Kommen gleich zwei neue Lebensmittelmärkte?
"Edeka" und "Norma" sind auf Standortsuche in Eschelbronn und Neidenstein. Auch das Umdasch-Gelände ist im Gespräch.

Von Berthold Jürriens und Roland Wolf
Neidenstein/Eschelbronn. Die großen Lebensmittelmärkte entdecken die Dörfer für sich. So könnte man die aktuelle Meldung aus den Rathäusern des Burg- und des Schreinerdorfes interpretieren. Während das Unternehmen "Edeka" einen attraktiven und verkehrsgünstigen Standort zwischen Eschelbronn und Neidenstein in Betracht zieht, möchte der Discounter "Norma" mit seinen rund 1000 Lebensmitteln, Gütern des täglichen Bedarfs und Non-Food-Artikel direkt im Burgdorf Fuß fassen. "Wir haben die Anfragen im Gemeinderat in nicht öffentlichen Sitzungen behandelt", sagt Neidensteins Dorfoberhaupt Frank Gobernatz. Einerseits freue man sich über die Möglichkeit der Aufwertung der Infrastruktur mit Lebensmittelmärkten, "andererseits ist uns auch die bestehende Infrastruktur im Dorf wichtig."
Genau wie sein Amtskollege Marco Siesing möchte Gobernatz die Bevölkerung mit einbinden, wenn es darum geht, den örtlichen wirklichen Bedarf eines solchen Marktes einzuschätzen. Wünscht man sich einen modernen "Edeka"-Markt oder ist man mit der jetzigen Ist-Situation vollauf zufrieden? Besteht der Bedarf auf einen Vollsortimenter im Ort und will man dadurch auf Wege in die Nachbarkommunen verzichten? Spielt in diesem Zusammenhang auch das Thema der CO2-Vermeidung aufgrund der dann entfallenden Wegstrecken eine Rolle? Antworten auf diese Fragen aus der Bevölkerung sind den beiden Verwaltungschefs willkommen.
Im Schreinerdorf herrscht eine eher positive Grundstimmung gegenüber einer geplanten Ansiedlung eines "Edeka"-Marktes, wenn man Stimmen aus der Verwaltung, aus dem Gemeinderat oder aus der Bevölkerung hört. In einer Stellungnahme der Gemeinderatsfraktion der "Unabhängigen Bürger für Dorf und Umwelt" beklagt diese zwar den weiteren Flächenverbrauch und stellt die tatsächliche CO2-Einsparung in Frage, steht aber dem Projekt nicht grundsätzlich im Wege.
Für die Neidensteiner Gemeindeverwaltung gibt es noch einen weiteren zu beachtenden Grund: Im Hinblick auf die künftige Versorgung mit Bargeld würden die Lebensmittelmärkte eine immer größere Rolle spielen, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Burgdorf. Da sich die klassischen Banken immer mehr aus der Fläche zurückziehen würden, um Kosten einzusparen, treten die Supermärkte an deren Stelle.
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Der Markt soll als Neubau konzipiert sein und als Vollsortimenter die Versorgung von circa 4500 Einwohnern aus Eschelbronn und Neidenstein sowie umliegender Ortschaften für die kommenden Jahrzehnte sichern. Er wird den vorhandenen "Netto"-Markt in Eschelbronn nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen, da die Märkte grundsätzlich unterschiedliche Angebotssegmente bedienen. Die beiden Supermärkte gehören beide zur "Edeka"-Gruppe.

Bei der Vorstellung des Projekts im Herbst 2020 in einer nichtöffentlichen Sitzung war noch das Gelände des inzwischen abgeholzten Pappelwäldchens am Ortsausgang in Richtung Neidenstein Gegenstand der Überlegungen. Der Grundstücksbesitzer war jedoch zum Verkauf der Fläche nicht bereit. Diese Planungen hätten sich nach aktuellem Stand erledigt, bestätigt auch Bürgermeister Gobernatz. So steht nun die direkt angrenzende Fläche entlang der alten Gemeindeverbindungsstraße nach Neidenstein im Fokus. Gespräche mit Grundstückseigentümern sind im Gange.
"Edeka" braucht für die Realisierung des Marktes eine Fläche zwischen 7000 und 8000 Quadratmetern. "Sowohl beim alten Pappelwäldchen als auch bei der jetzt zur Diskussion stehenden Fläche handelt es sich um reines Privatrecht, weshalb die Gemeinde kein Mitspracherecht und keinerlei Einflussmöglichkeiten hat", sagt Siesing. Die Gemeinde sei hier also "außen vor". Aber klar sei für beide Ortschefs und für die "Edeka"-Verantwortlichen auch: "Nur mit dem gemeinsamen positiven Willen der Gemeinden Eschelbronn und Neidenstein lässt sich das Vorhaben realisieren".
Auch Vertreter des Discounters "Norma" haben mit einem Grundstückseigentümer bereits Gespräche geführt und Interesse für eine Fläche in Neidenstein bekundet. Dabei handelt es sich nach RNZ-Information um einen Teil des Umdasch-Geländes. Aber auch hier müssen die Sondierungsgespräche noch voranschreiten, um Aussagen über die mögliche Ansiedelung und zeitliche Entwicklung zu treffen. "Wir haben schon einige positive Nachrichten aus der Bevölkerung erhalten", sagt Gobernatz, der aber auch von "Bedenkenträgern" berichtet.
Auf die Frage, ob ein Lebensmittelmarkt den anderen eventuell ausschließen könnte, konnte er keine Antwort geben. "Ob die Märkte das jeweils abhängig machen von dem anderen, das kann ich im Moment nicht sagen." Das Sortiment sei schon unterschiedlich. Fakt sei, dass "Edeka" sein Kundenpotenzial vor allem in den beiden Ortschaften sieht und deswegen auch die Lage zwischen diesen favorisieren würde. "Norma" schielt womöglich auch auf das Einzugsgebiet in Richtung Epfenbach.