"Blitz-Brücke" in spektakulärer Aktion eingehoben
Wenn 31 Tonnen Stahl an zwei Seilen hängen. Jetzt kann man sich ein Bild des Bauwerks machen.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Wenn ein spektakuläres Bauwerk entsteht, dann gibt es auch solche Aktionen. Eine solche, nicht die erste, fand an diesem Samstag statt: Die "Blitz-Brücke", die vom Willy-Brandt-Platz beziehungsweise vom Hauptbahnhof in Heilbronn über die Gleisanlagen hinweg als Fußgänger- und Radfahrerbrücke die Bahnhofsvorstadt mit dem Neckarbogen verbinden wird, ist durch ihre einmalige Gestaltung schon ein Hingucker. Jetzt kann man sich eine noch bessere Vorstellung von dem Bauwerk machen, das gängigen Vorstellungen von einer Brücke kaum entspricht.
Der Entwurf der Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft Peter und Lochner/Bogenrieder, sie firmiert unter dem Namen "Architekturbüro Arch22", ging schon 2014 als Sieger in einem Wettbewerb hervor. Ursprünglich sollte die Brücke schon zur Buga fertig sein, das erwies sich aber als nicht machbar. Und dass sich die ursprünglich eingeplanten Kosten inzwischen gut verdoppelt haben (über 20 Millionen), ist auch abgehakt.
Hintergrund
Der Neckarbogen ist als autoarmes Stadtquartier geplant. Nur 30 Prozent der Wege sollen mit dem Auto, dafür 70 Prozent zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückgelegt werden. Die Fuß- und Radwegbrücke ist die schnellste Verbindung zum Verkehrsknotenpunkt
Der Neckarbogen ist als autoarmes Stadtquartier geplant. Nur 30 Prozent der Wege sollen mit dem Auto, dafür 70 Prozent zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückgelegt werden. Die Fuß- und Radwegbrücke ist die schnellste Verbindung zum Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz. (bfk)
Beobachtet von Ortwin Sätzler als dem Heilbronner Gesamtprojektleiter und Peter Bogenrieder vom Büro "Arch22" wurden nun am Samstag zwei 31 Tonnen schwere Stahlteile, ihre Schenkellänge betrug 21 beziehungsweise 34 Meter, an zwei Punkten mit Seilen an einem 700 Tonnen starken Autokran befestigt, langsam angehoben, in der Luft gedreht und dann in der endgültigen Position auf das Tragwerk herabgelassen. Die Brücke ist ausschließlich aus Stahl, lediglich für die "Pfahlgründung" wurde Beton eingesetzt. Das sind die vier Punkte, auf denen die gesamte Konstruktion ruht.
Zwölf Meter tief in die Erde ist man dafür gegangen, denn die Brücke steht da, wo noch bis in die Nachkriegsjahre hinein der Winterhafen war, der damals mit dem Schutt der zerstörten Stadt aufgefüllt wurde. "Neues Leben aus den Ruinen", dass dies möglich ist, beweist die Brücke an diesem Ort. Und die Tatsache, dass sie wegen ihrer Form auch schon einen "Namen" hat, nämlich "der Blitz". Das zeigt, dass sie akzeptiert ist, auch wenn sie offiziell "Buga-Brücke" heißen muss.
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Die Arbeiten am Samstag mussten nicht nur technisch mit größter Präzision erfolgen, sondern auch zeitlich. Schon vor zwei Jahren war der Termin für diesen Teilabschnitt der Fertigstellung mit der Deutschen Bahn abgesprochen worden. Denn er musste, abgestimmt auf den Bahnbetrieb, "minutengenau" eingehalten werden. Die Brücke hat eine Länge von 190 Metern, ist 4,5 Meter breit und am höchsten Punkt 26 Meter hoch. Ihr Aufbau wurde in sechs sogenannte "Sessions" eingeteilt – im Juni steht die nächste an. Was dann noch kommt, ist fast nur noch "Feinarbeit".
Wenn Bogenrieder und Sätzler am Samstag aufgeregt waren, anmerken ließen sie es sich nicht. Der Stuttgarter Architekt hat viele persönliche Kontakte zu Heilbronn, beobachtet die Entwicklung der Stadt mit großem Interesse. Und: Ein Brückenbauwerk wie dieses gehört kaum zum Alltagsgeschäft. Bis Ende Oktober wird es noch dauern, bis die Brücke fertig ist. Dann soll sie eingeweiht werden.
Zusammen mit der ebenfalls neuen, 2018 schon mit dem "Deutschen Brückenpreis" ausgezeichneten "Bleichinselbrücke", soll der Neckarbogen auch für jene erschlossen werden, die nicht hier wohnen. Wenn der gerade angegangene zweite Bauabschnitt des Neckarbogens fertig ist, werden hier 3500 Menschen leben, 1000 arbeiten und, da die Josef-Schwarz-Schule, die hier entstehen wird, auch schon auf der Tagesordnung des Gemeinderates steht, auch noch 1000 Schüler zur Schule gehen. Zum Jahresende soll noch der "erste Spatenstich" für den zweiten Bauabschnitt stattfinden.



