Eppinger Nachtumzug

Verletzte Frau - Polizei sucht zwei Hexen

Aus Spaß wird plötzlich Ernst, als eine junge Frau an einem Hexenkessel verletzt wird - Staatsanwaltschaft ermittelt

05.02.2018 UPDATE: 05.02.2018 17:05 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Foto: Portner

Eppingen. (dpa-lsw) Nachdem eine junge Frau während eines Fastnachtsumzugs in Baden-Württemberg an einem Hexenkessel verbrüht wurde, hat die Polizei Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung und möglicher unterlassener Hilfeleistung aufgenommen. Das sagte Polizeisprecher Achim Küller am Montag. Eine 18-Jährige wurde am Samstagabend beim Nachtumzug in einem Kessel mit siedend heißem Wasser schwer an den Beinen verbrüht. Andere Teilnehmer sollen sich danach nicht um die Frau gekümmert haben.

Eine der Hexengruppen führte auf einem Ziehwagen einen Brühkessel mit integriertem Holzofen mit sich. Der Kessel war mit heißem Wasser gefüllt, der Ofen mittels Holz befeuert. Gegen 21 Uhr zogen die Hexen an einer Zuschauergruppe vorbei, die mit den Mitgliedern dieser Hexengruppe zu scherzen begann und eine junge Frau den Hexen "aushändigte".

Worauf die 18-Jährige von Mitgliedern der Hexengruppe über diesen Kessel mit dem heißen Wasser gehalten wurde. Ersten Zeugenaussagen zufolge gerieten die Beine der Geschädigten aus bisher unbekannten Gründen bis zu den Kniekehlen in das heiße Wasser. Andere Zeugen sprechen von der Möglichkeit, dass die Verbrühungen vom aufsteigenden Dampf oder Spritzwasser verursacht worden sein könnten.

Die Hexen hätten die aus Rheinstetten bei Karlsruhe stammende junge Frau nach dem Unfall mit schweren Verbrühungen zurückgelassen. Sie kam in eine Spezialklinik, in der sie wohl ein bis zwei Wochen bleiben müsse, sagte Polizeisprecher Küller.

Man habe sechs Personen der Zunft ermittelt, die den Wagen gestellt hatten. Der Kessel habe über einer Feuerstelle auf einem Wagen gestanden, der von mehreren Menschen gezogen wurde. Diese seien nach dem Vorfall einfach weitergegangen, ohne sich um die Verletzte zu kümmern.

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Die Ermittler hatten am Montagnachmittag bereits mehrere Zeugen befragt - darunter sowohl Teilnehmer des Umzugs als auch Besucher. Insgesamt waren den Angaben zufolge mehr als 80 Gruppen und etwa 2000 Menschen an dem sogenannten Nachtumzug beteiligt. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn und das Polizeipräsidium Heilbronn gehen nach momentanem Stand von einer fahrlässigen Körperverletzung und möglicher unterlassener Hilfeleistung aus.

Die Zukunft der Veranstaltung ist nach dem Unglück offen. "Ich kann aus heutiger Sicht nicht sagen: 'Ja, es geht weiter'", sagte Oberbürgermeister Klaus Holaschke (parteilos). Der Fall mache ihn persönlich betroffen. Wie der Verein "Hexenzunft Eppingen" auf seiner Internetseite schreibt, findet der Nachtumzug seit 2003 am Samstag vor dem "Fasnetswochenende" statt. Holaschke zufolge lief die Veranstaltung in den Vorjahren stets ohne größere Probleme ab.

Nach Angaben der Stadt entsprach auch der betroffene Wagen den Auflagen. Er sei vor dem Umzug vom Ordnungsamt abgenommen worden, sagte eine Sprecherin. Allerdings habe sich zu dem Zeitpunkt kein heißes Wasser auf dem Fahrzeug befunden.

Hexenfeuer und -kessel seien in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht üblich, sagte die Stadtsprecherin. "Uns waren Ereignisse dieser Art aufgrund von solchen Kesseln nicht bekannt." Die Zunft, zu der der Wagen gehörte, sei seit vielen Jahren bei dem Umzug dabei und noch nie negativ aufgefallen. Der Vorfall werde nun kritisch aufgearbeitet. Über Konsequenzen könne man aber noch nichts sagen. "Das Wichtigste ist im Moment, wie es der jungen Frau geht."

Die Zunft veröffentlichte am Wochenende bei Facebook zahlreiche Bilder des Umzugs - allerdings ohne auf den Zwischenfall einzugehen. Von zahlreichen Nutzern gab es dafür Kritik.

Update: 5. Februar 2018, 16.46 Uhr

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