Geplante Brücke in Heilbronn

Kostenexplosion sprengt Brückentraum

Verbindung vom Bahnhof zur Gartenschau wird vorerst nicht gebaut - Stadt will kein Opfer überhitzter Baukonjunktur sein

12.04.2017 UPDATE: 13.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Die futuristisch geplante Brücke sollte vom Hauptbahnhof direkt auf das Buga-Gelände führen. Aus Kostengründen wurde das Projekt nun gestrichen. Visualisierung: Planungsteam arch22

Von Brigitte Fritz-Kador

Ein kommunalpolitischer Paukenschlag ist es schon - und eine Lehrstunde: Die geplante Fußgänger- und Radfahrerbrücke vom Heilbronner Hauptbahnhof direkt auf das Buga-Gelände wird nicht realisiert und, wenn überhaupt, dann erst nach der Gartenschau 2019.

Nachdem die Nachricht durchgesickert war, hatte sich Oberbürgermeister Harry Mergel zur Bekanntgabe des Sachverhaltes am Rand einer Pressekonferenz entschlossen - noch bevor der Gemeinderat darüber informiert worden war, was es mit der noch für diesen Monat anberaumten Sondersitzung letztlich auf sich hat. Die Begründung des OB: Die Stadt wolle sich nicht zum Opfer einer überhitzten (Bau-)Konjunktur machen lassen.

Zuletzt sollte der Brückenbau 7,6 Millionen Euro kosten, nach einer zweiten Angebotseinholung - die erste war ein Flop -, waren die voraussichtlichen Kostenangaben im günstigsten Fall doppelt so hoch. Andere Gebote lagen sogar das Dreifache über der Kostenplanung.

Das Brückenprojekt, wegen der futuristischen Gestaltung auch als "Blitz" bezeichnet, steht unter keinem guten Stern. Es sollte gerade für die Zeit nach der Buga sowohl für die Bewohner des Neckarbogens wie auch der Bahnhofsvorstadt eine notwendige Anbindung an die Innenstadt und für die Freizeit- und Erholungsangebote des Buga-Areals sein. Dann aber war das Vorhaben zunächst dem Sparbemühungen zum Opfer gefallen, wurde dann unter anderem auf Initiative der Grünen doch wieder auf die Agenda gesetzt und schließlich vom Gemeinderat, auch wegen der starken Zustimmung in der Bevölkerung, genehmigt. Und nun kommt das vorläufige Aus.

"Die Kosten der Brücke haben sich auch im zweiten Ausschreibungsverfahren nicht so verfestigt, dass wir dem Gemeinderat guten Gewissens den Bau der Brücke bis zur Buga empfehlen können", definiert Mergel die Entscheidung: "Wir begeben uns nicht in einen völlig überhitzten Markt. Deshalb empfehlen wir dem Gemeinderat, den Bau der Brücke auf die Zeit nach der Bundesgartenschau zu verschieben." Das sei sicherlich bedauerlich, aber in diesem Fall müsse die Vernunft die Kontrolle über das Herz behalten, so Mergel.

Auch Buga-Geschäftsführer Hans-peter Faas bedauert die Entwicklung, sieht den Erfolg der Bundesgartenschau 2019 Heilbronn dadurch aber nicht gefährdet. Für die mit dem Zug anreisenden Gäste bedeutet das "Brücken-Aus", dass sie statt eines direkten Zuganges einen vertretbaren Umweg in Kauf nehmen müssen, indem sie etwa eine Haltestelle mit der Stadtbahn fahren, um einen der Haupteingänge (Kraneninsel) zu erreichen. Faas und OB Mergel sind sich jedenfalls darin einig, dass die Brücke auf Dauer "unverzichtbar" sei.

Bei der seinerzeitigen Gemeinderatsentscheidung für die Brücke hatte Christoph Böhmer, Leiter des Baurechtsamtes, noch so argumentiert: "Ich habe mir sehr viele Bahnhöfe und Brücken über Bahnhöfe und Unterführungen unter dem Gesichtspunkt angeschaut, was davon für Heilbronn passen könnte. Es sollte kein Stadtrat und auch kein Bürgermeister zu den Plänen Ja sagen, ohne einmal probiert zu haben, wie man im Heilbronner Bahnhof auf den Bahnsteig 2 mit dem Fahrrad oder Rollator kommt, wenn einer der Aufzüge defekt ist." Der Bahnhof wird derzeit umgebaut, die Brücke ist auch darüber hinaus Bestandteil eines umweltfreundlichen Verkehrskonzeptes, für das der Neckarbogen auch stehen sollte.

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