Die Straßen sind zugeparkt, aber die Hinterhöfe leer
Der Gemeinderat zieht die Reißleine: Wer künftig im Quartier Adelshofer Straße baut, muss mehr Stellplätze einplanen.

Eppingen. (guz) Mehr Wohnungen bedeuten auch mehr Autos und in der Folge mehr Parkplätze für die Bewohner. In der Adelshofer Straße in Eppingen, in der in den zurückliegenden Monaten verstärkt neuer Wohnraum geschaffen wurde, sind die Folgen bereits jetzt gravierend, was sich auch an den zahlreichen Parkverstößen ablesen lässt. Weil der Stadtverwaltung bereits weitere Bauanträge für 22 neue Wohneinheiten vorliegen, hat der Gemeinderat nun die Reißleine gezogen und die Zahl der geforderten Stellplätze auf privaten Grundstücken per Satzungsbeschluss auf 1,5 erhöht. Der Beschluss wurde bei einer Gegenstimme gefasst.
Weil in dem Gebiet hinsichtlich Parken die eher laxe Landesbauordnung gilt, mussten Wohnungsbesitzer bislang lediglich einen Stellplatz pro Wohnung nachweisen. De facto sind aber insbesondere bei größeren Wohnungen mehr Fahrzeuge pro Haushalt vorhanden – in Eppingen soll die Kfz-Dichte laut Angaben der Verwaltung sogar 36 Prozent größer sein als beispielsweise in Heilbronn. Daher parken viele Bewohner ihren Zweit- oder Drittwagen auf den wenigen öffentlichen Parkplätzen. Zudem parken laut Stadtverwaltung und Anwohnern offenbar auch viele ihre Autos im öffentlichen Raum, die eigentlich genügend eigene Parkfläche haben, insbesondere in den großen Höfen der dortigen denkmalgeschützten Modellhäuser.
In dem gesamten Areal herrsche bereits heute "ein enormer Parkdruck", begründet die Verwaltung und blickt zugleich auf die geplante Erschließung der neuen Baugebiete im "Zylinderhof III und – perspektivisch – IV" am nordwestlichen Stadtrand, also in der Verlängerung der Adelshofer Straße. Sind diese Gebiete erst einmal erschlossen und die dortigen Häuser bewohnt, wird es nicht bei den 3500 bis 4000 Fahrzeugen bleiben, die bereits jetzt (werk)täglich in der teilweise engen Adelshofer Straße gezählt werden. "Viele Besitzer haben Stellplätze in den Höfen ausgewiesen. Die werden aber nicht genutzt", schilderte Bürgermeister Peter Thalmann die Situation, was auch Anwohner Reiner Keller (CDU) bestätigte.
Um den Parkdruck auf das Gebiet zu verringern, hatte die Verwaltung ursprünglich sogar zwei Stellplätze für jede Wohnung vorgeschlagen. Die SPD-Fraktion hielt aber den Faktor 1,5 für ausreichend. Auch Oberbürgermeister Klaus Holaschke griff diesen Kompromissvorschlag an, der letztlich eine breite Mehrheit fand.
"Kein Investor macht das freiwillig", verdeutlichte Michael Mairhofer (SPD) die Notwendigkeit einer Regulierung per Satzung. Außerdem erinnerte er daran, dass sich das Parkproblem bereits heute in den umliegenden Straßen fortsetze.
Auch interessant
Peter Wieser (Grüne) hatte noch vorgeschlagen, auf dem nahe gelegenen Festplatz einen "Quartiersparkplatz" einzurichten, stieß damit aber auf Ablehnung. "Der Festplatz ist für diesen Zweck nicht geeignet", befand OB Holaschke, und Keller nannte die Vorstellung, dass die Wohnungsbesitzer dort ihre Autos parken und dann zu ihren Wohnungen laufen, "ein Wunschdenken".