Siegelsbach

Neuer Naturkindergarten ist in Betrieb

Mit dem Bollerwagen ins neue Abenteuer. Die Kommune investierte bislang rund 127.000 Euro.

31.08.2023 UPDATE: 31.08.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Ein geräumiger Bauwagen aus Holz und ein Tipi-Zelt bilden die Grundlage für den neuen Naturkindergarten am Waldrand von Siegelsbach. Die Einrichtung ist seit Wochenbeginn in Betrieb. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Siegelsbach. Für einige Kindergartenkinder der evangelischen Einrichtung "Samenkorn" ist das neue Kindergartenjahr mit einer großen, aber zugleich auch aufregenden und spannenden Veränderung gestartet: Anders als bisher ins Schloss geht es für Kinder ab drei Jahren nun täglich bei Wind und Wetter an den Waldrand. Dort hat zu Wochenbeginn der neue Naturkindergarten seinen Betrieb aufgenommen.

"Wir sind heute zum ersten Mal den ganzen Tag hier", freute sich Heike Erlewein bei einem Besuch am Mittwoch. "Der Dienstag war noch vom Auszug geprägt. Nach einem Abschiedslied ging es mit dem gepackten Bollerwagen in die neue Heimat", erzählte die Erzieherin weiter. Für sie ist das Areal am Waldrand "der absolut richtige Standort".

Ein Blick in den Bauwagen, der durch eine PV-Anlage auf dem Dach bei Bedarf mit Strom versorgt wird. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Auch würden viele der Eltern ihre Kinder mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto in die Einrichtung bringen. "Hier gibt es ganz wenig Verkehr. Und auch der Lärmpegel ist sehr niedrig." Besonders schön sei auch, dass dank des Einsatzes der Gemeinderäte Hauke Hahn und Karl-Christian Mann aus einem Stoppelacker binnen weniger Wochen und Monate eine blühende und wohlduftende Wiese geworden sei.

Und der Nachwuchs habe nicht lange gebraucht, um mit dem Areal warm zu werden. Schnell wurde das Gelände erobert und getobt, was das Zeug hält. Vor allem der neue, rund 120.000 Euro teure Bauwagen oder das Tipi-Zelt wurden genaustens inspiziert. "Das Tipi-Zelt ist ein Traum", geriet Erlewein ins Schwärmen. Als es regnete habe man sich einfach dort zum Morgenkreis und Frühstück getroffen.

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Aber der Aufbau des Unterschlupfes verlangte der Gemeindeverwaltung und zahlreichen Ehrenamtlichen kurz vor dem Start des Kindergartenjahres noch einiges ab. Weil die benötigten Holzpfähle nicht lieferbar waren, stimmte man sich kurzerhand mit Revierförster Claus Schall ab und erntete im heimischen Wald die benötigten Hölzer. Anschließend wurden diese von fleißigen Helfern, darunter auch Eltern oder Mitarbeiter der Verwaltung, so weit hergerichtet, dass das Tipi am vergangenen Donnerstag aufgebaut werden konnte.

Durch diesen Einsatz, und auch der Tatsache, dass einige Ehrenamtliche in Eigenleistung eine gesonderte Toilette für die Erzieherinnen aufgebaut haben, konnte die Verwaltung rund 3000 Euro sparen. Somit liegen die Gesamtkosten momentan bei rund 127.000 Euro, wie Bürgermeister Tobias Haucap auf Nachfrage erklärte.

Generell sei er vom Konzept eines Naturkindergartens "sehr überzeugt" und auch froh, dass man das ganze Projekt schnell umsetzen konnte. Denn nur ein Jahr nach dem Grundsatzbeschluss im September 2022 könne die Einrichtung schon betrieben werden. Und das, obwohl viel Abstimmungsarbeit mit zahlreichen Behörden wie dem Gesundheitsamt, dem Forst oder der Feuerwehr zu leisten war. "Dafür ein großes Kompliment an alle Beteiligten. Das macht mich stolz und glücklich."

Und das Engagement der Ehrenamtlichen kennt noch kein Ende. "Unter den Eltern wächst gerade etwas zusammen", sagte Erlewein. Beispielsweise werde momentan geplant, einen Fahrradständer aus Holz für den Kindergarten zu bauen. "Das macht sehr viel Spaß. Sie alle wollen dem Naturkindergarten helfen", freute sich die Betreuerin. Abgeschlossen sind auch die gemeindeeigenen Aufgaben noch nicht. So soll an den Wagen noch ein Vordach installiert sowie auf dem Gelände noch ein Weidenpavillon gebaut werden. Zudem soll etwas gepflanzt werden, dass den Wind auf dem freien Feld ein wenig abschwächt.

Dass momentan nur sieben Kinder die Einrichtung besuchen, stört Erlewein keineswegs. "Auch wir müssen uns erst einmal einleben. Für mich ist das alles neu." Drei Kinder befinden sich noch im Urlaub, bis Ende September sind zwölf Kinder dann täglich in der Waldgruppe zu Gast. "Im Moment ist es noch ein wenig zurückhaltend. Aber der Kindergarten wird ein Selbstläufer", ist die Erzieherin überzeugt. Unterstrichen wird das auch mit den Anmeldezahlen für das Kindergartenjahr 2024/2025. Laut Hauptamtsleiterin Daniela Quintana Leiva ist die Naturgruppe der Samenkorn-Kita dann mit 20 Kindern voll belegt.

Die Akzeptanz, da sind sich alle Beteiligten einig, wird steigen. "Es gab schon einen richtigen Tourismus. Viele haben sich hier umgeschaut", erzählte Erlewein. Und die Hauptamtsleiterin berichtete von zahlreichen Anrufen anderer Kommunalverwaltungen, die sich über das Genehmigungsverfahren oder den Hersteller des Bauwagens informieren wollten.

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