Aufs "Rössle" folgt der "Wolfsschlucht"-Rest
Die Firma "Jako" will ein weiteres denkmalgeschütztes Haus in der Eppinger Altstadtstraße sanieren - Stadträte sind begeistert

Von Armin Guzy
Eppingen. Das Specht’sche Haus nahe der katholischen Kirche gilt als Perle im Ensemble der Fachwerkhäuser in der Eppinger Altstadt. Offenkundig gut betuchte Bürger hatten es vor fast einem halben Jahrtausend gebaut. Nachdem der letzte Besitzer ohne Erben gestorben war, hat die Stadt das Kulturdenkmal bereits Mitte des vergangenen Jahres gekauft, um den Bestand zu sichern. Inzwischen ist ein Investor gefunden, der die Perle mit geübter Hand und Sachverstand wieder zu vollem Glanz aufpolieren soll. Und er hat, wenige Meter vom Specht’schen Haus entfernt, bereits eine eindrucksvolle Visitenkarte hinterlassen: Die Firma "Jako Baudenkmalpflege" GmbH hat das ehemalige "Rössle" im Pfeifferturm-Quartier saniert, an dem sich zuvor mehrere Investoren vergeblich versucht hatten. "Viele sind gar nicht erst angetreten", erinnerte Klaus Scherer (CDU).

Vom Ergebnis der inzwischen abgeschlossenen "Rössle"-Sanierung zeigten sich viele Mitglieder des Technischen Ausschusses und auch Bürgermeister Peter Thalmann begeistert. Und wohl auch die Käufer und Mieter der neu entstandenen Räume: Fast alle Wohnungen sind bereits bezogen. Von "innerstädtischer Nachverdichtung auf höchstem Niveau", sprach Jörg Haueisen (FBW), und Michael Mairhofer (SPD) bescheinigte "Jako" "sehr viel Liebe zum Detail und Sachverstand." Auch das "Rössle" war von der Stadt gekauft worden, um den historischen Bestand zu sichern und stadtplanerisch die Karten in der Hand zu behalten. Das traditionsreiche, mehr als 300 Jahre alte Eckhaus am Marktplatz war lange eine Institution in der Stadt: Hier hatte die Brauerfamilie Zorn ihren Stammsitz, hier war von 1929 bis 1980 das erste und einzige Kino der Stadt zu finden, hier vergnügte sich die Stadtgesellschaft bei Bier, Kartenspielen und mehr. Zuletzt aber stand das denkmalgeschützte Haus jahrelang leer und verfiel zusehends. Pläne für eine neue Nutzung hatte es zwar einige gegeben, aber letztlich wurden alle verworfen. Vor elf Jahren musste dann der einsturzgefährdete Kinosaal abgerissen werden. Erst mit der Firma "Jako" aus Rot an der Rot (Landkreis Biberach) kam die Wende. Zwar dauerte die Sanierung, die auch die Nebengebäude Kirchgasse 3 und 5 aus dem Jahr 1900 umfasste, deutlich länger als geplant, am Ergebnis aber hat wohl keiner etwas zu mäkeln. Entsprechend hoch sind nun die Erwartungen der Stadträte an die Sanierer beim Umbau des noch älteren und natürlich ebenfalls denkmalgeschützten Specht’schen Hauses.

"Wir wollen das alte Raumbild wieder herstellen" sagte Architektin Verena Lutz, die gemeinsam mit Firmeninhaber Bernd Jäger den Ausschussmitgliedern die Pläne erläuterte. Das dreigeschossige repräsentative Fachwerkhaus aus der Renaissance ist das letzte eines ganzen Ensembles, dessen Gebäude eng beieinanderlagen und das bei den Eppingern einst als "Wolfsschlucht" bekannt war. Das Specht’sche Haus wurde wohl 1555 auf einem noch älteren Keller aufgebaut, der nach wie vor erhalten ist und unterirdisch über die Grundstücksfläche hinausragt. Die Denkmalschützer des Regierungspräsidiums Stuttgart bescheinigen dem mehrfach sanierten Fachwerkhaus Haus einen "hohen dokumentarischen Wert".
Bis vor zwei Jahren waren zwei Ebenen des Specht’schen Hauses bewohnt. Allerdings ist die Wohnfläche, die sich einst nur reichere Bürger leisten konnten, heute für viele uninteressant, zumal die Ebenen im Innere über eine raumgreifende Treppe erschlossen werden. Bei der Sanierung will "Jako" nun alle drei Ebenen über einen neuen Treppenhaus-Anbau verbinden. Der Anbau soll von der Straße aus kaum sichtbar sein, über einen Lift verfügen und eine großzügigere Raumaufteilung ermöglichen. Die alte Treppe bleibt dennoch erhalten, hat dann aber keine Funktion mehr. Außerdem ist eine Dachterrasse geplant.
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Bleibt nur ein Problem: Noch hat die Firma "Jako", die ausschließlich denkmalgeschützte Gebäude saniert, keinen Bauantrag gestellt, was aber nach der zustimmenden Kenntnisnahme der Ausschussmitglieder bald folgen soll. Nach der Genehmigung, "spätestens aber Anfang des kommenden Jahres", will "Jako" loslegen – somit wäre während der Gartenschau mitten in der Altstadtstraße eine Baustelle. "Wir sind im engen Austausch mit der Stadtverwaltung", versicherte "Jako"-Geschäftsführer Jäger dem Gremium. Er könne sich vorstellen, dass die Baustelle während der Schau "glänzen" wird, beispielsweise mit bedruckten Folien, die an den Baugerüsten angebracht werden und das Haus in seinem alten oder geplanten Zustand zeigen.
Ende 2021 oder Anfang 2022 sollen dann die drei Wohnungen im sanierten Specht’schen Haus bezugsfertig sein.



