Sechs Wochen ohne Supermarkt
Aufgrund der Renovierung schließt die Netto-Filiale Mitte April - Keine Alternative aus Kostengründen

Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Ab Mitte April müssen die Neckarbischofsheimer für rund sechs Wochen ohne einen Supermarkt auskommen. Aufgrund der Renovierung des einzigen Einkaufsmarkts in der Stadt, der Netto-Filiale in der Von-Hindenburg-Straße, schließt der Lebensmittel-Discounter in der Zeit von 17. April, 16 Uhr, bis 31. Mai. Die Neueröffnung ist laut Netto am 1. Juni geplant. Das hat das Unternehmen der RNZ auf Anfrage bestätigt.
Draußen rangieren Baumaschinen, schwarze Folie flattert an der Fassade, der Eingang führt durch Container. Im Inneren weisen Holzverkleidungen und eine verkleinerte Ladenfläche darauf hin, dass hier gebaut wird: Seit ein paar Wochen wird der Netto-Markt erweitert. Vor Kurzem hatte Bürgermeister Thomas Seidelmann nach Rücksprache mit dem Markt-Management noch verlauten lassen, dass der Lebensmittel-Discounter im genannten Zeitraum zwar schließen wird, dass man aber mit dem Management "im Austausch über eine Zelt- oder Containervariante, mit der eine Grundversorgung in dieser Zeit gewährleistet sein soll", stehe.
Jetzt teilte Netto der RNZ mit, dass das Unternehmen keine Ersatz-Einkaufsmöglichkeit anbieten wird. Das Geschäft ist der einzige Nahversorger im Ort, abgesehen vom kleinen Naturkostladen "Löwenzahn" und fahrenden Händlern. Die Netto-Pressestelle verweist lediglich auf die Netto-Filiale im rund zehn Kilometer entfernten Eschelbronn: Dort werde in dieser Zeit "die Nahversorgung für unsere Kunden in Neckarbischofsheim und Umgebung sichergestellt". Offenbar wurden die Pläne für eine Lösung vor Ort von Netto gestrichen.
"Alles andere als gut", findet der Bürgermeister, der von den Gesprächen mit der Regionalleitung des Unternehmens berichtet, nachdem die Entscheidung gefallen war. Für das Unternehmen lohne es sich demnach nicht, für sechs Wochen eine Ersatz-Infrastruktur aufzubauen, sagt Seidelmann. Erst wenn eine Netto-Filiale länger als drei Monate geschlossen bleiben muss, sei eine Zelt- oder Containerlösung eine Option. Das koste monatlich rund 40.000 Euro, Personalkosten kommen noch hinzu. Netto habe ihm mitgeteilt, dass man froh sein könne, dass der Laden nur für sechs Wochen schließe; das habe man extra so geplant.
Auch interessant
"Für die Bürger heißt es jetzt erst mal Schicht im Schacht", sagt Seidelmann. "Ich finde das ärgerlich", vor allem weil die Entscheidung, keine Alternative anzubieten, "relativ spät" komme. Aber Netto sei da "sehr kostenbewusst unterwegs".
"Jetzt müssen wir uns überlegen, ob wir mit dem Generationennetzwerk (GNN) und der Integrationshilfe die Krisenhilfe wiederbeleben", sagt der Bürgermeister. Es soll mit allen Beteiligten gesprochen werden, denn man habe sicherheitshalber auch an einem "Plan B" gearbeitet – dieser sieht den Einkaufsdienst vor –, das sei aber keine wirkliche Lösung. Fraglich sei auch, ob die Stadt die Versorgung gerade älterer Bürger überhaupt bewältigen könne, sagt Seidelmann. "Wir sind darauf angewiesen", sagt er zu dem Supermarkt im Ort.
Nach dem Umbau soll die Verkaufsfläche rund 1000 Quadratmeter betragen, bislang hatte der Markt eine Fläche von etwa 750 Quadratmetern, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit. Der alte Supermarkt habe "nicht mehr unserem modernen Netto-Konzept hinsichtlich Größe und Gestaltung" entsprochen. Nach der Renovierung wird außerdem wieder die Bäckerei Grimminger in den Eingangsbereich ziehen, "mit einer dazugehörigen Sitzgelegenheit". Ebenso soll es einen Automaten für die Rückgabe von Pfandflaschen im Eingangsbereich geben. Künftig sollen im neuen Markt mehr als 5000 Artikel angeboten werden, teilt das Unternehmen mit.