"Nachtwanderer" in Bad Rappenau

"Steht und fällt mit den Leuten, die kommen"

Helmut Bauer und Ex-Stadtrat Rüdiger Auer wollen "Nachtwanderer" wieder aufleben lassen - Engagierte Mitstreiter gesucht

27.02.2019 UPDATE: 01.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

An Orten wie dem Bahnhof, im Schlosspark oder beim Stadion wollen die Nachtwanderer voraussichtlich ab Sommer wieder mit Jugendlichen ins Gespräch kommen. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. Sie sind keine Bürgerwehr, kein Elternersatz und auch keine Sozialarbeiter oder "Streetworker". Die "Nachtwanderer" sind Männer und Frauen, die Spaß daran haben, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Und "für sie da sein" wollen. Bereits vor einigen Jahren besuchten die Nachtwanderer jeden Samstag ab 22 Uhr die einschlägigen Treffpunkte der Bad Rappenauer Jugendlichen im Kurpark, am Bahnhof oder am Wasserschloss. Doch familiäre, zeitliche oder berufsbedingte Gründe dünnten die Gruppe damals immer mehr aus, sodass sie schließlich aufgelöst wurde.

Nun wollen Ex-Stadtrat Rüdiger Auer und Helmut Bauer sowie ein paar weitere Gruppenmitglieder von damals das Projekt, das aus Skandinavien stammt, wieder aufleben lassen und auch auf die Teilorte ausweiten. Gesucht werden aber händeringend neue Mitstreiter. Dafür veranstalten die Nachtwanderer zusammen mit Oberbürgermeister Sebastian Frei am Donnerstag, 7. März, eine Informationsveranstaltung. "Wir wollen das Projekt vorstellen und im Anschluss noch die Gelegenheit bieten, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen", sagt Rüdiger Auer im Gespräch mit der RNZ. "Unter 20 Leuten brauchen wir nicht anfangen", weiß Helmut Bauer. "Das Projekt steht und fällt mit den Leuten, die kommen", ergänzt Auer. Gesucht werden aufgeschlossene und extrovertierte Menschen ab 24 Jahren.

"Wenn die Leute denken, ’so ’was haben wir früher auch einmal gemacht’, dann sind sie ideal", sagt Bauer. "Es gibt kein Konzept. Wir sind einfach ganz locker. Wir haben nicht vergessen, dass wir auch einmal jung waren."

Auer sieht das Projekt auch als Chance für Neubürger, sich ins Gemeindeleben einzubringen oder sogar neue Freundschaften zu knüpfen. Doch nicht jeder, der interessiert ist, ist auch am Ende dabei. "Wir schauen uns die Leute schon noch einmal an. Das muss auch passen", erklärt Auer. Als Nachtwanderer sei man alle drei bis vier Wochen jeweils samstags ab 22 Uhr in einer dreiköpfigen Gruppe im Einsatz. "Wir gehen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Jugendlichen zu, sondern begegnen ihnen auf Augenhöhe. Wir wollen sie nicht erziehen", betont Auer.

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Für die Jugendlichen gebe es in Bad Rappenau nicht allzu viele Möglichkeiten, am Wochenende etwas zu unternehmen. "Hier gibt es für Jugendliche nichts. Bis zu einem gewissen Alter dürfen sie noch nicht in die Disco. Dann gehen sie in die Parks." Dort wolle man dann die Gespräche suchen und erfahren, was momentan in den Jugendlichen vor sich geht. "Es gibt genug Themen, die man nicht mit den Eltern besprechen will", sagt Auer. "Wir sind aber keine Alternative oder Konkurrenz. Wir stehen beratend zur Seite."

Zudem wolle man mit dem Kontakt verhindern, dass die Präsenz der Jugendlichen in Parks oder anderen öffentlichen Orten zu Konflikten führt. Dabei baue die Gruppe ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen auf, helfe darüber hinaus gegebenenfalls auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder beim Schreiben von Bewerbungen. Bauer und Auer betonen, dass sie der Polizei auch keine Tipps geben, worauf und auf wen sie ihr Augenmerk vermehrt richten sollten. Hier gelte strikte Diskretion.

Bisher habe man aber nie Probleme mit den Jugendlichen in der Kurstadt gehabt. "Sie waren schwer in Ordnung", erinnert sich Bauer. "Dass wir uns ehrenamtlich bei Wind und Wetter die Nacht um die Ohren geschlagen haben, wurde damals von den Jugendlichen sehr honoriert", ergänzt Auer. "Wir haben ein paar Jahre ausgesetzt. Was jetzt abgeht, wissen wir nicht."

Wenn alles läuft wie erhofft und sich genügend engagierte Menschen finden, soll das Projekt ab Sommer wieder aufgenommen werden. In der Findungsphase sollen dann Schulungen stattfinden, bei denen die Gruppen ihre Erfahrungen austauschen können.

Info: Eine Informationsveranstaltung bei der das Projekt der Nachtwanderer vorgestellt wird, findet am Donnerstag, 7. März, 19 Uhr, im Rathaus statt.

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