Integrationsmanager Afshin Salehi

Ein Übersetzer in Waibstadt zwischen den Kulturen

Salehi ist im Iran geboren und hilft jetzt Flüchtlingen im GVV, in Deutschland sattelfest zu werden

27.08.2018 UPDATE: 28.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Verbindungsglied zwischen den gesellschaftlichen Unterschieden: Eine syrische Familie, die in jetzt in Reichartshausen lebt, ist dankbar für die Unterstützung des Integrationsmanagers Afshin Salehi (links). Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Waibstadt. Asylbewerber, die die deutsche Sprache beherrschen, sind seltener krank: Afshin Salehi weiß, wie wichtig es für Flüchtlinge ist, sich im neuen Land zurecht zu finden. Und nicht nur seine Befähigung, vier Sprachen zu beherrschen, macht Afshin Salehi zu einem guten Vermittler zwischen den Kulturen.

Der gebürtige Iraner lebt seit seinem 14. Lebensjahr in Deutschland, studierte Islamwissenschaften und Orientalistik und ist seit Juli im Gemeindeverwaltungsverband Waibstadt als Integrationsmanager nicht nur die Verbindungsstelle zwischen Rathaus und Asylbewerbern, sondern auch zwischen den Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, und der deutschen Kultur. Und der deutschen Bürokratie, was den Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Afrika oder dem Irak derzeit die größte Hürde zu sein scheint.

Rolf Müller vom Internationalen Bund, der Dachorganisation des Integrationsmanagers. Foto: Christiane Barth

Doch das sind nicht die einzigen Barrieren, auf die Asylbewerber stoßen, wenn sie die Landesgrenzen bis nach Deutschland erst mal überwunden haben. "Deren Denken und Handeln ist auf die Gemeinschaft ausgerichtet, während in Deutschland ein individualistisch orientiertes Vorgehen praktiziert wird", erklärt Afshin Salehi, der zuvor beim Jobcenter Heidelberg als Integrationsfachkraft arbeitete und danach eine Fortbildung besuchte, die ihn zum Integrationsmanager befähigte. Beim Jobcenter kümmerte er sich um die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Jetzt, in den sechs Gemeinden des GVV - der als Verbund den Antrag auf die Förderung beim Regierungspräsidium stellte - ist er vielleicht so etwas wie ein Katalysator, um die Asylsuchenden in Gesellschaft und Kultur des Landes sattelfest werden zu lassen. Und dies soll möglichst "nachhaltig" sein. Denn seine ganze sowie jene halbe Stelle seines Kollegen, Stefan Schmidbauer, sind auf zwei Jahre befristet.

"Ziel ist es, die Leute so mit unserem System vertraut werden zu lassen, dass sie sich hier gut zurecht finden - auch ohne Integrationsmanager", verdeutlicht Rolf Müller vom Internationalen Bund - Dienstleister in der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit - unter dessen Dach die eineinhalb Stellen geschaffen wurden. Finanziert werden Afshin Salehi sowie sein Kollege mit Landesgeldern.

Rund 200 Menschen in Anschlussunterkünften betreut Afshin Salehi nun. Außer der organisatorischen Hilfestellung, die er bietet, sind es auch die "Übersetzungen" der Denkstrukturen, in die er sich einbringt. "Die Persönlichkeit der Menschen im Orient definiert sich über andere Werte wie etwa die Herkunft, das Klassensystem, den Bildungsstand und die finanzielle Situation", so der Integrationsmanager. "In Deutschland identifiziert man sich über die Arbeit." Interkulturell zu vermitteln, ist also wesentlicher Teil seiner täglichen Arbeit. "Die Menschen genießen die Demokratie und die Lebensweise hier und brauchen oft nur noch einen Anstoß, jemanden, der ihnen den richtigen Weg zeigt."

Auch die Frauen gelte es zu überzeugen, die Deutschkurse zu besuchen, und es sei dabei erforderlich, organisatorisch unter die Arme zu greifen, etwa die Betreuungsmodelle der Kindertagesstätten zu erklären. Um jene Nachhaltigkeit zu garantieren, die dem Internationalen Bund so wichtig ist, müsse das bestehende Netzwerk, das sich bereits um die ehrenamtlichen Helfer, die Sozialarbeiter und die Asylbewerber gebildet habe, zu pflegen und weiter auszubauen. "Wir wollen die Rathäuser entlasten", sagt Afshin Salehi.

Zudem sei das Engagement der ehrenamtlichen Helfer, die seit etwa drei Jahren den inoffiziellen Job eines Integrationsmanagers völlig unbürokratisch übernommen haben, inzwischen ein wenig am "Schwächeln".

Ob seine Arbeit, die gerade mit einem Integrationsplan, der für jeden einzelnen Asylbewerber erstellt werden soll, nun wirklich nach 24 Monaten endet? "Ich gehe davon aus, dass das Projekt weiterfinanziert wird, zumindest ein Teil", mutmaßt Rolf Müller.

Info: Jede GVV-Gemeinde hat einen Anteil an den eineinhalb Stellen. Das Büro des Integrationsmanagers im Helmstadter Rathaus (erster Stock, Zimmer 18) ist bereits eingerichtet, allein der Telekom-Anschluss fehlt noch. Die Sprechzeiten sind Montag, Mittwoch und Freitag von 9.30 bis 12 Uhr. Im Epfenbacher Rathaus ist Afshin Salehi, der jetzt Mitarbeiter des Internationalen Bunds ist, dienstags von 10 bis 12 Uhr anzutreffen. Mobilnummer: 0151 / 61626092.

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