Leuchtturm und Herausforderung zugleich
Beim Entscheid im Architekturwettbewerb für den "Innovation Park Artificial Intelligence" gab es viele Superlative.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Einer wird gewinnen, aber wer? Diese Frage wurde bei der Vorstellung der Architekturentwürfe für den KI-Zukunftspark auf den Steinäckern in Heilbronn beantwortet. "Innovation Park Artificial Intelligence", so heißt er im offiziellen Sprachgebrauch, abgekürzt nur "Ipai". Sieger ist das renommierte Rotterdamer Büro MVRDV. Der Entwurf hat als Grundidee den Kreis oder auch den "KrAIs", wie man "Artificial Intelligence" in Wort und Architektur einbettet. Diese Symbolik hat offenbar genauso überzeugt wie die Tatsache, dass man ihn, im Fertigmodus, vermutlich in zehn Jahren, auch vom Weltall aus sehen wird.
Die drei anderen Entwürfe der Endauswahl von insgesamt neun eingereichten wären auch preiswürdig gewesen. Beispielsweise der Beitrag von "Herzog & de Meuron" aus Basel. Dessen Gesamtbild hatte auch den Eindruck eines "Gesamtkunstwerkes" hinterlassen. Eine weitere Siegerin ist aber unzweifelhaft die Stadt Heilbronn. "Mit der Realisierung des Innovationsparks KI – Ipai – machen wir den nächsten großen Schritt in die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Heilbronn. Ein Wirtschaftsstandort, der schon jetzt stark ist. Der mit dem KI-Park als Motor aber seine Rolle für Heilbronn als Kraftzentrum für die Wirtschaft Baden-Württembergs unterstreicht", betonte Oberbürgermeister Harry Mergel, der auch zur 50-köpfigen Jury gehörte.
Hintergrund
Am Siegerentwurf gefiel allgemein, dass er vielgestaltig und flexibel ist, die Landschaft am Rand von Heilbronn aufnimmt, nahe der Autobahn A 6, die Türme des EnBW-Kohlekraftwerkes in Sichtweite. Gelobt wird seine "internationale Strahlkraft". Um einen "Leuchtturm", den man
Am Siegerentwurf gefiel allgemein, dass er vielgestaltig und flexibel ist, die Landschaft am Rand von Heilbronn aufnimmt, nahe der Autobahn A 6, die Türme des EnBW-Kohlekraftwerkes in Sichtweite. Gelobt wird seine "internationale Strahlkraft". Um einen "Leuchtturm", den man auch nachts als solchen wahrnehmen wird, gruppieren sich vielgestaltige Baukörper, große für Reallabore, in denen Wissenschaft zu Wirtschaft werden soll, kleinere für Wohnen und unter anderem eine Kita. Alles durchzogen von Radwegen, Grün- und Sportanlagen und einem "Römerweg" in Anspielung auf die Geschichte des Areals. 5000 Menschen sollen hier arbeiten, der Ipai wird aber auch Lebensort für sehr viele von ihnen sein. (bfk)
Zu Beginn der Vorstellung des Siegerentwurfs hatte schon Reinhold Geilsdörfer, Vorstand der Dieter-Schwarz-Stiftung, gesagt: "Wir sind stolz darauf, dass das Land uns das Vertrauen schenkt." Die Schwarz-Gruppe und die Dieter-Schwarz-Stiftung sind ja die größten Gewinner. Das Zentralorgan der Branche, die "Lebensmittelzeitung", bringt es auf den Punkt, was auch die Ipai-Homepage zeigt: "Die Schwarz-Gruppe gönnt sich einen KI-Park. Die ersten 100 Millionen Euro sind nur Anschubfinanzierung für das Areal, auf dem in zehn Jahren 5000 Forscher auch für andere Firmen Künstliche Intelligenz nutzbar machen sollen."

Damit ist aber auch klar, wer der Verlierer ist: das Land Baden-Württemberg. Es hätte sich die 50 Millionen Euro "Anschubfinanzierung" leicht sparen können, auch wenn Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, deren sehr häufige Anwesenheit in Heilbronn durchaus auffällt, bei der Vorstellung ihrerseits betonte, dass das Land der ursprüngliche Ideen- und Anstoßgeber für diesen KI-Zukunftspark gewesen sei.
