Ein Zeichen für Demokratie gesetzt
Mehrere hundert Menschen haben am Freitag gegen Hass und Hetze demonstriert. Vor allem wählen zu gehen, ist wichtig.

Von Anjoulih Pawelka
Eppingen. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Veranstalter Ralf Baumgärtner am Freitagabend nach der Kundgebung. Unter dem Motto "Eppingen ist bunt! Gegen Hass und Hetze – Für eine aktive Demokratie" hatten sich laut Polizeiangaben mehr als 500 Menschen auf dem Marktplatz versammelt. Das waren deutlich mehr als erwartet. Das sei "fantastisch für so eine kleine Stadt wie Eppingen". Baumgärtner hatte die Veranstaltung für 100 Teilnehmende angemeldet. Doch der Marktplatz füllte sich gegen 18 Uhr mit immer mehr Menschen. Darunter Familien mit Kindern, junge Menschen und auch viele Ältere.
Einige von ihnen hatten schon Demonstrationserfahrung, wie zum Beispiel Ulrike Winkler, die sich früher unter anderem gegen Atomkraft engagiert hat. Die 60-Jährige hatte am Freitag ihren bunten Regenschirm mit Tüchern geschmückt, die sie sonst für ihre Gedächtnistrainings-Kurse nutzt. Es sei wichtig, momentan auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, und dass sich Menschen zu Wort melden, die sonst eher daheimbleiben.
Innerhalb von einer Woche hat die Gruppe "Eppingen ist bunt" die Veranstaltung organisiert. Nach den Enthüllungen von Correctiv zur AfD sei der Gruppe schnell klar gewesen, dass sie etwas auf die Beine stellen wollen. "Ich bin offene Türen eingerannt", erzählt der 57-jährige Baumgärtner, als er anfragte, wer sich ebenfalls engagieren möchte. Dass die Fraktionsvorsitzenden der Gemeinderatsparteien auf der Bühne standen, sei "ein sehr starkes Zeichen".
Für sie sprach Hartmut Kächele, der SPD-Fraktionsvorsitzende. "Demokratie ist keine Einbahnstraße, Demokratie ist kein Ruhekissen, Demokratie muss man sich immer wieder erarbeiten", sagte er, und fügte an, dass Demokratie nicht einfach sei. "Es ist einfacher, wenn einer oben sitzt und sagt, was wir zu tun haben. Doch das wollen wir nicht."
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Demokratie sei schwierig, weil man sich informieren müsse und für diese Demokratie einstehen müsse. Das Wichtigste sei aber, dass die Menschen wählen gehen. Dafür erntete Kächele Applaus. Mit niedriger Wahlbeteiligung könne eine Demokratie nicht überleben. Nur durch Wählen könne man die Politik beeinflussen. Er schloss seine Rede mit den Worten: "In Eppingen herrscht nicht Hass und Hetze" und keine Gewalt, zum Beispiel gegen Geflüchtete. Neben Applaus gab’s für seine Rede auch zustimmenden Jubel.
Nachdem Inge Baumgärtner in ihrer Rede unter anderem darauf hingewiesen hatte, dass Deutschland schon immer ein Einwanderungsland gewesen ist, sagte sie, dass ein Ruck durch die Reihen der Politik gehen müsse. "Sie müssen ihr kleinliches Parteiengezänk dem Gemeinwohl unterordnen und, so wie wir es heute tun, gemeinsam die Demokratie verteidigen."
Dies sei möglich, wenn sie den Menschen, die nun auf der Straße sind, zuhörten. "Es hat keinen Sinn, die Antidemokraten rechts überholen zu wollen." Danach war eigentlich eine Menschenkette durch die Altstadt geplant, aufgrund der vielen Teilnehmenden wurde es dann eher ein Marsch durch die Altstadt mit bunten Tüchern.
Zurück auf dem Marktplatz gab es Statements von unterschiedlichen Menschen, warum sie bei der Demonstration sind. Darunter waren Antworten wie: "Weil alle Menschen ein Recht auf Menschenrechte haben", "weil es höchste Zeit ist, den Rechten zu zeigen, dass sie mit ihren menschenverachtenden Ideologien in der Minderheit sind" und dass die sogenannten Protestwähler ihre Meinung überdenken sollen oder Beweggründe wie: "Weil ich in einer demokratisch denkenden Gesellschaft leben möchte, die andere, egal welcher Religion sie angehören oder woher sie kommen, respektiert sehen möchte."
Dieter Hoffmann kam mit einem selbst gebastelten Plakat zur Demo, auf dem "Alternative für Doofe" stand. Er hat an der Veranstaltung teilgenommen, weil er nach außen sichtbar machen möchte, "dass wir uns nicht alles gefallen lassen". Gegen die Ampel-Regierung zu sein, sei kein Grund, gleich das Extreme zu wählen.
Zum Abschluss der Kundgebung, die gegen 19 Uhr endete, haben die Teilnehmenden auf dem Marktplatz bunte Schirme in die Luft gehalten und diese mit ihren Handy-Taschenlampen beleuchtet. Baumgärtner und sein Team planen noch weitere Veranstaltungen, mit denen sie Menschen für die Demokratie begeistern wollen. Darüber informieren sie zu gegebener Zeit unter anderem auch auf ihrer neuen Homepage unter www.eppingen-ist-bunt.de.




