der Hauptdarstellerin des Tina Turner-Musicals, oder dem James Brown-Saxofonisten Waldo Weathers auf der Bühne steht. "Es ist für mich eine große Ehre, mit diesen berühmten Musikern aufzutreten, und ich bin immer sehr aufgeregt vor solch einem Ereignis", gesteht die junge Frau. Von diesem Kontakt profitiere sie auch selbst, denn sie erfahre beim Plaudern mit den Stars so manchen heißen Tipp.

Etwa den von Kristina Love, die ihr beim Essen mal verriet, wie man am besten mit Blockaden umgeht. Denn Wagner will derzeit kein Liedtext von der Feder gehen, der sie wirklich zufriedenstellt. "Momentan habe ich eine Blockade", gesteht sie, und vermutet, die Ursache sei die Pandemie-bedingte Reduktion: "Ich glaube, es liegt daran, dass in meinem Leben momentan alles ziemlich eintönig ist." Was ihr fehle, seien die Konzerte. "Da konnte ich immer zeigen, wie ich mich entwickelt habe. Und das ist jetzt alles auf ein Minimum eingeschränkt. Ich übe zwar, aber ich habe kein Ziel vor Augen", berichtet sie.

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Den Rat der Tina Turner-Darstellerin beherzigt sie seither, denn diese riet dazu, einfach weiterzuschreiben, ob es nun gut wird oder nicht. Denn alles würde sie weiterbringen, auch wenn nicht von wirklichem Gelingen die Rede sein könne. Inspiration schöpft Kristina Love aus der Familie und dem Freundeskreis. Dies geht Wagner auch so. In ihren Liedern verarbeitet sie eigene Erlebnisse, auch emotionale Tiefpunkte oder Empörungen übers Weltgeschehen. So etwa die Tatsache, dass Mädchen in benachteiligten Ländern der Schulbesuch oft verwehrt wird.

Die Schülerin am Wilhelmi-Gymnasium steht nun kurz vor dem Abitur und hat beruflich nur ein Ziel vor Augen: Musik zu studieren. Eine Weichenstellung steht aber noch an: Soll die Weiterentwicklung im Pop- oder im klassischen Bereich erfolgen? "Da muss ich mich noch entscheiden", sagt Wagner, die ihre Alt-Stimme seit fünf Jahren schult.

Wenngleich der Start ihrer Laufbahn als Musikerin etwas holprig war: Mit sechs Jahren begann sie, Klavierspielen zu lernen: "Ich war unglaublich schlecht, weil ich nie Lust hatte zu üben, und nie Notenlesen lernen wollte." Doch ihre Mutter habe sie trotz fehlender Motivation immer gefördert.

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