Das älteste Gefährt war 110 Jahre alt
Mehr als 100 Oldtimer gab es beim Landesfeuerwehr-Treffen anlässlich des 175. Geburtstags der Eppinger Wehr zu bewundern.

Von Angela Portner
Eppingen. Die Ruheständler hatten sich für ihren Ausflug mächtig rausgeputzt: Mehr als 100 Fahrzeuge waren zum 8. Landesfeuerwehr-Oldtimertreffen in die Fachwerkstadt gekommen. Auf Hochglanz gewienerte Automobilspritzen, Mannschaftswägen mit handbetriebenen Sirenen oder die Oldies früherer Kommandanten wurden von den unzähligen Besuchern bewundert. Die meisten haben mehrere Jahrzehnte im Dienst der Rettung gestanden. Betagtester Gast war ein KL 19 Baujahr 1912, der ursprünglich als sechsspännige Pferdezug-Drehleiter gekauft und mehr als zwanzig Jahre später auf ein neues Magirus-Fahrgestell umgerüstet wurde.
"Dann mal rauf auf den Bock", ermunterte Kurt Schwäberle einen Besucher. Fotoapparate und Handys wurden immer wieder für Erinnerungsfotos gezückt. Der Benz Gaggenau, eine Automobilspritze, die noch vor der Fusion mit Daimler gebaut wurde, war mit seinen 97 Jahren eines der "Sahneschnittchen" am Marktplatz. Mit 40 Pferdestärken auf vier Zylindern schafft der Senior gerade einmal 50 Stundenkilometer. Dafür trägt er eine Magirus-Drehleiter Baujahr 1938 auf dem Rücken, und die alte Pumpe bewegt 1700 Liter pro Minute. Das Feuerwehrmuseum Winnenden, in dem man auf 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche 250 Jahre Feuerwehrgeschichte bestaunen kann, hat den roten Schatz vor mehr als 30 Jahren bei einem Schrotthändler in Trier "ausgegraben". Schwäbele: "Die Restaurierung hat fast zehn Jahre gedauert."
"Passende Stellflächen zu finden, war die größte Herausforderung", machte Stadtkommandant Thomas Blösch deutlich. Die Eppinger Wehr hat für die Organisation des Treffens, das angesichts des 175. Geburtstags stattfand, keine Kosten und Mühen gescheut. In einer Broschüre wurden alle Fahrzeuge der Veranstaltung gelistet. Die weiteste Anmeldung kam aus der Schweiz. "Die sind leider auf der Strecke liegen geblieben", sagte Blösch bedauernd. Für die Gäste, die bereits am Samstag angereist waren, gab es nicht nur eine Sternfahrt zu den Stadtteilen, Kaffee und Kuchen sowie Übernachtung für Fahrzeuge und Mannschaft: Am Abend fand im Feuerwehrgerätehaus auch eine kameradschaftliche Löschübung mit Palmbräu-Bier statt.
Thomas Nerpel, Abteilungskommandant der Feuerwehr Sinsheim, genoss das Wiedersehen mit den Kameraden anderer Wehren: "Das haben wir in den letzten Jahren alle vermisst." Für das Oldtimertreffen haben sie ihr ältestes Fahrzeug, einen Opel Blitz und einen LF 16 mitgebracht, beide aus den 1950er-Jahren.
Auch Werner Kugler und Alex Klooz aus Welzheim hatten ihre Schätze "gescheit rausgeputzt". Wie ein rotes Band säumten die Fahrzeuge die Straßenränder und Plätze in der Innenstadt. Um die Rettungswege in den engen Altstadtgassen nicht zu versperren, waren dort nur wenige Fahrzeuge geparkt. Überall wurde geschwatzt und gescherzt; lustige Einsatzgeschichten, in denen auffallend oft Tierrettungen eine Rolle spielten, wurden zum Besten gegeben und über alte und neue Ausstattungstechnik gefachsimpelt.
"Früher hat uns noch ein KFZ-Schlosser gereicht", erzählt Dietmar Weber vom Feuerwehrmuseum Stuttgart. Von dort stammt der schnieke DL 30 Baujahr 1954, der bis 1988 noch im Dienst war. Zwei Meter lang ist die Ausschiebeleiter. Wer da rauf steigt, muss höhentauglich sein. Deshalb habe die "Steigermannschaft" früher aus Zimmermannsleuten und Kaminfegern bestanden, erklärt der Feuerwehrmann, der bis zu seiner Pensionierung 40 Jahre im Dienst war. Die Leidenschaft hat er weitergegeben: "Wenn bei uns zu Hause der Alarm losgeht, gehen drei Generationen in den Einsatz."



