"Industrielle Revolution" in den Bergdörfern
Bis Ende 2018 soll in Adersbach, Ehrstädt und Hasselbach das Grundgerüst zum Glasfaserausbau stehen – In 15 Jahren vollversorgt

Die Bergdörfer Adersbach, Ehrstädt und Hasselbach gelten bei der Internetversorgung als "Weißer Fleck". Bald beginnt dort der Glasfaserausbau. Foto: Tim Kegel/Repro: Gerhard Link.
Von Tim Kegel
Sinsheim-Adersbach. Infrastruktur der Zukunft soll in den Bergdörfern installiert werden, das Grundgerüst schon bis Ende 2018; die Vollversorgung bis in etwa 15 Jahren. Planer des Zweckverbands "Fibernet"-Rhein-Neckar, die Koordinatoren der Rathaus-IT-Abteilung sowie Betreiberfirma "NetCom", bisher "NeckarCom", informierten jetzt im Rahmen einer Bürgerveranstaltung über die geplante Glasfasernetz-Internetversorgung. Ein Projekt, dessen Tragweite Lothar Engelhard, Ingenieur im Rathaus mit der Industriellen Revolution vergleicht. Hier die wesentlichen Punkte in Kürze:
> Bisherige Technik und Leistung: Hybridlösung aus Richtfunk und vorhandenen Schaltverteilern mit Kupferkabeln. Je nach deren Länge und Zustand steht eine Leistung zwischen sechs und 30 Mbit/Sekunde zur Verfügung.
> Wie sieht die Planung fürs kommende Jahr aus?
Eine so genannte Backboneleitung von Rohrbach nach Adersbach, Hasselbach und Ehrstädt entsteht. Als Zwischenlösung werden die Schaltverteiler mit Glasfaserkabeln verbunden. Die anliegende Leistung erhöht sich und auch die Leistungsfähigkeit des bestehenden Kupferkabelnetzes. Die so genannte "letzte Meile" vom Kabelverzweiger zum Kunden wird dadurch leistungsfähiger.
> Wer wird als erstes vollständig mit Glasfaserkabeln versorgt?
Um schnellstmöglich Infrastruktur aufzubauen, läuft die Trasse zunächst durch die gesamte Adersbacher Ortsdurchfahrt. Anlieger können direkt ans Glasfasernetz angebunden werden. Ziel ist es, binnen 15 Jahren sämtliche Sinsheimer Haushalte direkt anzubinden.
> Mit welchem Leistungsspektrum ist zu rechnen?
Abhängig vom Weg, der vom Kabelverzweiger bis zum Kunden zurückgelegt wird. Außerdem spielen der Zustand der Kupferleitungen, mittelfristig auch der Ausbaugrad eine Rolle. Aber auch das gebuchte Paket aus dem Portfolio des Netzbetreibers. Das angebotene und in den Bergdörfern für Privathaushalte realistische Spektrum zieht sich derzeit von 16 über 30, 50 bis zu 100 Mbit. Im Vergleich zur aktuellen Versorgung ist das in jedem Fall schneller. Internet-Fernsehen und ähnliche aufwendige Services funktionieren ab etwa 30 Mbit.
> Welche Kosten für den Ausbau stehen im Raum?
Die Stadt Sinsheim kalkuliert für die Bergdörfer rund 850.000 Euro. Das Gebiet zählt als "weißer Fleck" in der Versorgung mit schnellem Internet, weshalb ein Landeszuschuss in Höhe von rund 430.000 Euro in Aussicht steht.
> Welche Kosten kommen auf Grundstückseigentümer zu?
Ein Hausanschluss mit Leerrohren inklusive aller Kosten bis fünf Meter aufs Kundengrundstück kostet zunächst - im Rahmen laufender Einrichtungsmaßnahmen - 495 Euro, jeder weitere Laufmeter kostet 50 Euro. Wenn die Glasfaserkabel eingeblasen werden, werden 345 Euro fällig. Die Hausinstallation ändert sich nur bei direktem Glasfaseranschluss. Die einzelne Verlegung zu einem späteren Zeitpunkt kommt etwa um ein Fünffaches teurer.
> Können Gebiete abseits der Haupttrasse auch früher Glasfaser-Direktanschlüsse erhalten?
Ja. Wenn 50 oder mehr Prozent der Grundstückseigentümer eines Straßenzugs dies beantragen.
> Ich bin mit der bisherigen Versorgung zufrieden. Kann ich sie nicht behalten?
Nein und doch: Der bisherige Betreiber "NeckarCom" hat sich unter dem Namen "NetCom" zwar neu aufgestellt. Auch wird mit Einrichtung der Backbonetrasse die Richtfunkverbindung abgeschaltet. Die technische Umstellung sei aber marginal. Bisherige Vertragskunden würden schriftlich informiert.
> Was kosten die verschiedenen Tarife?
Es sollen Pakete zwischen 16 und 100 Mbit mit 24-monatigen Laufzeiten angeboten werden. Diese sollen im ersten Halbjahr zwischen rund 30 und rund 50 Euro kosten, danach zehn Euro mehr. Nicht alle Angebote sind nach der ersten Ausbaustufe jedoch in jedem Straßenzug buchbar oder technisch sinnvoll.