Blacksheep-Festival in Bad Rappenau

Heimliche Höhepunkte für 8000 Festivalfans

Besucherrekord beim vierten Blacksheep-Festival im Bonfelder Schlosspark mit 18 Bands - Neues Sicherheitskonzept fiel angenehm wenig auf

25.06.2017 UPDATE: 26.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Für viele nicht nur der geheime Sieger des "Eurovision Song Contest" 2014, sondern auch der heimliche Höhepunkt des vierten "Blacksheep Festival": Die niederländische Band "The Common Linnets". Fotos: Michaela Keicher (2)/Tim Kegel (2)

Von Tim Kegel

Bad Rappenau-Bonfeld. Unter den Besuchern machte es die Runde, dass das vierte "Blacksheep Festival" der Kulturinitiative Bonfeld auch das bislang am spannendsten besetzte war: 18 Bands und Solokünstler, darunter David Knopfler, "Nazareth", "The Common Linnets", "The Hooters" und "Saga" begeisterten von Donnerstag bis Samstag rund 8000 Gäste im Schlosspark. Die Veranstalter sprachen vom Rekord, bereits Monate im Voraus war der Donnerstag ausverkauft und auch Samstagskarten waren im Vorfeld keine mehr zu haben. Der Freitag wirkte weniger gut besucht als im Vorjahr, zog aber auf der Zielgeraden mit bestem Festivalwetter viele Spontanbesucher an. "Hier ging an der Abendkasse und über Ticketscript noch mehr als erwartet", sagt der Vorsitzende, Ulrich Schneider. "Überwältigend" war für Kreativteamleiter Franz Koroknay die Resonanz von Besuchern und Musikern.

Entdecken und Neuentdecken - das ist es, was "Blacksheep" binnen relativ kurzer Zeit beliebt gemacht hat: Bestes Beispiel waren am Freitag "Steve n’ Seagulls" aus Finnland, bekannt geworden als eine Art Phänomen über Youtube. Die überwiegend gut beleibte Truppe setzt sich Felle und Filzhüte auf, trägt Hosen, speckig wie Waltran, als Bühnenoutfit. Was dann kommt, ist schlicht atemberaubend: Mit virtuosem Polka-Punk, nordisch aber heiß, nehmen sie sich bekanntes Hard’n’Heavy-Liedgut vor. So wenden sie selbst Rammsteins "Ich will" zum Besseren - das mehr Witz, mehr Düsternis, Echtheit und Explosivität bekommt - und das will was heißen. Technisch ausgereift, routiniert, aber fast etwas totgehört: "The Hooters" im Anschluss, vielleicht lag’s auch am Kontrast zu den rockig-rotzigen Finnen.

Am Samstag wartete alles auf "Saga". Bonfeld war eine der letzten Chancen, die kanadischen Prog-Rocker um ihren charismatischen Frontmann Michael Sadler noch einmal live zu erleben: Im Januar hat die Band für 2017 ihre Abschiedstournee angekündigt.

Schlag auf Schlag ging es am Samstag: Die Kulttruppe "Nazareth" - jeder Ü-30er hat schon mal zumindest im Geiste zu Dan McCaffertys inbrünstigem "Love Hurts" Stehblues getanzt - trat mit einigen Urmitgliedern und dem inzwischen dritten Sänger, dem Waliser Carl Sentance auf, einem melodischen "Shouter", der auch bei der Schweizer Hardrockformation "Krokus" tätig war.

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Durchkommen bis in Reihe eins, um dicht dran zu sein an den theatralisch-spärlichen Gigs der Altvorderen war kaum zu schaffen. Eng wurde es auch bei "The Common Linnetts". Die Niederländer waren im Jahr 2014 so etwas wie der heimliche Sieger des "Eurovision Song Contest". Ihr stimmungsvolles Duett "Calm after the storm" einmal live zu hören und außerdem, wie diese Band ansonsten klingt - für viele Gäste ein wesentlicher Anreiz, aufs "Blacksheep Festival" zu kommen.

Doch wer in der heutigen Zeit Massenveranstaltungen plant, muss sich über sein Sicherheitskonzept Gedanken machen. Das ging auch an Bonfeld nicht spurlos vorbei, wurde aber in ähnlich angenehmer Handschrift abgehandelt, wie sie dem Festival als Ruf vorauseilt: Die Rucksackkontrollen nach schweren oder spitzen Gegenständen, Pyrotechnik oder Sprühdeodorants wurden von einem gut geschulten Sicherheitsdienst diskret und in freundlich-entspanntem Ton vorgenommen. Frauen wurden von Frauen, Männer von Männern kontrolliert. Auch an den Innenhofbühnen, wo es sonst sehr eng wurde, hatte man Besucherobergrenzen eingeführt, professionell und mit Augenmaß überwacht.

Kulinarisch die gewohnte "Street Food"-Attitüde: Neu waren Flanksteak-Hamburger, indische Fisch- und Veggiecurrys sowie etliche andere kleine Happen. Die Festivalwährung in Form von käuflich erwerblichen Bons saß gewohnt locker und reduzierte Warteschlangen selbst bei größtem Ansturm auf ein gut erträgliches Mindestmaß.

Info: Letzter Akt des "Blacksheep Festivals" ist eine Versteigerung von signierten Bannern im Laufe der Woche. Der Erlös kommt der Aufbaugilde Heilbronn und dem Hospiz der Gezeiten in Bad Friedrichshall zugute. Gebote werden per E-Mail unter info@blacksheep-kultur.de abgegeben. Die aktuellen Gebote werden regelmäßig auf www.blacksheep-kultur.de und auf Facebook veröffentlicht, wo auch alle Informationen dazu zu finden sind. Die Versteigerung schließt am Sonntag, 2. Juli, um 24 Uhr.

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