"Wir stehen in den Startlöchern"
Bau des Klima-Erlebniszentrums soll bald beginnen - Fertigstellung in zwei Jahren - An der Ausstellung wird noch gefeilt

Seit einigen Tagen steht der Zaun, am 5. Oktober sollen die Bauarbeiten offiziell beginnen. Im September 2019 soll das Klima-Erlebniszentrum eröffnet werden. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Sinsheim. Wer in den letzten Tagen zwischen der Badewelt und dem Gebäude der AVR unterwegs war, hat es vielleicht bemerkt: Auf dem bislang unberührten Gelände haben Arbeiter einen Bauzaun aufgestellt. Dahinter wird sich in der nächsten Zeit viel verändern: Für rund 30 Millionen Euro entsteht dort das Klima-Erlebniszentrum. Finanziert wird das Projekt von der Klimastiftung für Bürger, die von der Dietmar Hopp Stiftung ins Leben gerufen wurde. Die Bauarbeiten sollen mit einem offiziellen Spatenstich am 5. Oktober beginnen, die Eröffnung ist für September 2019 geplant.
"Wir stehen in den Startlöchern", freut sich Alfred Erhard, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung. In den kommenden Tagen werde dort die Baustelle eingerichtet, Baucontainer werden aufgestellt. Nach dem Spatenstich soll dann mit Erd- und Aushubarbeiten begonnen werden. Das Besondere daran: Nicht ein Lkw voller Erde soll vom Gelände abgefahren werden. Statt dessen werde mit dem Aushub das Gelände modelliert und somit in eine belebte Landschaft verwandelt.
Das 2,6 Hektar große Areal soll Seen und ausgedehnte Grünflächen bereithalten. Dort wie im Erlebniszentrum selbst, einem Gebäude mit zwei Stockwerken und rund 1600 Quadratmetern Ausstellungsfläche, sollen Besucher jedweden Alters Antworten auf Fragen rund um den Klimawandel finden. "Dabei wollen wir informieren, nicht belehren", betont Erhard. Vier Themenbereiche des Klimawandels sollen abgebildet werden: wissenschaftliche Grundlagen, Mobilität, Konsum und Lebensstil sowie Wohnen und Energie.
Im Vordergrund stünden Bereiche, die Besucher auch persönlich betreffen: So werde im Außenbereich beispielsweise gezeigt, welchen Bäumen der Klimawandel entgegen kommt. Diese Information könnten Erwachsene dann bei der Planung ihres Gartens bedenken. Und Kinder könnten mit Muskelkraft Wasser von einem See in einem anderen pumpen und so besser verstehen, wie ein Pumpspeicherkraftwerk funktioniert. Vor kurzem in die Planungen integriert wurde ein Klimaspürpfad: Er verläuft unter anderem unter einem Parkdeck und soll zeigen, dass versiegelte Flächen zu heißen Bereichen führen - im Gegensatz zu begrünten Bereichen.
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Während die Planungen für den baulichen Bereich feststehen, wird an der Konzeption der Ausstellung im Erlebniszentrum selbst noch gefeilt. "Viele Informationen müssen dazu gesammelt werden und auch abgesichert sein", erklärt Erhard den Hintergrund. Hierbei werde das künftige Klimazentrum von einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern unterstützt: Klimaforschern, Pädagogen sowie Professoren, die sich mit Erneuerbaren Energien und Wetterentstehung auseinandersetzen. So tauscht sich die Klimastiftung beispielsweise mit der Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft aus - diese erhebt Daten mit Hilfe von Satelliten, die unter anderem beleuchten, wie die Abholzung des Regenwalds das Klima verändert.
Doch nicht jeder glaubt bekanntlich an den Klimawandel: "Wir versuchen deshalb, in einem Grundlagenbereich die Mechanismen zu erläutern", erklärt Erhard. Gegner wolle man nicht umstimmen, zu einer Diskussion sei man aber gerne bereit. Zeigen wolle man aber vielmehr, wie die Welt sich in den nächsten Jahrzehnten verändern könne. Und was passiere, wenn der Mensch etwas unternehme oder eben nicht.
Beim Klima-Erlebniszentrum handelt es sich wahrscheinlich um das einzige Projekt dieser Art: "Wir haben bislang noch nichts vergleichbares gefunden", berichtet Erhard auf RNZ-Nachfrage. Er erwartet Besucher aus der ganzen Metropolregion und darüber hinaus. Es werde voraussichtlich einen "sehr moderaten und familienfreundlichen Eintrittspreis" geben. Zudem sei das Klima-Erlebniszentrum auch auf den Besuch von Schulklassen zugeschnitten.