Die Lust auf Demokratie wecken
Bei dem Projekt im Jugendhaus "Maxi Mal" lernen geflüchtete Jugendliche ihre Meinung zu vertreten

Jeden Dienstag ab 17.15 Uhr findet im Jugendhaus "Maxi Mal" das Projekt "Wir - demokritisch" statt. Hierbei soll bei Jugendlichen die Lust auf Demokratie geweckt werden. Foto: Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Kinder und Jugendliche werden die Gesellschaft prägen. Sie sollten daher heute schon die Möglichkeit haben, Demokratie aktiv mitzugestalten, so die Auffassung der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten (AGJF) und des Jugendhauses "Maxi Mal" Bad Rappenau. Daher findet in den Räumlichkeiten im Schatten des Wasserschlosses noch bis Oktober jeden Dienstag ab 17.15 Uhr die Projektrunde "Wir - demokritisch" statt.
Regelmäßig kommen zahlreiche Kinder mit Fluchterfahrung ins Jugendhaus. "Aber kaum geflüchtete Jugendliche", denkt Jugendhaus-Leiterin Karin König zurück. "Wir haben uns gefragt: ,Was können wir tun?‘" Bei den Überlegungen sei man auf die Ausschreibung der AGJF gestoßen und habe sich beim Projekt angemeldet. "Es passte perfekt", meint König.
Hintergrund
Die Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten (AGJF) ist der öffentlich anerkannte Zusammenschluss von Trägern der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die rund 200 Mitgliedsorganisationen, darunter Trägervereine, Städte und Gemeinden oder Kirchengemeinden und
Die Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten (AGJF) ist der öffentlich anerkannte Zusammenschluss von Trägern der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die rund 200 Mitgliedsorganisationen, darunter Trägervereine, Städte und Gemeinden oder Kirchengemeinden und Stiftungen betreiben rund 1000 Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die AGJF versteht sich als Lobby und arbeitet in verschiedenen Gremien der Landespolitik mit und nimmt öffentlich zu jugendpolitischen Fragen Stellung. Zudem gibt sie Impulse für die Entwicklung in der Praxis. (fsd)
"Wir wollen die Lust auf Demokratie, Politik und demokratisches Handeln wecken. Wir üben das Hingucken, positives Denken und vollziehen Perspektivwechsel." Nach dem Prinzip "learning by doing" lernen Jugendliche ab 13 Jahren mit oder ohne Fluchterfahrung die Bedeutung der Demokratie kennen. Die Herkunft spielt dabei keine Rolle.
Geflüchtete würden von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in zweiter Generation aber "kritisch gesehen". "Es gibt große Vorbehalte", meint Jugendhaus-Mitarbeiter Sven Krautwald. Umso wichtiger sei es "die Mauern einzureißen, Vorbehalte abzubauen und Normalität herzustellen".
Ein Einstieg in das Projekt ist jederzeit möglich. "Die, die bald das Wahlrecht erlangen, haben teilweise überhaupt keine Ahnung. Es ist höchste Zeit, darüber zu reden", betont König. "Die Menschen aus anderen Ländern haben die Demokratie anders erfahren", weiß Krautwald. Dabei sei es aber auch wichtig, dass die Treffen "nicht nach Schule schmecken".
Im Jugendhaus können die Kinder sagen, was sie gerne wollen und wie sie sich das Angebot der Einrichtung vorstellen. Wichtig sei dabei, dass der eigene Standpunkt klar sein müsse. Anschließend werde diskutiert und hinterfragt, über die eigene Meinung, eigene Werte und die der anderen diskutiert. Es wird gemeinsam entschieden, was im Jugendhaus passiert. "Das Jugendhaus ist ein eigener kleiner Kosmos. Wir helfen den Jugendlichen und bieten die Möglichkeiten, die Welt direkt mitzubestimmen", führt Karin König aus.
Auch die Themen, die dienstags behandelt werden, kommen dabei zumeist von den Jugendlichen. "Sie machen sich ihre Gedanken und schauen Youtube. Sie bringen die Themen mit und haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet", erklärt König. Im Schnitt kommen acht Jugendliche zu den Treffen, aber nicht immer die gleichen. Hausaufgaben für die Schule, Praktika oder Ausbildungen machen den Teilnehmern zu schaffen. "Es ist gar nicht so einfach. Sie haben viel um die Ohren", sagt Krautwald. Daher sei man in der Programmgestaltung flexibel, denn man könne mit Neulingen nicht dasselbe machen wie mit Stammbesuchern.
Damit die Jugendlichen künftig regelmäßiger teilnehmen können, sollen Treffen auch alle zwei Wochen samstags stattfinden. "Das ist dann auch für Ausflüge besser geeignet", sagt König und spielt dabei auf eine Exkursion zum Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma im Dezember in Heidelberg an. Auf der "to-do"-Liste stünde zudem noch ein Besuch im Bad Rappenauer Gemeinderat.
Mit dem Projekt "Wir - demokritisch" zählt das Jugendhaus "Maxi Mal" zu den sechs Standorten, die sich bei "Geflüchtete - Demokrat*innen von Anfang an!" beteiligen. Netzwerktreffen und der Austausch mit anderen Einrichtungen soll die Arbeit für die Jugendsozialarbeiter vertiefen.