Flutkatastrophe Ahrtal

Friedrich-Hecker-Schüler halfen im Katastrophengebiet

Künftige Bautechniker der Friedrich-Hecker-Schule halfen eine Woche im Ahrtal. Sie sammelten bleibende Eindrücke und erfuhren vor Ort viel Dank für ihre Arbeit.

22.10.2021 UPDATE: 23.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Die zukünftigen Bautechniker der Friedrich-Hecker-Schule waren im Ahrtal und boten ihr Fachwissen für den Wiederaufbau von zerstörten Häusern oder die Vorbereitungen für Mobilhäuser an. Foto: privat

Von Berthold Jürriens

Sinsheim. Auch etwas mehr als 100 Tage nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ist die Not dort groß und es gibt jede Menge zu tun. Mitgeholfen haben vor Kurzem auch Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Hecker-Schule (FHS). Alle haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, beispielsweise als Maler, Fliesenleger oder Kfz-Mechatroniker. Momentan bilden sie sich an der FHS zum staatlich geprüften Bautechniker fort.

"Ich bin schon mächtig stolz auf diese Gruppe, die Lehrer und das, was sie im Katastrophengebiet geleistet haben", sagt Schulleiter Thomas Brunner über die Klasse FTB 2, zu denen Jessica Hann, Vivian Hauth, Annabelle Wohl, Marvin Anft, Büsra Eraslan, Robin Günthner, Florian Günter, Jan Gugau, Andreas Huyhammer, Felix Malsch, Alexander Marx und Frederik Seitz gehören. Brunner sei ständig mit Fachlehrer Markus Wernz in Kontakt gewesen, der mit seinen Kollegen Alexander Kohm und Tadeus Ras die Organisation übernommen hatte. "So manches Mal hörte ich die Erschöpfung in seiner Stimme", erzählt Brunner.

Als Schock hätten die meisten Schüler den ersten Anblick bei der Fahrt durch das zerstörte Gebiet empfunden – soweit es überhaupt befahrbar war. Zwar seien die groben Spuren des Hochwassers beseitigt worden, doch von Normalität oder von Alltag könne für die Menschen in den betroffenen Tälern noch keine Rede sein, bestätigt die Klasse auf Nachfrage.

Hintergrund

> Der SV Sinsheim und seine Freunde haben 2200 Euro gesammelt und an den betroffenen Fußballverein Ahrweiler BC gespendet. Als Rückmeldung kam eine lange Nachricht von dessen stellvertretendem Vorsitzenden Frank Schönherr. Darin schreibt er, dass das Hauptaugenmerk

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> Der SV Sinsheim und seine Freunde haben 2200 Euro gesammelt und an den betroffenen Fußballverein Ahrweiler BC gespendet. Als Rückmeldung kam eine lange Nachricht von dessen stellvertretendem Vorsitzenden Frank Schönherr. Darin schreibt er, dass das Hauptaugenmerk zunächst darauf gelegt wurde, Trainern und Spielern zu helfen, die obdachlos geworden sind. Dies sei gelungen. Doch ein Training sei kaum möglich: "Alle vier Sportplätze, welche uns bis dato zur Verfügung standen, sind zerstört, und der Beginn des Wiederaufbaus steht noch nicht fest", schreibt Schönherr. Zudem sind viele Schulen zerstört, weshalb die Kinder in anderen Schulen untergebracht sind und dort zumeist von 13 bis 17 oder 18 Uhr unterrichtet werden. Danach sei ein Training kaum machbar. Der Plan sei nun, das Vereinsheim so schnell wie möglich wieder aufzubauen, zumindest einen Sportplatz mit eigenen Mittel wieder herzurichten und eine Flutlichtanlage zu organisieren, um in der dunklen Jahreszeit trainieren zu können. Hilfe von außen sei wichtig, weil die meisten Sponsoren der Mannschaft ebenfalls vom Hochwasser betroffen sind. (rnz)

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"Es geht jetzt darum, die Häuser wieder aufzubauen. Und dafür werden Handwerker benötigt, die sich auskennen", erzählt ein Schüler. Er befürchtet, wie seine Mitschüler auch, dass die Qualität des Wiederaufbaus leidet, weil Fachpersonal fehlt. Und selbst wenn die eigenen vier Wände noch bewohnbar sind, werde es für viele hart, denn nicht jeder Haushalt wird bis zum Winter eine funktionierende Heizung haben. "Das wird noch Jahre dauern, bis alles wieder normal ist", sind sich die Schüler sicher.

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Viele Menschen würden das Ahrtal verlassen. Wernz war vor Projektbeginn zwei Mal vor Ort, um sich ein Bild zu machen, "wo und wie man helfen kann und was benötigt wird". Auch für Brunner sei wichtig gewesen, "dass wir konkrete Hilfe mit dem Know-how unserer Schüler anbieten können". Für alle sei eine Teilnahme an diesem Hilfsprojekt selbstverständlich gewesen. "Das war auch ein sehr gutes Gefühl, den Menschen helfen zu können, die allesamt superfreundlich und dankbar waren", berichtet ein weiterer Beteiligter.

Die meisten Schüler waren im höher gelegenen Ort Berg-Krälingen im Einsatz, um dort unter anderem für die vorübergehenden Ersatzhäuser Fundamente zu gießen und Anschlussleitungen zu verlegen. Von "organisiertem Chaos" spricht Wernz, wenn er sich zum Beispiel an einen geplanten Baggereinsatz erinnert, der dann nicht stattfinden konnte, weil das Fahrzeug dann doch fehlte.

Auch in den Häusern wurde geholfen. Foto: privat

"Und nicht jeder Hauseigentümer wollte sich helfen lassen", ergänzt ein Schüler, der auch von gestohlenen Mauersteinen berichtet. Neben dem Handwerkermangel, mache fehlendes Baumaterial die Situation schwieriger. Bei der Sammelunterkunft musste man zwar einige Abstriche machen, aber es habe für die Helfer immer gutes Essen gegeben. Und die Aktion hatte noch einen weiteren Effekt: "Unser Klassenzusammenhalt ist enorm gestärkt worden", sind sich die Schüler einig.

Besonders gefreut habe sich die Helfergruppe der FHS über die Spenden. "Mehr als 11.000 Euro sind eingegangen, wobei man die Firma IFC aus Oedheim und den Rhein-Neckar-Kreis besonders erwähnen muss." Der Schulträger hatte die kleinen Reisebusse für die Fahrt zur Verfügung gestellt. Zwei Schüler planen außerdem eine Rückkehr ins Ahrtal, um nochmals ihre Hilfe anzubieten.

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