Die Dauerparker haben’s übertrieben
Kaufmann Heinrich Lutz geht neue Wege und führt Parkscheiben und Kontrollen ein

Mit Parkscheiben und einer Kontrollfirma will Kaufmann Heinrich Lutz seine Kundenparkplätze vor zu vielen Dauerparkern schützen. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Sein Einkaufsmarkt ist eingekreist von innenstadtnahen Parkplätzen. Das Parkdeck Burgplatz/Dührener Straße ist keine 100 Meter entfernt, zum Bahnhofsumfeld an der Ladestraße ist es noch näher. Ein knappes Dutzend Buchten gibt es sogar auf der Straßenseite gegenüber. Doch Kaufmann Heinrich Lutz, Inhaber vom "kleinen Rewe" in der Muthstraße, müsse Konsequenzen ziehen: Ab Dezember lässt er einen Sicherheitsdienst über seinen Kundenparkplatz mit 94 Einheiten wachen. Zur Zeit verteilen er und seine Mitarbeiter 2000 Parkscheiben an die Kundschaft. "Das dürfte reichen."
Dauerparker machten ihm und seinen Kunden das Leben schwer. "Am schlimmsten ist es vormittags zwischen Zehn und Zwölf,", schildert Lutz, "manchmal ist jeder Platz belegt." Seien dann nur zehn Kunden im Laden, ärgert sich Lutz, "dann läuft was nicht richtig". Es habe Tage gegeben, etwa vor Feier- und Brückentagen - aber auch normale Samstage -, da sei das den ganzen Tag über so gewesen: "Bei dem kriegt man keinen Parkplatz" - einem solchen Ruf unter Kunden wolle Heinrich Lutz mit seinen Parkregeln jetzt vorbeugen.
Heinrich Lutz spüre zwar den Wegfall des Postparkplatzes und auch einen generell steigenden Verkehr in der Stadt. Vor allem aber seien bequeme "und kostenlose" Parkmöglichkeiten willkommen, und das nicht nur in einer Zeit der inner- und außerstädtischen Staus und Baustellen. Schon länger parkten Pendler und Einkäufer dauerhaft vor seinem Geschäft. Hier ist es in der Tat bequem, nah, belebt, hell, übersichtlich, sauber. Und es kostet nichts. "Wenn jemand mal schnell in die Stadt oder zur Post wollte und bei mir geparkt hat, war ich der Letzte, der was dagegen gesagt hat."
Das teuerste Parkpflaster in Sinsheim liegt keine 100 Meter Luftlinie entfernt am Kirchplatz. 30 Parkminuten kosten dort einen Euro.
Schon länger habe sich Lutz die Idee einer Überwachung überlegt, "und immer gedacht: Ach, lass’ es lieber." Doch dass der Ton immer rauer, "immer frecher" wurde, wenn Lutz Dauerparker ansprach, das habe letztlich den Anstoß gegeben. "Ganz einfach" und "alles rechtlich einwandfrei", sagt Kaufmann Lutz. Ein Sicherheitsdienst überwacht künftig stichprobenartig die Plätze. Zwei Stunden Parken ist erlaubt. Strafzettel oder Abschleppen? "Strafzettel": Die 30 Euro Bußgeld, die dann fällig würden, kassiere die Wachfirma. Um Kunden zu informieren, setzt Lutz auf direkte Ansprache, ernte "eigentlich durchweg Verständnis" für die Maßnahme. Einige schimpften über das Rathaus, etwa dass Pendlerparkplätze am Bahnhof Geld kosteten. "Die Stadt kann da nicht wirklich etwas ändern", kommentiert Lutz die Situation, "das liegt an der Bequemlichkeit - und am Geld."
Der Aufwand, den die Überwachung mit sich bringe, sei "nicht zu unterschätzen", sagt Heinrich Lutz. Er wisse, dass er sich öfter rechtfertigen werden muss; dass Ahndungen zurückgenommen werden müssen, wenn Kunden die Parkscheibe vergessen - oder nicht im Besitz einer solchen sind. "Das alles kann man regeln", sagt Lutz.
Er ist nicht der einzige Sinsheimer Kaufmann, der sein Anwesen vor Dauerparkern schützt. Auch die Gärtnerei Von Hausen in der Hauptstraße hält "Parkplätze nur für Kunden" bereit.



