GRN-Krankenhäuser

Wenn die Maske 7,90 Euro kostet

Die Krankenhäuser haben in der Corona-Krise deutlich mehr für Schutzausrüstung ausgegeben. Ihr Defizit wird wohl höher ausfallen.

16.07.2020 UPDATE: 17.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Zum Höhepunkt der Corona-Krise wurden Masken auch im Krankenhaus mehrfach verwendet und zwischendurch auf Infusionsständer aufgehängt. Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Rhein-Neckar-Kreis. 48 Cent haben die GRN-Krankenhäuser vor der Corona-Krise für eine FFP-2-Maske bezahlt. Zum Höhepunkt der Corona-Krise waren es 7,90 Euro pro Stück. Diese enorme Preissteigerung gilt für sämtliche Schutzausrüstung: Handschuhe kosteten im Januar zwei Cent, zur Corona-Hochphase acht Cent das Stück. Und das summiert sich: Bei einem Verbrauch von 27.000 Stück pro Tag ergeben sich daraus Mehrkosten in Höhe von 45.000 Euro pro Monat – nur für Handschuhe.

Doch auch in anderen Bereichen sieht es bei den GRN-Finanzen dieses Jahr weniger gut aus: In den Kliniken in Eberbach, Sinsheim, Schwetzingen und Weinheim wurden ab 16. März deutlich weniger Patienten als sonst behandelt. Denn ab diesem Datum wurden alle Operationen verschoben, die nicht unmittelbar notwendig waren. Laut Geschäftsführer Rüdiger Burger wurden auch viele ambulante Operationen in dieser Zeit nicht vorgenommen. "Da fehlt uns deutlich über eine Million Euro", berichtet Burger.

Ebenfalls weggefallen sind ambulante Notfallbehandlungen. Darunter fällt beispielsweise jemand, der sich in den Finger geschnitten hat oder eine Prellung hat, weil er vom Fahrrad gestürzt ist. Denn viele Personen hatten zum Höhepunkt der Corona-Krise schlicht Angst, ins Krankenhaus zu gehen und blieben trotz Beschwerden lieber zu Hause.

Mindereinnahmen verzeichnet die GRN aber auch in nicht-medizinischen Bereichen: Weil weniger Besucher kamen, gingen die Einnahmen aus Parkgebühren zurück. Und weil die Schulen und Kindergärten geschlossen hatten, die über die Krankenhaus-Küchen mit Essen beliefert werden, fehlen auch hier Einnahmen. Zudem wurde mehr Personal eingesetzt, beispielsweise Sicherheitspersonal im Eingangsbereich der Krankenhäuser.

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Dem gegenüber stehen verschiedene Ausgleichszahlungen und Zuschläge: 560 Euro erhält die GRN laut Burger pro Tag und Bett, das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nicht belegt war. 50 Euro pro Patient wird als Zuschlag für Mehrkosten bei der Schutzausrüstung aus Bundesmitteln in Aussicht gestellt. Ist der Corona-Test positiv, werde dieser Betrag auf 1000 Euro erhöht.

6,3 Millionen Euro beträgt das Defizit der GRN im Jahr 2019, berichtet Burger – etwas weniger als im Vorjahr. Wie hoch es in diesem Jahr ausfällt, sei noch nicht abzusehen. Burger erklärt auf Nachfrage jedoch: "Ich gehe davon aus, dass das Defizit größer sein wird."

Vieles hänge momentan davon ab, ob sich bei den Patientenzahlen noch etwas aufholen lasse. Das werde nicht überall möglich sein, beispielsweise bei den geriatrischen Rehakliniken in Sinsheim, Schwetzingen oder Weinheim, die über eine recht überschaubare Anzahl von Betten verfügen. Bei den Kliniken ist dies laut Burger aber eher möglich. Denn normalerweise lassen sich viele Patienten in den Pfingst- oder Sommerferien nicht behandeln, da sie im Urlaub sind. Für die GRN könnten sich die corona-bedingt eingeschränkten Urlaubsmöglichkeiten als positiv erweisen.

Die Corona-Krise habe man gut gemeistert, findet Burger. Er verweist unter anderem auf das relativ früh in Betrieb gegangene Testcenter in Sinsheim sowie jenes in Schwetzingen, das als "Drive-In" genutzt werden konnte.

Als kritischsten Punkt sieht er rückblickend die knappe Schutzausrüstung: "Sie ist nie ausgegangen. Aber es war verdammt eng", räumt Burger ein. Den Mitarbeitern zu erklären, dass kaum mehr Masken und Co. da sind und sie haushalten müssen, sei nicht nur auf Verständnis gestoßen. Vor diesem Hintergrund habe man Schutzausrüstung zu sehr teuren Preisen einkaufen müssen. Burger berichtet aber auch von so manch dubiosem Angebot: So habe beispielsweise auch eine Autolackiererei Masken zum Verkauf feilgeboten. Oder der ein oder andere Händler aus Osteuropa, bei dem sich herausgestellt habe, dass die Ware nicht zertifiziert war.

In der Krise zeigte sich eben auch: Viel Schutzausrüstung kommt aus dem Ausland. "Da muss man Lehren daraus ziehen", findet Burger. Deshalb gebe es Überlegungen bei der GRN, Notlager einzurichten und die Kapazitäten bei der Schutzausrüstung aufzustocken.

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