Eppingen

Historischer Löscheinsatz auf dem Marktplatz

Rathausbrand mit Wassereimern gelöscht: Die Vorführung lockte zahlreiche Besucher auf den Marktplatz.

02.11.2022 UPDATE: 02.11.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Der historische Spritzenwagen wurde mit Muskelkraft auf den Marktplatz gezogen, um in einer Schauübung zu zeigen, wie im 19. Jahrhundert Feuer gelöscht wurden. Foto: Detlef Brötzmann

Von Detlef Brötzmann

Eppingen. "So wurde in den Jahren 1847 bis 1900 gelöscht", kündigte Alexander Wagner von der Feuerwehr das Geschehen an, das daraufhin auf dem Marktplatz seinen Lauf nahm. Gelbrötlich flackernder Lichtschein war in den Räumen über dem Balkon des Alten Rathauses zu erkennen, und schon legte sich simulierter Rauch über den Platz. Ein Signalhorn ertönte, und wenig später bogen sie auch schon um die Ecke: Die Feuerwehrmänner der Eppinger Wehr in historischen Uniformen und mit Messinghelmen auf den Köpfen. Allen voran der mit Muskelkraft gezogene Wasserwagen.

Nein, Wasser war nicht das Ladegut, wie man hier vielleicht vermuten könnte, sondern Wassereimer. Wie im 19. Jahrhundert wurden die umstehenden Zuschauer aufgefordert, mit den Eimern eine Wasserkette zu bilden. Damals war jede Hand für den aktiven Löscheinsatz gefragt, weshalb bei einem Brand auch sofort alle Gasthäuser geschlossen wurden. Inzwischen wurde der Wagen mit der ausziehbaren, hölzernen Leiter vor dem Balkon in Stellung gebracht, wie auch der Spritzenwagen mit der historischen Handpumpe. Hurtig wurde nun Wasser aus einem simulierten Brunnen geschöpft, und Eimer für Eimer wanderte von Hand zu Hand zum Spritzenwagen.

Der Kommandant war am Helm mit Rosshaarbüschel zu erkennen, und die Befehle wurden per Hornsignal gegeben. So auch das Signal "Feuer schwarz" nach einigen Minuten schweißtreibender Arbeit bei den freiwilligen Helfern. Fazit am Ende: Die Stadtkasse wurde gerettet. Mit dieser Präsentation setzte die Freiwillige Feuerwehr Eppingen nochmals einen Höhepunkt im Jahr ihres 175-jährigen Bestehens.

Sie zählt zu den Top zehn der ältesten Wehren in Baden-Württemberg, gab Heimatfreund Reinhard Ihle schon zu Beginn der Veranstaltungsreihe "Halbe nach fünf" auf dem Karlsplatz zu verstehen. Einen Spitzenplatz dürfte diese heimatkundliche Exkursion, bedingt durch die Gartenschau war es die erste Führung im Jahr 2022, eingenommen haben, denn gefühlt hatten sich mindestens so viele Teilnehmer zur Führung eingefunden wie die Feuerwehr an Jahren zählt.

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Am Karlsplatz wurde 1851 – drei Jahre nach der Gründung der Eppinger Wehr – das erste Spritzenhaus gebaut. Für 100 Jahre war hier ihr Domizil. Das Wasser für Übungen wurde aus dem Hilsbach entnommen. Die Tour durch die Altstadt entsprach einer Zeitreise von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit. Im Linsenviertel, mit einst sehr enger Bebauung, präsentierte die Wehr die imposante Drehleiter sowie das heute eingesetzte technische Gerät. Ihle gab einen Rückblick auf verschiedenste Haus- und Scheunenbrände in der Altstadt.

Der LF15 aus dem Jahr 1949 ist eine besonders Schmuckstück der Eppinger Wehr. Reinhard Ihle (Mitte) erzählte über Haus- und Scheunenbrände in den vergangenen 175 Jahren in der historischen Altstadt. Foto: Detlef Brötzmann

In der Altstadtstraße wartete ein besonderes Schmuckstück der Eppinger Wehr. Das erste, mit 150 PS motorisierte Löschfahrzeug, ein LF15, welches 1949 gekauft wurde. Es fasste 1400 Liter Wasser und war bis 1989 im Dienst. Zu den Einsätzen erzählte Ihle so manche Legende. Am alten Marktplatz verdeutlichte die Wehr, wie die "Feuerlöschpolizei" in der Zeit des Nationalsozialismus uniformiert und technisch ausgestattet war. In den Nachkriegsjahren wurde mit Rücksicht auf die Bevölkerung auf Sirenenalarm verzichtet. Bis 1953 läutete bei Bränden wieder die alte Feuerwehrglocke auf dem alten Rathaus.

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