Seidelmann will Bürgermeister werden
53-jähriger Stadtrat und Unternehmer startet angriffslustig

Von Tim Kegel
Neckarbischofsheim. Das Rennen um den Bürgermeisterstuhl in Neckarbischofsheim hat wegen der Corona-Krise an Fahrt verloren – noch bevor ein von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommener Wahlkampf stattfinden konnte. Jetzt allerdings kündigt sich eine neue Dynamik an: Stadtrat Thomas Seidelmann hat als Dritter im Bund seine Bewerbungsunterlagen abgegeben.
Seidelmanns Kandidatur kam für Insider nur mäßig überraschend. Seidelmann selbst glaubt, dass er seit seiner Wahl in den Gemeinderat im vergangenen Jahr "als der Wunschkandidat" vieler Bürger in Neckarbischofsheim und dessen Ortsteilen Helmhof und Untergimpern gelte. Es gehe ihm um eine "Veränderung in der Stadt". Aus diesem Grund habe er als dritter Kandidat im Bunde am Gründonnerstag den Hut in den Ring geworfen. Neben Amtsinhaberin Tanja Grether will auch Harry Hack aus Waibstadt Bürgermeister Neckarbischofsheims werden; letzterer leitet die Zentralstelle einschließlich der Kämmerei in Neckarsteinach.
Der 53 Jahre alte Unternehmer Seidelmann ist Wortführer der "Aktiven Liste" im Gemeinderat von Neckarbischofsheim; er sieht sich in seiner Selbstbeschreibung "als durchaus streitbarer Pragmatiker". Tatsächlich hatte er während seines Wahlkampfs für die Aktive Liste im vergangenen Frühjahr für Furore im Ort gesorgt, als auf Anhieb fünf Vertreter der neu gegründeten Bürgerliste den Weg ins Gremium schafften.
Dass er keine klassische Verwaltungslaufbahn absolviert hat, betrachtet Seidelmann nicht als Nachteil: Neckarbischofsheim verfüge über "ein sehr kompetentes Verwaltungsteam". Es bedürfe "Führungsstrukturen". Menschen müssten stärker dazu ermutigt werden, "im Team kreativ" zu werden. Als sein Credo nennt Seidelmann den Ausspruch "Weniger verwalten, mehr Mut zum Gestalten". Einen weiteren Schwerpunkt sehe Seidelmann, der auch Mitorganisator der "Krisenhilfe Neckarbischofsheim" ist, in der Schaffung von mehr Transparenz: "Bürger wissen oft gar nicht, wie warum welche Entscheidungen getroffen werden." Hierzu müsse "mehr kommuniziert" werden. Den Erfolg der Aktiven Liste führt Seidelmann darauf zurück, dass "das Bedürfnis der Menschen nach ehrlichen, ungeschminkten Informationen" groß sei. Als Unternehmer liege ihm eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen am Ort am Herzen, auch dort gebe es "ein gewaltiges Kommunikationsdefizit".
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Thomas Seidelmann sowie die Aktive liste galten bei Beobachtern lange als Unterstützer eines Wechsels an der Verwaltungsspitze der Gemeinde. War es doch die Facebook-Seite dieser Bürgerliste, auf der frühzeitig ein "Fahndungsaufruf" nach einem neuen Bürgermeisterkandidaten gepostet und der Name Harry Hack ins Spiel gebracht wurde.
Nun sagt Seidelmann, dass ein Grund für seine Kandidatur zudem gewesen, wäre, dass "der aktuelle Herausforderer der Amtsinhaberin noch nicht so richtig gezündet" habe. Obwohl er Hack "schätze", erinnert Seidelmann an dessen Wahlkampf "vor acht Jahren", als Hack – damals Leiter des Neckarbischofsheimer Hauptamts – seiner Mitbewerberin Grether unterlag.
Bei einer Wahl kündigt der Vater von fünf erwachsenen Kindern an, dass er den Gemeinderat "viel mehr als bisher als Arbeitsgremium" betrachten wolle. Es sei "zu wenig, als Stadtrat eine Woche vor einer Gemeinderatssitzung Unterlagen zu erhalten, deren Inhalt ich mir dann mühsam erarbeiten muss, um eine Entscheidung treffen zu können". Bürger müssten früher einbezogen werden und mit dem Gremium Konzepte "für die großen Themen" gestalten können. Aktuell, sagt Seidelmann, "hangeln wir uns sehr teuer von Einzelmaßnahme zu Einzelmaßnahme. Es fehle "ein großes Bild".



