Gas- und Personal-Engpässe

Noch keine dramatische Lage für Freibäder rund um Sinsheim

Zwar spüren auch die kommunalen Bäder rund um Sinsheim Engpässe bei Energie und Personal. Gas und Wärme aus der Region dienen als Puffer.

08.07.2022 UPDATE: 08.07.2022 06:00 Uhr 3 Minuten
Das Sinsheimer Freibad ist ans Nahwärmenetz der AVR angeschlossen und kann teuren Gaspreisen halbwegs gelassen entgegenblicken. Schwieriger sieht es beim Personal aus. Andere Bäder rund um Sinsheim machen ähnliche Erfahrungen. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim/Kraichgau. Mehr als 40 kommunale Schwimmbäder im Land sind laut Innenministerium von einer Schließung bedroht, was auf steigende Energiepreise und Personalmangel in den ohnehin schon geldintensiven Einrichtungen zurückgeführt wird. Allerdings gibt es mehr als 700 solche Einrichtungen. Rund um Sinsheim ist die Lage zwar bisweilen angespannt, von Schließung spricht zurzeit aber niemand. Auch beim Thema Energieversorgung ist einiges anders.

"Gott sei Dank sind wir gut aufgestellt", berichtet Stadtwerke-Leiter Andreas Uhler. Das Freibad wird vorwiegend mit Solarenergie geheizt, alle Dächer der Einrichtung mitsamt der Umkleidekabinen und der Technikgebäude sind mit Fotovoltaikanlagen belegt. "Diese Energiequelle macht bei uns den Großteil aus", sagt Uhler. Natürlich ist sie wetterabhängig. Zusätzlich wird die benötigte Energie mit der Fernwärme aus dem AVR-Biomasse-Kraftwerk ergänzt. Unterm Strich bleibt Uhlers beruhigendes Fazit: "Aus dem Thema Öl und Gas sind wir komplett raus."

Bereits vor sieben Jahren wurde das Freibad auf Solarenergie und Fernwärme umgestellt. Steigende Stromkosten sind ein weiteres Gewicht, das öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder drückt, die immer ein Zuschussbetrieb sind. Die Eintrittspreise wurden in Sinsheim erst jetzt wieder angehoben. Für die kommende Zeit seien keine Preiserhöhungen vorgesehen, sagt Uhler. "Wir wissen natürlich, dass der Eintritt auch sozial fair bleiben sollte. Von einer Kostendeckung sind wir sowieso weit entfernt."

Eine weitere Schwierigkeit, mit der die Schwimmbäder derzeit kämpfen müssen, ist der Personalmangel – sowohl im Servicebereich als auch bei den Schwimmmeistern. Erst im vergangenen Jahr konnte in Sinsheim ein personeller Engpass gerade noch abgewendet werden. "Wir sind ständig auf der Suche nach Arbeitskräften", sagt Uhler. Erschwerend kommt hinzu, dass die Arbeitsverträge lediglich für die Saison vereinbart werden, Arbeitnehmer jedoch meistens eine dauerhafte Beschäftigung suchen. Oberbürgermeister Jörg Albrecht verglich die Schwierigkeiten beim Badepersonal im Gemeinderat kürzlich mit jenen bei Kindergärten.

Auch interessant
Rhein-Neckar-Odenwald: Hier gibt es Badeseen und Freibäder
Baden-Württemberg: Mehr als 40 Bädern droht Schließung wegen hoher Energiekosten

Das August-Schütz-Freibad in Neckarbischofsheim, das der Turnverein betreibt, wird überhaupt nicht beheizt. Zu Lasten fallen hier allenfalls die hohen Strompreise. Doch das Bad verfügt zum Glück auch über eine Solaranlage. Eine Erhöhung der Eintrittspreise sei "Stand jetzt" noch nicht vorgesehen, sagt Vereinsvorsitzende Martina Wanke. Der Personalmangel fällt bei dem kleinen Schwimmbad eher ins Gewicht. Schwimmmeister Wolfgang Benz wird kommendes Jahr seinen Ruhestand antreten. "Dann sieht es bei uns schlecht aus", befürchtet Wanke. Bislang helfen 17 ehrenamtliche Schwimmmeister aus den Mitgliedern des Vereins aus, etwa bei Urlaub und an den Wochenenden. Dies künftig zur Regel zu machen, sei nicht möglich: "Das schaffen wir nicht." Von Gesprächen mit der Stadtverwaltung erhofft man sich Lösungen; Schwimmmeister Benz ist im Winter auch fürs Hallenbad im Ort zuständig.

Neckarbischofsheims Bürgermeister Thomas Seidelmann meint zum Thema: "schwierige Situation." Nach den Sommerferien soll das Hallenbad wieder geöffnet werden. Es ist in den Schulkomplex integriert und wird von einer Hackschnitzelanlage beheizt. Die Stadt sei derzeit auf der Suche nach einem Schwimmmeister. Überbrücken wolle man den personellen Engpass im Herbst zunächst mit Freiwilligen der DLRG, die auch am Wochenende im Freibad tätig sind. Auch ein Nachfolger des Wassermeisters fürs Freibad werde gesucht.

Das Epfenbacher Hallenbad an der Mehrzweckhalle wird mit einer Öl-Zentralheizung aus den 1970er-Jahren erwärmt. Sanierungen seien geplant, weiß Bürgermeister Joachim Bösenecker. Bislang denke man da auch an Fotovoltaik. Diese habe sich jedoch bislang noch nicht als sinnvoll erwiesen, weil sie auf ein Leichtbaudach montiert werden müsste, das aus statischen Gründen für die Aufrüstung mit Modulen nicht geeignet sei. Doch man denke jetzt an eine Dachsanierung. Die Anhebung der Eintrittspreise sei möglicherweise ein Thema, räumt Bösenecker ein. "Da Heizen teurer geworden ist, müssen wir uns über eine Preisanpassung Gedanken machen."

Das Waibstadter Hallenbad sowie das gesamte dortige Schulzentrum wird durch eine Biogasanlage beheizt, sagt Hauptamtsleiter Marc Fischer, die "durch ortsansässiges Biogas aus Daisbach" versorgt wird. Da man das Biogas noch zu fest fixierten Preisen beziehen könne, sei eine Erhöhung der Eintrittsgelder nicht vorgesehen. Auch der Schwimmmeister-Mangel sei hier kein Thema: "Wir haben ein junges Team, das uns hoffentlich noch sehr lange erhalten bleibt." Die letzte Stellenbesetzung im Jahr 2019 sei aber über persönliche Kontakte zustande gekommen, auf die öffentliche Ausschreibung habe sich niemand beworben.

Das Badewasser im Freibad Reichartshausen wird mit Holzhackschnitzeln beheizt. "Eine Anpassung der Eintrittspreise ist nicht notwendig", sagt Bürgermeister Gunter Jungmann. Der Vertragspartner für die Betriebsführung der Heizanlage, die Maschinenring Service GmbH in Neunkirchen, habe bisher keine Erhöhungen angekündigt. Auch Fotovoltaik gibt es auf dem Dach der Freibad-Gebäude. Deren Strom wird ins Netz eingespeist.

Wie schnell aber der Mangel an Schwimmmeistern ein Bad treffen kann, musste Reichartshausen erst vor kurzem erleben, als beide Schwimmmeister gleichzeitig krank waren. Kurz stand die Überlegung an, das Bad vorübergehend zu schließen. Ehrenamtliche sind dann eingesprungen.

Hier finden Sie einen Überblick, wo Sie überall in der Region ins kühle Nass eintauchen können.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.