SLK-Kliniken Heilbronn

Pflegesituation besser, aber noch nicht gut

Lob, Tadel und ein mutiger Vorschlag zur Verbesserung der Pflegesituation bei der Jahrespressekonferenz der Gewerkschaft ver.di

23.08.2018 UPDATE: 24.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Nicht immer leicht hat es das Pflegepersonal am SLK-Klinikum Gesundbrunnen. Von unangemessenen Situationen berichtete die Gewerkschaft. Foto: Brigitte Fritz-Kador

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. "Wenn du die Verantwortung nicht tragen kannst, dann such’ dir einen anderen Job." Diese Antwort erhielt eine Pflegefachkraft, die auf die unzureichende Personalbesetzung auf ihrer Station hingewiesen und eine Gefährdungsanzeige an die Leitung gesandt hatte. "Motivierend" kann man dies kaum nennen.

Gegenüber ver.di berichten Kolleginnen und Kollegen immer wieder von unangemessenen Reaktionen innerhalb der Kliniken. Wenn statt der vorgesehenen acht nur sechs Mitarbeiter, davon zwei Pflegehelferinnen, über 70 Patienten versorgen oder statt sieben nur vier anwesend sind, dann geht das zu Lasten der Patienten. Um Personalausfälle zu kompensieren, werden öfter auch Auszubildende tageweise von einer Station zur anderen versetzt. Das erlebt man auch an den SLK-Kliniken, die sich sonst auf ihre Ausbildungsqualität so viel zu gute halten. Auszubildende als Personalreserve zu verstehen, dient dieser Qualität nicht.

Gerade auch zu diesem Punkt appellierte die Geschäftsführung des ver.di-Bezirks Heilbronn-Neckar-Franken an die Verantwortlichen der SLK-Kliniken. Sie sollten die Situation der Pflegefachkräfte ernster nehmen, sich auf allen Ebenen konkret den akuten Gegebenheiten annehmen und reagieren.

Marianne Kugler-Wendt benennt dazu zwei Möglichkeiten: Das Personal fördern und ernstnehmen, weniger Betten und letztlich auch weniger OPs, denn es dürfe nicht sein, dass aus finanziellen Gründen "operiert und operiert" werde, wenn das Pflegepersonal fehle. Für die Rentabilität einer Klinik, diese Zielvorgabe gibt es auch für die SLK-Kliniken, sind OPs ein wesentlicher Faktor.

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Die Geschäftsführerin kritisiert aber nicht nur, sie lobt die Pläne der Bundesregierung für ein Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals, sieht eine Reihe von Maßnahmen "die sehr anerkennenswert sind". Dazu gehörten die vollständige Refinanzierung jeder zusätzlichen und jeder aufgestockten Pflegestelle im Krankenhaus und die Herauslösung der Pflegefinanzierungskosten aus dem Fallpauschalen-System (DRG) ab 2020.

Und: "Mit der vorgesehenen rückwirkenden vollen Finanzierung der Tarifsteigerungen für das Pflegepersonal wird eine Forderung von ver.di erfüllt, doch diese Regelung sollte für alle Berufsgruppen im Krankenhaus gelten", fordert die Gewerkschaft. Auch habe sich damit die Situation in den Kliniken noch nicht geändert.

Indirekt wird eingeräumt, dass auch öffentlicher Druck hilfreich sein kann. So heißt es: "ver.di würdigt auch die umfangreiche Berichterstattung zur Belastung der Pflegefachkräfte, über mangelhaft besetzte Stellen und, im Einzelfall, auch über die Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit von Patientinnen und Patienten."

Als eine der Ursachen für nicht besetzte Fachkräftestellen in den Pflegeheimen im Stadt- und Landkreis Heilbronn sieht ver.di die nicht tarifgerechte Bezahlung als Ursache. Träger wie die Stadt Heilbronn im Katharinenstift oder der Arbeiter-Samariter Bund sowie die wenigen tarifgebundenen Träger können ihre Stellen besetzen und die gute Versorgung sichern.

Dagegen hätten manche Träger von privaten, profitorientierten Unternehmen große Schwierigkeiten, genügend Mitarbeiter zu finden. Dadurch werde die Belastung für die vorhandenen Pflegefachkräfte "unerträglich, sie verlassen die Einrichtung, weniger qualifizierte Mitarbeiter werden eingesetzt, Beschwerden von Bewohnern und Angehörigen sind die Folge".

Schon deshalb sei die Tarifbindung aller Träger und eine der Belastung und Verantwortung angemessene Bezahlung dringend notwendig. ver.di will diese Tarifverträge auf Bundesebenen abschließen. Das hat der Vorsitzende Frank Bsirske bei einem Besuch der ver.di-Geschäftsstelle in Heidelberg angekündigt.

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