Das könnte die Aufwertung zur modernen S-Bahn-Linie kosten
Große Lösung für Krebsbachtalbahn würde rund 40 Millionen Euro kosten - Hybrid-Fahrzeug könnte eine Alternative sein

Nachdem sich seit ihrer Eröffnung vor 116 Jahren auf der Krebsbachtallinie nicht viel verändert hat, klingen die aktuellen Überlegungen geradezu revolutionär. Allerdings sollte die Strecke der großherzoglichen Bahn einst bis ins damalige Rappenau verlängert werden. Foto: Günther Keller
Von Günther Keller
Neckarbischofsheim. Die Aufwertung der Krebsbachtalbahn zur modernen S-Bahn-Linie mit Anschluss an die Heilbronner Stadtbahn könnte bis zu 40 Millionen Euro kosten. Eine Billiglösung, bei der ein Dieselzug die bisherige Strecke abfährt, wäre für rund eineinhalb Millionen zu haben. Zwischen diesen beiden Kostenpositionen bewegen sich die Überlegungen des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart (VWI). 17 Variationen eines künftigen Zugbetriebs wurden dabei in die Bewertung genommen. Diese bilden die Grundlage für jetzt anstehende weitergehende Untersuchungen zur Zukunftsfähigkeit der Bahnstrecke.

Mit gut 20 Millionen Euro würde der so genannte Lückenschluss zu Buche schlagen, der den Schienenstrang durch Krebsbachtal mit der Linie zwischen Sinsheim und Bad Rappenau verbinden könnte. Die Querspange von 2,7 Kilometer Länge würde im Osten Obergimperns abzweigen, die Landesstraße 549 queren, nordöstlich von Babstadt vorbei führen und auf halbem Weg zwischen Babstadt und Bad Rappenau auf die bestehende Elsenztallinie treffen. Ohne diese Verbindung macht die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn nicht viel Sinn, findet VWI-Geschäftsführer Stefan Tritschler. Nur mit der Querverbindung ließen sich die Passagierzahlen so steigern, dass "der Nutzen über den entstehenden Kosten liegt", so der Diplom-Wirtschaftsingenieur, der übrigens im Nebenjob Vorsitzender des FDP-Landesfachausschusses für Verkehr und Infrastruktur ist. Tritschler geht dann von täglich 4000 Nutzern aus. Dies wäre eine Vervierfachung jener Passagierzahl, die vor dem Aus des regulären Bahnverkehrs vor nunmehr zehn Jahren erreicht worden war.
Hintergrund
Roter Flitzer kehrt zurück
Noch bleibt es auch in diesem Jahr beim gewohnten sonn- und feiertäglichen Ausflugsverkehr im Krebsbachtal. Am 1. Mai kehrt der "Rote Flitzer" aus Kornwestheim auf die Strecke zurück. Da der Zug zahlreiche Gäste aus der
Roter Flitzer kehrt zurück
Noch bleibt es auch in diesem Jahr beim gewohnten sonn- und feiertäglichen Ausflugsverkehr im Krebsbachtal. Am 1. Mai kehrt der "Rote Flitzer" aus Kornwestheim auf die Strecke zurück. Da der Zug zahlreiche Gäste aus der Region Stuttgart in den Kraichgau mitbringen soll, wird er erst 10.50 Uhr in Neckarbischofsheim-Nord ankommen und um 11.20 Uhr ab Neckarbischofsheim Nord mit vier oder fünf Wagen in Richtung Hüffenhardt abfahren. Daher werden die ersten drei Fahrten auf der Krebsbachtalbahn (8.42 Uhr und 10.02 Uhr ab Hüffenhardt sowie 9.20 Uhr ab Neckarbischofsheim-Nord) mit einem Bus durchgeführt.
Der Bus verkehrt zu den Zugfahrzeiten, hält aber an den Zwischenstationen an der dem Bahnhof nächstgelegenen Bushaltestelle (Neckarbischofsheim Krone bzw. Apotheke, Obergimpern Gewerbegebiet, Siegelsbach Mitte). Bis 21. Oktober verkehrt der "Rote Flitzer" dann sonn- und feiertags sowie jeden zweiten und vierten Mittwoch. Ob und wann Sonderfahrten angeboten werden, ist aktuell noch nicht bekannt.
Mit einem schlichten Gleisbau zwischen den beiden Bahntrassen ist es laut VWI allerdings nicht getan, wenn man einen einen attraktiven Nahverkehr anbieten will: Ein S-Bahn-Halt Babstadt-Nord steht in einer Planskizze ebenso wie der Ausbau des Neckarbischofsheimer Stadtbahnhofs zum Kreuzungsbahnhof oder die Einrichtung eines Abstellgleises in Waibstadt. Außerdem müssten Bahnsteige für die modernen S-Bahn-Züge verlängert und erhöht werden. Bei einem Vollausbau sind 17 Fahrtenpaare an Werktage, sowie 14 an den Wochenenden angedacht, wobei die aus Heilbronn kommenden Stadtbahnen nach Siegelsbach/Hüffenhardt abschwenken könnten, um dann zurück im Krebsbachtal in Richtung Waibstadt zu rollen. Eine weitere Überlegung wert ist dem VWI eine Taktverdichtung zwischen Neckarbi-schofsheim-Nord und Neckarbischofsheim-Stadt, um einen besseren Anschluss des Städtchens an die Verbindung Meckesheim-Aglasterhausen zu gewährleisten.
Eine vertretbare Alternative ist für die VWI-Planer der Einsatz von Hybridzügen, die die teure Elektrifizierung der Strecke ersparen würden. Die Deutsche Bahn hat aktuell einen "Eco Train" im Probebetrieb und hofft auf seine Zulassung noch in diesem Jahr. Bei diesem Gefährt dient ein Dieselmotor als Aggregat, wobei Strom, der aus Bremsvorgängen und überschüssiger Energie gewonnen wird, dazu geschaltet werden kann. VWI favorisiert diesen Hybrideinsatz als mittelfristig wirtschaftlichste und sinnvollste Variante. Langfristig könnte dann die Strecke elektrifiziert und ganz in das Heilbronner Stadtbahnnetz eingebunden werden. Ein wichtiger Nebenaspekt: Das Land als wichtiger Kostenträger lehnt Zuschüsse für einen reinen Diesel-Betrieb grundsätzlich ab; inwiefern Hybrid-Züge gefördert werden, ist wegen fehlender Referenzen aktuell noch nicht klar.
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Die VWI-Untersuchung, die zwar ei-nen möglichen Investitionsbedarf, aber noch keine Kosten für den laufenden Betrieb errechnete, soll nun einer näheren volkswirtschaftlichen Betrachtung, einer so genannten "standardisierten Bewertung", unterzogen werden. Rund 150.000 Euro wird das neue Gutachten kosten, wobei der Landkreis Heilbronn 80 Prozent übernimmt und den Rest sich die Landkreis Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald sowie die Kommunen Neckarbischofsheim, Hüffenhardt und Waibstadt teilen. Die Expertise soll bis Ende 2019 vorliegen. Und dann wird sich zeigen, was Landes- und Kommunalpolitik für finanzierbar halten.