Siegelsbach

"M&M Logistikpark" will Krematorium bauen

Die Anlage ist auf dem Firmengelände im Gewerbegebiet "Am Mührigweg" geplant. Am 19. Oktober findet eine Bürgerversammlung statt.

27.09.2023 UPDATE: 27.09.2023 13:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Neben Autoteilen, Sportwagen und Verpackungen könnte im Gewerbegebiet „Am Mührigweg“ in Siegelsbach mit einem Krematorium ein weiterer Wirtschaftszweig wachsen. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Siegelsbach. Gelagerte Autoteile, geparkte Sportwagen und ein Krematorium – was klingt, als passt es nicht zusammen, könnte am westlichen Ortsrand von Siegelsbach schon bald Realität sein. Denn das im Gewerbegebiet "Am Mührigweg" ansässige Unternehmen M&M Logistikpark beabsichtigt auf ihrem Firmengelände den Bau eines Verwaltungsgebäudes sowie eines Krematoriums. Das Vorhaben stellten Mario Reustle und Michael Marbach jetzt in einer Gemeinderatssitzung erstmals der Öffentlichkeit vor.

Bevor aber das Duo mit dem Werben um die Gunst der Bürger und Gemeinderäte begann und die Hintergründe des Vorhabens darlegte, führte zunächst Bürgermeister Tobias Haucap in das "durchaus sensible Thema" ein. "Der Tod gehört zum Leben dazu, man muss geliebte Menschen verabschieden. Man denkt nicht gerne über das Thema nach", gab er zu. Aber er beruhigte auch zugleich die Zuhörer im Publikum: "Der Sachverhalt ist komplett offen. Es ist noch keine Entscheidung getroffen und wird auch heute nicht gefällt. Wir wollen den Antrag öffentlich bekannt machen, um auch die Bürger mitzunehmen."

In einem ersten Entwurf könnte das zukünftige Gebäude in der Nord-Ost-Ansicht künftig so aussehen. Foto: M&M Logistikpark

Dass diese das zwingend wollen, war schon während der Bürgerfragestunde zuvor deutlich geworden. Mehrere Beiträge bezogen sich auf das Projekt und hinterfragten, inwieweit die Bürger der 1700-Einwohner-Kommune mit einbezogen werden sollen, denn man müsse bei diesem Thema unbedingt einen Rechtsstreit vermeiden wie in Sinsheim. Dort endete ein Disput zwischen Investor und Stadt vor zwei Jahren vor Gericht. Der Prozess hatte sich seit 2012 hingezogen.

"Es wird eine Bürgerversammlung geben", betonte Marbach zu Beginn seines Vortrags. Die Veranstaltung soll am Donnerstag, 19. Oktober, ab 19 Uhr im Großen Saal des Bürgerzentrums stattfinden. Schon jetzt rief er dazu auf, sich mit Fachfragen per E-Mail an die Verwaltung zu wenden, die diese bündelt und vorab an das Unternehmen weiterleitet, damit bei der Versammlung auch darauf eingegangen werden könne. Bei der Veranstaltung wird dann auch der Ofenhersteller IFZW vor Ort sein, der die Anlage, die auf dem neuesten Stand der Technik sein soll, im Detail erklärt.

Auch interessant
Siegelsbach: "Pakufol" will erweitern
Siegelsbach: Hunderte Bäume gefällt und sich dann angezeigt

Doch woher rührt der Gedanke, dass ein Logistikunternehmer ein Krematorium bauen will? In mehreren Gesprächen habe man sich mit der Zukunft der Firma beschäftigt und überlegt, in welcher Branche man sich ein neues Standbein aufbauen könnte. Dabei sei man auf ein Krematorium gekommen. "Denn in der Region gibt es hier einen weißen Fleck", sagte Marbach. In einem Umkreis von 30 Kilometern rund um Siegelsbach gebe es nur in Heilbronn ein Krematorium. Mit dem Bau einer solchen Anlage würde man also eine Angebotslücke schließen und zeitnahe Bestattungen ermöglichen. Zudem würden die kurzen Wege den Einsatz von Elektromobilität bei den Bestattern fördern.

Darüber hinaus steige auch der Bedarf. "Es gibt einen Wandel in der Bestattungskultur", betonte Marbach. Während vor zehn Jahren Feuerbestattungen 64 Prozent ausmachten, waren es 2022 bereits 77 Prozent. "Allein in Baden-Württemberg gab es 2022 rund 88.000 Urnenbeisetzungen." Daher sei das Geschäftsmodell "nachhaltig und zukunftssicher". Und eine "Energierückgewinnung ist im Gesamtkonzept mit eingeplant", betonten Marbach und Reustle.

Letzterer ging auch kurz auf die zu erwartenden Argumente der Krematorium-Gegner ein. "Wir werden die Anlage geräusch- sowie geruchlos und diskret betreiben." Ebenso sei es ihm wichtig, dass die Anlage so weit im Firmengelände und damit so weit wie möglich von Siegelsbach entfernt liegt. Eine Anfahrt der Leichenwagen soll nicht durch das Zentrum der Gemeinde, sondern von Süden kommend über die Landesstraße 530 und den Mührigweg erfolgen. Geplant ist auch, dass das Gebäude mit einem Sichtschutz umgeben ist, damit der Bestatter beim Ausladen der Särge nicht beobachtet werden kann.

Zu Beginn erwarten Marbach und Reustle eine bis drei Anfahrten am Tag, langfristig könnten diese auf sieben bis zehn steigen. Und ein modernes Zugangssystem solle auch eine Anlieferung bei Nacht ermöglichen.

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.