Heilbronn

KZ-Gedenkstätte soll aufgewertet werden

Ein breites Bündnis will sie aus dem Schatten geringer Betrachtung holen und gründet die "Initiative Gedenkstätte KZ Heilbronn-Neckargartach".

15.07.2023 UPDATE: 15.07.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden
Die KZ-Gedenkstätte im Heilbronner Stadtteil Neckargartach ist schwer zugänglich und vergleichsweise unbekannt. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Die KZ-Gedenkstätte im Besucherbergwerk der Salzwerke Heilbronn/Bad Friedrichshall ist derzeit geschlossen und wird es noch länger bleiben. Zugänglich ist die Gedenkstätte KZ-Heilbronn-Neckargartach. Die Beachtung und Wahrnehmung der beiden Stätten, die in örtlicher Nähe wie auch im historischen Verbund zueinander stehen, ist immer noch unterschiedlich. Das soll sich jetzt ändern.

Träger der Gedenkstätte im Salzbergwerk, die mit großem finanziellen Aufwand und öffentlichen Geldern entstand, ist die Miklos-Klein-Stiftung bei der Stadt Bad Friedrichshall. Für das KZ Heilbronn-Neckargartach hat sich nun ein Initiativkreis zur Aufwertung und Erinnerungsarbeit getroffen und sich formal als "Initiative Gedenkstätte KZ Heilbronn-Neckargartach" gegründet.

Beide Konzentrationslager waren dem KZ Natzweiler zugeordnet, und für beide steht die Nazi-Maxime "Vernichtung durch Arbeit". Bis zu 1000 Zwangsarbeiter schufteten, 180 Meter unter Tage, unter mörderischen Bedingungen. In den sieben aktiven Monaten 1944/1945 kamen 200 von ihnen ums Leben. Wer nicht arbeitsfähig war, wurde in die KZ Vaihingen und Dachau abtransportiert, und von den Überlebenden kamen, nach der Auflösung der Lager im März 1945, beim "Todesmarsch nach Dauchau" nochmals mehrere hundert ums Leben.

Anliegen der neuen Initiative ist, diese Geschichte auch mit der Gedenkstätte im Heilbronner Stadtkreis präsenter zu machen. Gründungsmitglieder waren acht Vertreter unterschiedlicher Organisationen, Verbände und Parteien, der Arbeitskreis Heimat und Kultur Neckargartach, die evangelische Kirchengemeinde, der DGB, die Vereinigung Verfolgter des Naziregimes (VVN/BdA), die örtliche SPD und CDU, ein Vertreter des Heilbronner Integrationsbeirates und ein Mitglied des KZ-Gedenkstättenvereins Vaihingen/Enz. Beteiligen wollen sich auch die Heilbronner FDP, Linke und B90/Grüne.

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Als erster Schritt wurde vereinbart, dem "Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler" (VGKN) beizutreten, um die Heilbronner Gedenkstätte insgesamt besser bekanntzumachen. Des Weiteren sind Gespräche mit der Stadt geplant über verbesserte Zugangsmöglichkeiten zur Gedenkstätte sowie die jährliche Stadt-Gedenkfeier am 1. April, und um weitere Informationsmöglichkeiten direkt vor Ort zu etablieren. Die Geschichte der beiden KZ ist größtenteils gut dokumentiert.

Mit dabei bei der Gründung der Initiative war auch Heinz Risel, der sich seit den 1980er-Jahren damit beschäftigt und ein Buch dazu veröffentlicht hat. Dass unter den ersten Häftlingen 500 ungarische Juden waren, in Auschwitz selektiert, das weiß man; nicht vollständig aufgearbeitet oder bekannt ist, wer die Profiteure der Zwangsarbeit waren. Die Stollen des Bergwerkes sollten zu einer großen Rüstungsfabrik ausgebaut werden, das gelang jedoch nicht mehr.

Die IG Farben produzierte dort, und Tengelmann lagerte Waren ein. Gearbeitet wurde auch für die Heilbronner Maschinenfabriken Eugen Weisser & Co., Ferdinand C. Weipert und die Karosseriewerke Draut, für die Neckarsulmer Kolbenschmidt AG, die Mannheimer Motorenwerke AG und die Siemens-Schuckert-Werke. Ans Tageslicht kamen die KZ-Insassen auch, als sie dafür eingesetzt wurden, die mehr als 6500 Toten des Luftangriffs vom 4. Dezember 1944 zu bergen und auf dem Ehrenfriedhof zu begraben.

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