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Dafür hat man sich aber auch in Stuttgart reichlich Ärger eingehandelt, von den Kommunen, die auch gerne den Zuschlag und die 50 "Anschubmillionen" erhalten hätten, aber angesichts des offenen Bekenntnisses der Schwarz-Stiftung, für eine weitere sorgenfreie Finanzierung zu sorgen, schlicht den kürzeren zogen. Traditionell redet man dort nicht über Geld, aber – hinter vorgehaltener Hand – spricht man von Gesamtkosten im mittleren, dreistelligen Millionenbereich.
"Geschenkt" ist es, darüber zu lamentieren. Die Schwarz-Gruppe schenkt dem Land, der Stadt und vor allem sich selbst ein Stück Zukunft, das Ipai-Geschäftsführer Moritz Gräter als "Heimat eines Wertschöpfungszentrums für KI im Weltklasseformat" bezeichnet, das "dank der Kraft den Entwurfs zu einer unverwechselbaren Institution in Europa" werde. Er ist schon seit Längerem mit seinem 20-köpfigen Team am Start, in dem jetzt schon die ersten Entwicklungsschritte gemanagt werden.
Avisierter Baustart ist das Jahr 2025, die Archäologen graben bereits. Auf Nachfrage sagen OB Mergel und Baubürgermeister Andreas Ringle, man sei bei der Stadt und in der Bauverwaltung auch personell schon auf das eingestellt, was hier an Arbeit auf sie zukommt. Die Stadt hat das Gelände Steinäcker als zusammenhängende Fläche zur Verfügung gestellt, erledigt das Umlegungsverfahren und Bebauungsplanverfahren und organisiert die Bürgerbeteiligung.
Der Vorsitz der Jury, ihr hatte sich auch Dieter Schwarz angeschlossen, lag bei Wolfgang Riehle, Ehrenpräsident der Architektenkammer Baden-Württemberg. Er sagt, ein Projekt dieser Größe und Bedeutung habe er in seinem Leben noch nicht bewerten können. Auch er spricht nur in Superlativen vom Wettbewerb und seinem Ergebnis, so wie auch die Wirtschaftsministerin, die diesen "denkwürdigen Tag" als "Meilenstein" in der digitalen Zukunft des Landes bezeichnet, mit Wirkung "weit über die Bundesgrenzen hinaus". Jetzt gelte es, keine Zeit zu verlieren, denn "die Welt wartet nicht". Mit "einem der größten und innovativsten Standorte Europas für KI" werde man weltweit ganz vorne dabei sein: "Wer, wenn nicht wir?" Ein Versprechen in ihren Lobeshymnen muss man sich merken: Bei der "physischen Heimat der KI in Baden-Württemberg" handele es sich auch um ein "menschenzentriertes, verantwortungsvolles" Projekt auf dem Fundament europäischer Werte.
Gerd Chrzanowski, Komplementär der Schwarz-Gruppe, saß auch auf dem Podium, hielt sich da aber sehr zurück. Im Nachgespräch sagt er dann doch, was er sich verspricht: Mitarbeiter und Fachkräfte, auch für die Gruppe, für Handel, Dienstleistung und Produktion, denn "KI wird allgegenwärtig sein". Eine erste Reaktion kam auch von den Grünen im Heilbronner Stadtparlament: "Mit dem ,KrAIs‘ konnte das Büro ,MVRDV‘ auch uns überzeugen. Er symbolisiert für uns mit seiner begrenzten Fläche die Erde mit ihren endlichen Ressourcen. Die Entwicklung des Ipai muss innerhalb stattfinden." Und warnend heißt es noch: "Eine Weiterentwicklung kann nur durch Nutzungsanpassung und Nachverdichtung statt durch Ausweitung erfolgen. Vor dieser Aufgabe steht die Menschheit an vielen Orten. Vielleicht wird uns auch hierbei zukünftig KI behilflich sein." Was die Stichworte "Nachverdichtung und Ausweitung betrifft", sie fallen in diesem Statement nicht zufällig.