"Hier hat’s schon angefangen"
Schlosspark, Angelteich, Sportplatz, Schwimmbad - Kot stört

Ein Nilgänse-Paar ist seit drei Jahren im Neckarbischofsheimer Schlosspark heimisch. Noch sind die Tiere kein Problem, das könnte sich aber noch ändern. Foto: Friedemann Orths
Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Man kennt sie aus Heidelberg. Dort vereinnahmen sie die Neckarwiese für sich. Und dort sind sie, beziehungsweise ihre Hinterlassenschaften, ein Problem. Jetzt sind sie auch in Neckarbischofsheim unterwegs: Nilgänse.
"Heidelberger Verhältnisse haben wir noch nicht", sagt Alfred Krambs vor Ort im Schlosspark im Gespräch mit der RNZ. Der Neckarbischofsheimer kennt sich aus mit Vögeln, kümmert sich hier um Nistkästen, die er für Singvögel, hauptsächlich sind das Meisen, aufhängt. Vor drei Jahren habe er zuerst ein Gänsepaar beim Schlossweiher beobachtet. Die Brut der beiden Tiere habe aber nicht überlebt. Sie seien vermutlich von anderen Raubvögeln gefressen worden. Zumeist seien es sieben Küken, die eine Nilgansdame ausbrüte. Im zweiten und jetzt im dritten Jahr sehe es aber anders aus: Da hätte das Paar alle seine Jungen durchgebracht. Krambs schätzt die Gesamtpopulation um Neckarbischofsheim auf mittlerweile rund 16 Stück. Sie ernähren sich hauptsächlich von Gras, das sie im Schlosspark zur Genüge finden.
Die Gänse beschreibt er als "interessant": "Sie sehen schön aus." Allerdings seien sie hier artfremd und verdrängten andere Tiere im Park. Auf dem Teich seien oft keine Enten oder Blesshühner mehr zu sehen, sagt Krambs. Die Enten hätten sich schon in den Bach verzogen. Er habe mal versucht, den Gänserich, auch Ganter genannt, zu verjagen: "Er hat sich mir aber entgegengestellt" und habe keine Angst gezeigt. Die Nilgänse seien "aggressiv". Ein weiteres Problem: der Kot. Zwar nimmt der in Neckarbischofsheim noch nicht überhand, Krambs findet aber immer häufiger Hinterlassenschaften auf dem neu angelegten Boulefeld. Krambs sagt dazu: "Aller Anfang ist klein - und hier hats schon angefangen." Vor allem, da er schon Leute beobachtet habe, die die Tiere füttern. "Letztens lagen hier Melonenreste ’rum." Vor Ort ist das Paar auf dem Weiher zu beobachten, zwei Kinder erfreuen sich an den Tieren. Da die Gänse gute Flieger sind, säßen sie auch oft auf dem Wasserschloss, erklärt Krambs. Vor ein paar Tagen habe er etwa sieben Stück im Park beobachten können. Die Tiere seien hier nicht dauerhaft anzutreffen.
Aber auch Mitglieder des Angelsportvereins "Krebsbach" haben die Gänse schon oft an ihrem Teich am Ablassweg gesichtet. Vorsitzender Udo Rödler hat ähnliche Beobachtungen wie Krambs im Schlosspark gemacht. Bei ihm seien die Gänse allerdings nur von Februar bis Ende Juli. Bis zu neun Nilgänse sind dann auf dem Grundstück und hinterlassen dort, vor allem vor dem Eingang des Clubhauses, ihren Kot. Rödler drückt es drastischer aus: "Von oben bis unten alles verschissen." Wie im Schlosspark vertrieben die Gänse auch beim ASV die dort heimischen Wildenten und Blesshühner. Ein weiteres Problem ist die Glastüre des Anglerheims. Die Gänse sehen darin ihr Spiegelbild, erkennen wohl einen Rivalen, werden aggressiv, und attackieren die Türe. Das sorge für Kratzer und Dreck an der Pforte, erklärt Rödler.
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Auch er kennt das Problem des Fütterns. Der Angelteich ist öffentlich zugänglich, oft nutzen Bürger das Gelände zum Entspannen - und füttern die Gänse, wie Rödler weiß. Trotz eines Schildes, das auf ein Fütter-Verbot hinweist. Auch er hat schon Brot im Teich schwimmen sehen. Wenn er die Leute darauf anspricht, würden manche auch aggressiv. Sie verstünden das Problem nicht. Dennoch betont Rödler, dass er nichts gegen die Tiere habe: "Uns stört nur die Sauerei."
Dem Bauhof ist das Problem auch bekannt, Mitarbeiter Achim Laber weiß, dass die Gänse auch auf dem Sportplatz und auf den dortigen Bänken schon ihren Kot hinterlassen haben. Er habe zuletzt zwölf Tiere im Park und zwölf bis 14 auf dem Sportplatz gezählt. Derzeit sei aber nur noch das Paar im Park anzutreffen, die Jungen seien oft unterwegs.
Hauptamtsleiter Jürgen Böhm hat sogar noch einen Ort ausgemacht, an dem die Hinterlassenschaften der Gänse für Ärger sorgen: das Freibad, um das er sich als Vorstand des TSV kümmert. Die Gänse "sind nicht mehr unproblematisch", sagt er im Gespräch mit der RNZ. An zwei Tagen sei der Kot im Schwimmbad so viel gewesen, dass es unangenehm gewesen sei. In dieser Saison sei das Problem aber noch nicht so groß gewesen, dass man Gegenmaßnahmen hätte einleiten müssen. Böhm verweist auf eine Art Raubvogel-Figur, mit der das Freibad in Bammental gute Erfahrungen gemacht hätte - die Vogelscheuche habe die Eindringlinge verjagt. Als allerletzte Alternative käme dann der Abschuss der Tiere ins Spiel. Hier müsste aber zuvor das Landratsamt eine Erlaubnis erteilen.
Albert Karras vom Gesundheitsamt kennt das Problem aus dem gesamten Rhein-Neckar-Kreis. Vor allem Badeseen seien stark von den Gänsen betroffen; die Reinigung des verdreckten Gebiets sei sehr personalintensiv. Jagen könnte man die Gänse allerdings nicht so leicht: Hier müssten zunächst die Natur- und die Jagdbehörde eine Erlaubnis geben. Während der Paarungs- und Brutzeit ist Jagen sowieso verboten. Außerdem sei ein Schwimmbad ein "befriedetes Gebiet", in dem nicht gejagt werden dürfe. An Seen habe man durch das Abschießen gewisse Erfolge erzielt, dies sei aber auch nur ein "Spiel auf Zeit".
Und auch ein weiterer Punkt spricht gegen die Gänsejagd: "Sie schmecken nicht", sagt Alfred Krambs.